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ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | ,,Ich hoffe es hat geschmeckt." Ich kann gar nicht vestecken, dass ich über den komplett leeren Pralinentellen erstaunt bin. Die gut zwanzig edlen und teuer hergestellten Pralinen haben dem anderen wohl gut getan, denn statt so nervös zu sein, wie heute Vormittag, liegt er nun schon halb – dafür aber völlig erschöpft aussehend – auf der grauen Couch. Dennoch findet sein Blick schnell zu mir und mit einem Mal sitzt er auch wieder kerzengerade. ,,Ich dachte euch Reichen ist Pünktlichkeit wichtig.", pampt er mich auch gleich an und sieht dann, meinem Blick folgend, auf den Mamortisch. ,,Ja, sie waren lecker. Etwas zu klein, wenn man mich fragt." ,,Eigentlich soll man sich aber auch nicht daran satt essen.", erkläre ich und ziehe mir nun endlich das Sakko aus. Über die Zeit hinweg ist mir etwas warm geworden. ,,Ich zeige dir dein Zimmer für die Nacht und dann lassen wir uns was vernünftiges zu essen bringen. Es sei denn, die Pralinen haben dich nun doch gänzlich gesättigt.", drehe ich mich wieder zu dem Jüngeren, nachdem ich das Sakko auf einem der beiden Sessel abgelegt habe. Doch Milo scheint von meinem Vorschlag nicht begeistert zu sein. Er seuft unzufrieden. ,,Muss ich wirklich die Nacht über hier bleiben? Um zu klären, ob wir irgendwie ins Geschäft kommen, muss ich doch nicht–" ,,Ich möchte es aber so.", erkläre ich gleich eindringlich und nicke ihm auffordernd zu, ,,Aufstehen und mitkommen."

Nit schicke ich im Vorbeigehen zurück zum Haupthaus. Für heute brauchen ich weder ihn noch einen meiner anderen Bodyguards. Milo führe ich wenig später in den ersten Stock in eines der drei Gästezimmer, zeige ihm das angrenzende Bad und spreche ihm Mut zu, sich ruhig umzusehen, während ich mir etwas anderes anziehe. Und doch nehme ich mir die Zeit und sehe ihm dabei zu, wie er seinen Rucksack langsam auf dem queen-sized Bett ablegt und langsam in den Hausschuhen über den Teppich und dann über das Laminat zu den bodengleichen Fenstern schreitet, die einen ähnlichen Ausblick wie aus meinem Schlafzimmer freigeben. Mit Absicht habe ich ihm das schönste herausgesucht, um ihn indirekt zu locken. Er wirkt fasziniert von den hohen Palmen und der schönen Blumenwiese der Parkanlage. Ich meine sogar, seine Augen regelrecht funkeln zu sehen, als er seinen Kopf etwas zur Seite neigt. Damit scheine ich also schon mal ins Schwaze getroffen zu haben. Zufrieden nicke ich mir selbst zu und schlendere eine Tür weiter in mein Schlaf– und dann ins Ankleidezimmer. Die beige Hose und das weiße Hemd tausche ich der bequemlichkeitshalber gegen eine Jogginghose und ein einfaches T-Shirt. Normalerweise etwas untypisches, da ich mir erst zum Schlafen bequemere Sachen anziehe, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin. Mit Milo werde ich aber hoffentlich noch ein paar Stunden zu tun haben.

,,Was möchtest du denn Essen? In spätestens einer halben Stunde kann ich so ziemlich alles herbringen lassen." Wir sind diesmal in mein privates Wohnzimmer gegangen. Ich möchte gemütlich sitzen und nebenbei den Fernseher laufen zu lassen scheint wohl auch nicht allzu dumm zu sein. Milo selbst hat sich schon nach gut zehn minuten nach hinten an das Polster gedrückt und seine Beine an sich heran gezogen – der große, schlank-muskulöse Mann sieht mit einem Mal ganz klein aus. ,,Ich weiß nicht... Ich richte mich nach Ihnen denke ich." ,,Für den Abend darfst du mich auch duzen.", erkläre ich meinem Gegenüber und nicke gleichzeitig verständlich. ,,Ich habe Lust auf koreanisch.", stelle ich zudem recht schnell fest. Das kann ich auch gleich ganz bequem in der Großküche im Haupthaus machen lassen. So kommen wir noch schneller an unser Essen.

