Chapter 5 | brother.

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Pov: Taddl
Erst jetzt merkte ich, dass ich schon vor der Haustür stand. Ich holte mein Handy raus und versuchte, mein Gesicht darin zu spiegeln.

Sehr gut. Die Tränen hatte ich wohl zurückhalten können. Ein Glück, denn wenn mich meine Mutter verheult sehen würde, wäre ich gezwungen, zu reden und das wollte ich jetzt wirklich vermeiden.

Ich kramte nach meinem Schlüssel und schloss auf. Im Flur entledigte ich mich meiner Jacke und meiner Schuhe, meine Tasche wollte ich aber mit in mein Zimmer nehmen. Ich atmete einmal durch, setzte ein Lächeln auf und bewegte mich.

Die Küchentür stand offen und meine Mutter darin.
"Hey, Kleiner. So früh zurück?" - "Mama, bitte. Ich bin nicht klein, wie oft denn noch?", ich zog eine Grimasse, "die letzten vier Stunden entfallen für alle Schüler. Wichtige Lehrerkonferenz oder so. Ich geh hoch."
Mit diesen Worten machte ich kehrt und lief die Treppe empor zu meinem Zimmer. Alle Kinderzimmer waren oben.
Mein großer Bruder Frederik, zwei Jahre älter als ich, und meine kleine Schwester Samantha, drei Jahre jünger, wohnten dementsprechend auch hier.

Ich öffnete meine Zimmertür, ging zwei Schritte hinein, schloss sie und blieb mit dem Gesicht vor ihr stehen. "Shit.", ich schloss meine Augen und ließ meine Stirn gegen die Tür fallen. Der Abstand zwischen Tür und Stirn war wohl doch größer als gedacht gewesen, denn der Aufprall machte sich sofort in Form von leichten Kopfschmerzen bemerkbar. Ich schüttelte leicht den Kopf. Dann ließ ich mich auf mein Bett fallen.

Ein Klopfen riss mich aus dem Schlaf. Ich rieb mir die Augen, musste wohl eingeschlafen sein.
"Was?", murmelte ich.
"Ich bin's, Brüderchen. Lässt du mich kurz rein?"
Ich verdrehte die Augen. Freddy, mein Bruder.
Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und nuschelte: "Mach halt."
Dann hörte ich, wie sich meine Tür öffnete und Schritte auf mich zu kamen.
"Was ist, Freddy?" - "Das weißt du doch selbst. Mama hat erzählt, dass du zu früh hier warst. Und du weißt auch, dass sie sich durch ein gespieltes Lächeln nicht beirren lässt. Sie hat gemerkt, dass was nicht stimmt. Und so, wie ich dich hier sehe, ist echt was faul. Was ist passiert, heute in der Schule? Du bist neu. Hat dich deshalb jemand genervt?"

War ja klar, dass sie Freddy auftrug, mich auszuquetschen. Aber sie wusste, dass es mir leichter fiel, mit ihm zu reden, als mit ihr oder meinem Vater. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht fühlte ich mich von ihm einfach verstanden. Immernoch das Gesicht im Kissen, schüttelte ich den Kopf. Die Luft wurde knapp.
Ich drehte mein Gesicht der Wand zu.

"Was ist es dann? Was hieltest du davon, mich mal anzusehen und zu sagen, was passiert ist?"
Jetzt drehte ich mich und schaute ihn an. Widerstand war sowieso zwecklos, er fand immer einen Weg.
"Komm, bitte. Ich seh' doch, dass da was nicht stimmt."
Nun seufzte ich. Dumm war er wirklich nicht. Ich begann schließlich zu erzählen, von meinem Tag, von Ardy, von seinem Aussehen, seiner Stimme, von dem Blick, den er mir in der Pause zuwarf.
"[...] Ich hab' wahrscheinlich einfach überreagiert. Ich kann ihm nicht mal Vorwürfe machen, er hat ja nichts getan. Meine Reaktion darauf verstehe ich auch nicht. Ich hoffe, das war ausführlich genug?"
Erwartungsvoll schaute ich zu ihm hoch. Im Laufe des Gesprächs war er neben mich gerutscht und hatte seinen Arm beruhigend um mich gelegt. Meinen Kopf hatte ich gegen ihn gelehnt. Jetzt lächelte er mich an.
"Sorry, aber das ist einfach süß", sein Grinsen wurde breiter, bis er sich wieder fing. "Taddl, ich denke du solltest dir vorerst nicht mehr all zu große Gedanken darum machen. Es ist besser, wenn du etwas isst und dann schlafen gehst. Du gehst morgen am Besten wieder in die Schule... Mal sehen, vielleicht ist der Gute ja sogar besser drauf als heute. Kannst ihn ja mal drauf ansprechen. Aber jetzt solltest du dich beeilen, schlafen zu gehen. Du weißt, wenn etwas ist, du Hilfe brauchst, reden willst oder so, ich bin da, komm einfach zu mir, ja? Ich weiß, wie du dich fühlst."


Trust me. || Tardy FanfictionTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang