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ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | Die Luft um uns herum fühlt sich kühl und stickig zugleich an. Mir ist kalt und gleichzeitig bin ich schweißnass. Die letzten Stunden waren mehr als bloß nervenaufreibend, meine Emotionen sind allesamt durchgedreht und einen kühlen Kopf hatte ich gewiss nicht. Dafür stehe ich jetzt umso sicherer und zielgerichtet vor meinen Bodyguards. Vor meiner Familie. Song, Toi, Tan, Chompoo, Nit und nicht zuletzt Milo. Meine Hemdärmel habe ich hochgekrempelt um meine Schweißattacken etwas einzudämmen, nun aber schnüren sie eher mein Blut ab. Meine Stirn ist in Falten gelegt und mir fällt es wirklich schwer überhaupt die richtigen Worte zu finden, um das hier einzuleiten. Ein Komplott, um den eigentlichen Komplott auszuspielen... das ist es. ,,Nun...", murmle ich leise, sodass sofort alle Augenpaare der Anwesenden zu mir schnellen. Natürlich wissen sie, dass etwas los ist. Sie sind angespannt – vor allem Milo, der mich schon besorgt musterst, seit ich wieder hier bin. Ich habe mich die vergangenen zwei Stunden nicht mal richtig um ihn gekümmert, gerade mal ein Glas Wasser hingestellt und einen kleinen Kuss überreicht. In der restlichen Zeit habe ich gegrübelt. Nachgedacht, ob das wirklich die Wahrheit sein könnte. Mich gefragt, ob es nicht doch noch Zweifel an der ganzen Sache gibt. Tja... aber gibt es die? Nicht wirklich. Nein, es gibt wirklich handfeste Beweise. Beweise, die ich, so gerne ich es auch könnte, nicht widerlegen kann.

Langsam lege ich meine Hände auf die Lehne einer der Sessel im Salon ab und betrachte meine vertrautesten Personen einen Moment lang. ,,Das Problem mit den Shéyàmù ist weitaus tiefgehender als gedacht.", erkläre ich. Mein Blick verweilt einen Moment auf Toi. Dann schlucke ich schwer. ,,Sean hat eine Vermutung geäußert und obwohl ich gehofft habe, dass es nicht so ist, hat er recht.", spreche ich weiter. ,,Was für eine Vermutung, Sir?" Es ist Song, der seine Stimme sofort und ohne zu zögern erhebt und nicht nur mich unsicher ansieht, sondern auch besorgt in die Runde blickt. ,,Ein Spitzel.", hauche ich, ,,Ein Maulwurf, der uns nicht nur unsere Ehre sondern auch das Leben kosten könnte."
– Es wirkt fast wie eine einstudierte Choreographie, wie sie alle mit einem mal in ihren Bewegungen stocken, den Mund geschockt öffnen und die Augen weiten. Aber irgendwie war es auch klar. Diese Nachricht ist nun mal ein Schock. Wie ein Stoß in dem Rücken, ein schlechter Scherz.

,,Wissen wir schon wer?", haucht Nit, dem die kurze Trennung zu Kai wohl für diesen Moment doch ganz egal scheint. ,,Ja.", nicke ich leicht. ,,Man kann die Beweise nicht von der Hand weisen und durch unsere Recherchen haben wir alles schwarz auf weiß.", erklärt nun auch Toi leise. Sein Blick in meine Richtung ist entschuldigend, doch ich nicke ihm aufmunternd zu. Er hat die Arbeit gemacht, er kann auch gerne einiges erklären. ,,Wenn du magst...", deute ich dann noch leise an, ,,Ich brauche sowieso einen Kaffee."

