Chapter 30 | not fair.

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Pov: Taddl

Ich versuchte, mich von dem Geruch abzulenken, indem ich mich auf den Flur konzentrierte. Er wirkte bedrückend. Die einzigen Möbelstücke waren ein dunkles Schuhregal und eine Garderobe. Die Wand war wohl eigentlich weiß, wirkte jedoch eher wie ein dunkles grau. Es gab kein Fenster und das Licht war aus, was den Raum noch dunkler schienen ließ. Es gab zwei offene Türen und eine geschlossene, die in weitere Räume führten.

Ardy steuerte nun auf eine der beiden offenen Türen zu. Darauf bedacht, keine Geräusche zu machen, schlich ich leise hinter ihm her, in den nächsten Raum. An den Wänden konnte man einen leichten Stich gelber Farbe erkennen, jedoch wirkte es auch hier etwas grau. An einer Wand gab es vereinzelt ein paar hellere Flecken, die darauf schließen ließen, dass hier einmal Fotos gehangen hatten. Auf einer Seite des Raumes gab es zwei Fenster, die Rolläden waren halb heruntergelassen. Mittig stand ein recht geräumiges Sofa in schwarz. Außerdem standen hier ein Schrank, eine Kommode mit Fernseher und ein kleiner Tisch, es war wohl das Wohnzimmer. Auf der Kommode ließ sich eine Staubschicht erahnen.

Es musste hier einmal hell, schön, freundlich und einladend gewesen sein. Doch die Zeiten waren rum. Ardy tat mir leid. Apropos Ardy. Ich drehte mich zu ihm. Er stand im Türrahmen, mit der Stirn dagegen gelehnt, die Augen geschlossen, schwer atmend. Vorsichtig trat ich direkt neben ihn und legte meinen Arm um ihm.

"Fuck, Taddl. Sie ist nicht da. Ich weiß nicht mal, ob mir das lieber ist..." Seine Stimme klang schwach, kaum hörbar. Ich seufzte. "Das weiß ich grad auch nicht." Ich legte meine andere Hand nun auch an seine Seite und drehte ihn so zu mir. Dann legte ich meine Stirn an seine, worauf er zaghaft seine Finger in meinem Nacken verschränkte. Er flüsterte: "Was machen wir jetzt?" - "Zeig mir doch dein Zimmer?"

Er nickte leicht und löste sich von mir. Unsicher nahm er meine Hand und zog mich zu der verschlossenen Tür. Die Klinke wurde heruntergedrückt, er schob uns hinein und schloss sie wieder eilig. Im selben Moment wusste ich auch, warum. In diesem Raum konnte man endlich wieder vernünftig atmen. Sofort sog ich die Luft ein. Mir fiel auf, dass dieses Zimmer um einiges heller und schöner wirkte. Hier konnte man leben. Ich merkte, wie auch Ardy sich neben mir ein wenig entspannte. Das hier war sein Reich und er versuchte die Leere, das drückende grau und auch den Geruch hieraus fern zu halten, verständlich.

"Äh... ja. Also das ist dann mein Zimmer." Er schmiss sich auf das Bett und klopfte auffordernd neben sich. Ich ließ mich neben ihn fallen und piekste ihm in die Seite. Daraufhin zuckte er zusammen und ich musste lachen. "Na warte!" - "Ist das jetzt 'ne Drohung?", provozierte ich gezielt. "Du legst es ja drauf an." Mit diesen Worten stürzte er sich auf mich und begann, mich zu kitzeln. Ich ließ es kichernd über mich ergehen, endlich lachte auch er wieder ein bisschen mehr.

"Das... das ist - nicht fair!", brachte ich mühsam unter Lachen hervor. Ardy saß mittlerweile auf meiner Hüfte, mit den Beinen auf der Matratze kniend. "Lass mich", prustete ich, "Hilfe! Hör... auf, bitte!", flehte ich lachend. Er hielt inne und plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck von einem schadenfrohen Lächeln zu... einem dreckigen Grinsen? So was hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Fast ein wenig angsteinflößend.

Er lehnte sich vor und raunte in mein Ohr: "Und was bekomm' ich dafür...?", seine Stimme war tiefer als sonst und ließ mich erzittern. "Wa-was... willst du denn...?" Ich verfluchte mich innerlich für diese brüchige Stimme. "Einen Kuss." Schon wieder erschaute ich, doch bevor ich antworten konnte, platzierte er seine Lippen schon auf meinen. Meine Hände wurden von seinen in die Matratze gedrückt, nur schwer hätte ich mich aus dieser Position befreien können, wenn ich das überhaupt gewollt hätte. Ich begann, mich zu verlieren. Es hätte so schön sein können.

Trust me. || Tardy FanfictionWhere stories live. Discover now