,,Darf ich nun fragen, was genau ich hier machen soll?", möchte Milo schwer schluckend wissen, kaum haben wir nach einer Folge irgendeines Dramas unser Essen geliefert bekommen und verspeist. Er sitzt auf dem Boden, aus Angst meine Möbel zu bekleckern, und sieht jetzt mit großen Augen zu mir auf. Es ist eine interessante Mischung aus Neugier und Ehrfurcht. ,,Wir lernen uns etwas kennen und wenn du deine Meinung änderst, bekommst du morgen neben einem ausgiebigen Frühstück noch einen ordentlichen Check. Ansonsten eben nur ein Frühstück." ,,Ich bleibe aber bei meiner Meinung, ich will mich nicht für Geld prostituieren.", murmelt er leise und hieft sich langsam wieder hoch, sodass wir uns wieder auf Augenhöhe begegnen. Ich nicke leicht, doch es wird Zeit, meine neuaufgefassten Informationen zu gebrauchen. Sonst hätte ich Toi gar nicht anheuern müssen. Unwillkürlich beginne ich zu grinsen, als ich mich zu ihm vorbeuge. ,,Und Leah zuliebe?", frage ich leise. ,,W-Was?!", stammelt er. Seine Augen werden ganz groß. Seine Hände verfangen sich in dem Stoff seiner Hose und ungläubig blinzelt er ein paar mal. ,,Woher weißt du das? Ich habe nichts von ihr erzählt! Nicht mal ihren Namen–" ,,Ich weiß es eben.", zucke ich mit den Schultern und bleibe kurz still, während ich meine Lippen mit meiner Zunge befeuchte, ,,Ich weiß ebenso von all den offenen Rechnungen. Strom und Wasser, die Vorbereitungskurse und die erste Studiengebür, die im Vorraus gezahlt werden muss." Ich lasse die Infomationen für einen Moment sacken, rutsche ein Stück näher an den anderen heran. Milo atmet flach und scheint seine Gedanken nicht sortieren zu können. Seine Augen huschen von der einen Seite zur anderen, ebenso zucken seine Mundwinkel ein paar mal, als würde er jeden Moment etwas sagen wollen. Er bleibt aber im Gegensatz zu mir noch weiter ruhig. ,,Und eine offene Rechnung an das Kinderheim hast du auch noch für die zwei einhalb Jahre, die du wegen deiner süßen, kleinen Schwester dort geblieben bist.", murmel ich, ,,Es war bestimmt anstregend, den Sprung in die Unabhängigkeit zu schaffen, ganz alleine für sie sorgen zu müssen, Tag und Nacht zu arbeiten." – ,,D–Du versucht mich zu manipulieren.", schluckt er schwer und atmet zittrig aus. ,,Funktioniert es denn?", schmunzel ich, beeindruckt davon, was alleine ein paar Worte für eine Wirkung auf ihn haben. Ebenso zitternd schließt er seine Augen, schüttelt gleichzeitig seinen Kopf. Ob das meiner Frage oder der Situation geschuldet ist, weiß ich nicht, wage es aber dennoch meine linke Hand auf seinen Oberschenkel zu legen. ,,Ich meine bloß, dass dir das Geld, was ich dir biete sehr gut kommen würde. Und so ein Medizinstudium an solch einer renommierten Universität ist trotz dem Halbstipendium für dich nicht leicht zu bewältigen.", rede ich weiter, ihn ganz genau beobachtend. Er kämpft mit sich selbst, das sehe ich ganz deutlich, und doch habe ich ihn wohl schon gut in der Hand. ,,Wie schön es wäre, nicht nur ums Überleben kämpfen zu müssen.", locke ich ihn und male leichte Kreise auf sein Bein. Dann wage ich es, seine Hände zu ergreifen und noch ein Stück näher zu kommen, sodass sich unsere Beine berühren. ,,Also, was meinst du?", möchte ich nun nochmals wissen. Mein hauchen ist für ihn ganz deutlich zu hören, ebenso sein verzweifeltes Atmen für mich. ,,Muss es denn das sein?" ,,Wie gesagt, etwas anderes, kann ich nicht anbieten. Wenn es dir das aber nicht wert ist–" ,,Nein! Nein, lass mich noch überlegen!", fordert er schnell und hebt seine Hände schnell an, damit ich mein Angebot ja nicht zurückziehe. So kommen wir der Sache doch schon näher...

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Where stories live. Discover now