Nur einen Moment später finde ich mich selbst in der Küche vor der Kaffeemaschine wieder, ohne auf nur daran zu denken, einen der Knöpfe zu betätigen, geschweige denn eine Tasse zu holen. Ja, noch immer bin ich äußerlich ruhiger als normalerweise. Es ist ja fast schon erstaunlich. Aber innerlich... in mir tobt es auf mir so ungeheure Weise. Ich schlucke meinen Frust für den Moment herunter, senke meinen Kopf und stütze mich erneut ab. Diesmal auf der steinernen Arbeitsplatte.
– Erst ein leises Räuspern lässt mich aufschrecken, die Schultern wieder straffen. Nur um sie gleich wieder entsetzt fallen zu lassen, als ich sehe, wie Milo angestrengt auf mich zuwankt. ,,Du sollst nicht–" Er knallt die Tür zu und legt seine Stirn sauer in Falten. ,,Warum sagst du denn nichts?!", ruft er mir eher gewollt schwach als kraftlos entgegen und erhebt mit nun aufeinander gepressten Lippen den Zeigefinger in meine Richtung. ,,Verdammt Leo, ich will doch auf für dich da sein! Was bringt es uns, wenn du deine Sorgen und Probleme in dich rein–" ,,Stopp bitte für einen Moment.", unterbreche ich ihn leise, nur um ihm in dem Moment der Stille auf das helle Mamor zu heben und in dieser Zeit besorgt auf sein Bein sehe. Dann nehme ich einen tiefen Atemzug und küsse seine Schläfe so sanft, dass ich seine Haut kaum unter der meinen spüren kann. ,,Hör zu, ich liebe dich Püppchen und doch... bin ich dein Boss, verstehst du?", murmle ich, ,,Ich kann nicht einfach alles gleich rausposaunen und– und mich bei dir ausheulen. Das geht nicht." Unsicher glucksend sehe ich in die so wunderschön dunklen Augen mit dem so hellen Kern. Ich könnte mich gleich wieder in ihnen verlieren, würde er sie nicht vor mir verschließen und blind nach meiner Hand tasten. ,,Ich weiß, Babe...", seufzt er lang und schwerfällig, ,,Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich mir jederzeit deine Sorgen anhören würde! Ich habe mich schon gewundert, was vorhin los war – auch warum du in letzter Zeit immer mal wieder so unkonzentriert warst." ,,Milo–" Vorsichtig schüttelt er den Kopf, signalisiert mir damit, ihm noch einen Moment länger zuzuhören. Ich nicke ohne zu zögern, immerhin soll er sich erklären können, wenn er möchte. Sanft streiche ich über seinen Handrücken, suche seinen Blick. ,,Erzähl mir keine Details, wenn du nicht kannst oder willst, aber sei ehrlich mit mir.", flüstert er, seine freie Hand nun langsam in meine Haare steckend. Sanft zwirbelt er ein paar einzelne Strähnen und zwingt sich mir kurz darauf ein kurzes Lächeln auf die Lippen. ,,Tois Andeutung hat gereicht...", haucht er dann. Zwar läuft es mir deswegen gleich kalt den Rücken runter, doch sage ich nichts. Nicht jetzt. Nicht... Nicht, wenn mich alleine dieser Gedanke daran innerlich so krank macht!

,,Wir kriegen das hin. Wir bringen sie zum Fall." – Worte seinerseits, denen ich gerne mehr Glauben schenken würde.

Zurück im Salon angekommen folgen ein paar mehr Informationen bezüglich unserer Vermutung. Nicht alle aber doch einige Nachrichten werden offengelegt, die bereits von deutlichen Absichten zeigen. Es sind Daten von Terminen, Abschriften von Protokollen, Dateien von Kamera– und Tonaufnahmen. Allesamt sehr belastend, sehr eindeutig.

,,– Das– Das kommt mir alles vor wie ein schlechter Scherz.", haucht Chompoo zwischendurch mit solch einem Unverständnis in der Stimme, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken fährt. Ich kann erahnen, wie verraten sie sich fühlen muss und doch arbeitet ihr Kopf ebenso zielstrebig, wie der der anderen. Es kommt mir dennoch etwas verrückt vor, wie wir planen Wanzen in dem Haus zu verstecken, uns ganztägig in das Handy zu hacken, Sean einen weiteren Besuch abzustatten. Es ist so viel auf einmal und erscheint mir trotzdem viel zu wenig. Zu wenig um es schnell zu beenden, zu wenig um die vollständige Sicherheit wieder herzustellen.

Erst spät in der Nacht hören wir auf zu grübeln – es ist Kai, der dafür sorgt.
Obwohl er wohl gleich zu merken scheint, dass wir an etwas wichtigem, etwas besonderem sitzen, stellt er keine Frage. Stattdessen schmiegt sich einen Moment lang auf dem Schoß Nits an eben diesen und bringt ihn schon wenig später dazu, mein Haus zu verlassen. Genau das veranlasst auch die anderen dazu aufzubrechen, sodass Milo sich zu mir rüber auf den Sessel quält und mitfühlend seine Hände an meine Wangen schmiegt. ,,Soll ich dir einen Tee machen–" ,,Untersteh dich.", schüttel ich den Kopf. Ich fand es ja schon schlimm genug, dass er sich über all die Stunden kaum helfen ließ. ,,Wir machen uns wohl eher bettfertig, findest du nicht? Ich lasse uns noch etwas zu Essen zubereiten." ,,Kannst du dir die Ruhe überhaupt antun?", schmunzelt er ganz bitter und lehnt seine Stirn, kaum hat er kurz den Kopf geschüttelt, an die meine. ,,Du könntest mir einen Rollstuhl bringen lassen und wir gehen etwas in den Park. Frische Luft und–" ,,Und freie Bahn. Man könnte uns erschießen.", hauche ich zugegeben sehr pessimistisch. ,,Nicht auf dem Familiengrundstück. Sie wäre verrückt.", schüttelt er gleich den Kopf. Milo scheint tatsächlich noch einen recht klaren Blick zu haben und tippt beinahe tadelnd mit seinem Zeigefinger gegen meine Wange. Dabei habe ich bloß solche Angst um dich. Nein, lieber bleibe ich hier mit ihm – hinter kugelsicherem Glas.
Und als würde Milo meine Gedanken hören, bedeckt er meine Schläfe ein paar mal mit sanften, langsamen Küssen, ehe er mir so verständnisvoll zunickt, dass mein Herz nach ihm zu schreien beginnt. Gott, wie sehr ich diesen Mann doch begehre.

