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ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | Selten habe ich so wenig geschlafen wie heute. Zwar schlafe ich sonst, wenn ich wie vergangegen Tag die ganze Nacht unterwegs bin, am Vormittag für einige Stunden, wurde diesmal aber von meinen kleinen Welpen wachgehalten. Ironischerweise habe ich ihn mittlerweile Nanuk getauft, was eigentlich Eisbär bedeutet und dementsprechend im vollen Kontrast zu dem Aussehen und der Herkunft des Kleinen steht. Aber was soll ich schon dagegen machen? Ich habe ihm, so unentschlossen wie ich war, wahllos Namen aus dem Internet vorgelesen und das war der einzige, bei dem er ansatzweise reagiert hat. Seine Ohren haben gezuckt und kurz angesehen hat er mich auch, ehe er seinen Kopf einfach wieder auf meinen Schoß gelegt und seine Augen geschlossen hat. Jetzt dagegen ist er putzmunter, springt mir die ganze Zeit vor die Füße und lässt mich weder vernünftig arbeiten noch schlafen. Es wird wirklich Zeit, dass Milo hier auftaucht! So gerne ich den Vierbeiner auch habe und so bewusst mir war, dass er viel Aufmerksamkeit braucht, kann ich dennoch nicht alles links liegen lassen. Alleine ihn vollkommen stubenrein zu bekommen, ist eine wahre Kunst. Jede Stunde renne ich mit ihm raus in den Garten, damit er sich entledigen kann oder zumindest schon mal mit der Ecke, die ich ihm zugewiesen habe, vertraut wird. Lange Spaziergänge sind noch nicht drin.

Mit Mühe und Not kann ich Nanuk um kurz vor eins ins Wohnzimmer auf sein geliebtes Kissen verfrachten – natürlich nur mit der kleinen Giraffe, von der er sich nicht mehr trennen kann. Dieser Hund wird mal viel zu verwöhnt, dass kann ich jetzt schon sagen. Die Zeit nutze ich, um mir das frisch zubereitete Essen anzusehen und mir selbst eine Limonade zu machen.

,,Sir." Etwas verspätet erklingt ein Räuspern hinter mir und Milo, in dessen Gesicht ich gleich ein paar frische Schrammen erkennen kann, tritt mit langsamen Schritten vor mir. Dafür sitzt seine Uniform wirklich perfekt. Er hat seine Hände hinter dem Rücken zusammengeführt und sieht mich weder aufmüpfig noch provozierend an, wie ich es sonst hin und wieder wahrnehmen konnte. Mich überrascht es, dass er mir ebenso wie gestern Abend mit solchem Respekt entgegen tritt, dennoch nicke ich bloß auf den Stuhl gegenüber von mir am Esstisch und bediene mich weiter an den vielen kleinen Tellern und Schüsseln. ,,Iss.", murmel ich, ,,Soweit ich weiß, hast du später noch weiteres Training." Im Augenwinkel erkenne ich sein sachtes Nicken und doch ist er offensichtlich alles andere als erfreut darüber, hier zu sein. Etwas anderes habe ich aber auch nicht erwartet. ,,Möchtest du noch etwas haben? Der Koch ist noch hier.", murmel ich mit halbvollem Mund, gieße meinem Gast derweil etwas aus der Karaffe in ein Glas ein. Das Wasser dort drin ist mit Zitronen, Him– und Erdbeeren verziert und sollte dementsprechend einen leichten Geschmack angenommen haben. ,,Nein danke.", schüttelt der andere schnell den Kopf und betrachtet das eben gefüllte Glas einen Moment. ,,Würden Sie mir sagen, was meine Aufgabe sein wird? Ich wollte noch zusammen mit Nit in die Stadt.", murmelt er zudem, fängt gleichzeitig eher zögerlich an, sich ebenfalls zu bedienen. ,,Ich werde erstmal in Ruhe zu Ende essen.", speise ich ihn gleich ab, möchte ihm aber natürlich auch nicht die ganze Mittagspause nehmen. ,,Nur so viel; es ist nichts besonders schwieriges und du machst es einfach neben deinen anderen Sachen." ,,Das hilft mir überhaupt nicht.", grummelt er unzufrieden. Durch die Lautstärke seiner Worte nehme ich aber an, dass sie nicht für mich bestimmt waren. Ich kann nicht verhindern, eine Augenbraue anzuheben. Wer weiß, vielleicht möchte er ja doch noch was sagen? Diesmal wirklich zu mir
– Ich sage jedenfalls nichts, er leider ebenso.

Die aufgetretene Stille stört mich aber keineswegs. In Ruhe zu essen hat auch etwas an sich und wir beide sind schneller fertig und gesättigt, als gedacht. Noch immer wortlos erhebe ich mich und schleiche zu dem schlummernden Nanuk. Ich knie mich grinsend vor ihm, tätschel seinen Kopf und nehme ihn auf den Arm. ,,War ja klar, dass du jetzt ganz ruhig und schläfrig bist.", murmel ich ihm entgegen, kraule ihn sanft hinter seinen Ohren und warte, bis er ganz zu sich kommt, bevor ich zurück zu Milo laufe. Noch blickt er auf seinen Teller herab und scheint sichtlich unzufrieden. Anders als gestern, denn jetzt ist er nicht bockig, sondern angespannt. Vielleicht ist er mit seiner Leistung vom Morgen nicht zufrieden oder hat Angst vor weiteren Bestrafungen. Das gestern war wirklich heftig. Ich musste mich zusammenreißen, mir nicht meine Mutter vorzunehmen. Nicht nur, weil die Bestrafung für die erste sehr krass war, sondern auch weil mir seine Reaktion auf die von mir gestellte Gefahrensituation gefallen hat. Er ist mutig und schreckt nicht zurück. Er hat verdammt schnell geschaltet und mich ebenso unbegründet bedroht, wie ich ihn. Er hat mich überrascht und die Angst in seinen Augen war auch mit einem Augenblick wieder vergangen.

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Where stories live. Discover now