Mit Vorsicht trage ich den etwas jüngeren Thailänder nach oben ins Schlafzimmer und lasse ihn nur langsam auf der gut gefederten Matratze ab. ,,Weißt du schon, was du essen magst?", fragt er, ohne seine Arme aus meinem Nacken zu lösen. ,,Dich.", raune ich unüberlegt, sogleich meinen Daumen zwischen seine plumpen Lippen schiebend. Überrascht aber nicht geschockt sieht er mich an, nur um dann in die Kuppe meines Fingers zu beißen und leicht den Kopf zu schütteln. ,,Wenn mein Bein verheilt ist.", flüstert er grinsend, meine Wange sanft tätschelnd. ,,Also?", fragt er nochmals. ,,Irgendwas deftiges.", zucke ich leicht mit den Schultern, ,,Wir haben beide heute viel zu wenig gegessen." Besorgt tätschel ich nun ebenfalls seinen Kopf und beuge mich sanft lächelnd über ihn. Ebenso sanft zwirbel ich eine schwarze Strähne mit meinen Fingern und suche mit meiner anderen Hand den Kontakt zu der seinen, die mich bei sich hält, damit unsere Finger sich ineinander verschränken können. ,,Du bist wirklich unfassbar hübsch, Püppchen.", wispere ich leise und lasse meine Nasenspitze gegen seine stupsen. ,,Wegen dir werde ich noch ganz verlegen...", schmunzelt er und wieder mal erwärmt sich mein Herz. Er tut mir so gut, dass ich es selbst kaum fassen kann.
Mein kleiner, süßer Junge.
Mein Liebster.
Meine Liebe.

,,Und wenn schon.", hauche ich, stupse gleich nochmal gegen seine Nasenspitze. ,,Mach das, wenn wir das mir dem Essen geklärt haben.", schmunzelt er.
– Gesagt, getan.
Ich will keine Zeit verlieren, diesen wunderschönen Mann begehren und fest an mich drücken. Schnell habe ich ihn wieder zwischen meine Beine gezogen und meine Lippen an die weiche, warme Haut in seinen Nacken geschmiegt, was ihn genießerisch seufzen lässt. Sanft malt er währenddessen kleine Kreise auf meinen Oberschenkel oder fährt mit seiner Hand in meinen Nacken. ,,Das könntest du stundenlang machen.", säuselt er angenehm leise und rückt noch etwas näher an mich ran. ,,Mhh, das würde dir wohl gefallen.", schmunzel ich leise, schlinge meine Arme um seinen Torso. ,,Und wie.", nickt er leicht, seinen Kopf leicht zu mir drehend. Vorsichtig küsst er meine Wange und lässt sich endlich so richtig fallen. Ihn so nah bei mir zu haben, ihn zu spüren, ist ein Gefühl, von dem ich mittlerweile nicht genügend bekomme. Nun drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Wenn das hier alles vorbei ist...", beginne ich leise und streife mit meiner Nase seine Schläfe, ,,Dann verreisen wir und nehmen uns eine Auszeit." ,,Eine Auszeit?", haucht er leise. ,,Mh–hm.", nicke ich leicht, ,,Ich will so gerne abseits der Arbeit mit dir Zeit verbringen." Vorsichtig stupse ich ihn an, fahre gleichzeitig mit meinen Händen unter das lockere Oberteil, um seine weiche Haut zu ertasten. ,,Aber das können wir doch nicht einfach machen...", haucht er leise und kneift schmunzelnd in mein Bein. ,,Nicht? – Wir können alles machen, was wir wollen.", schmunzel ich. Vor allem, weil ich so wie es aussieht, doch noch länger das Sagen haben werde, als erhofft. ,,Wir können uns einen schönen Ort aussuchen, ein paar Wochen dort verbringen. Wir nehmen Leah und Nanuk mit..." – ,,Es ist verlockend.", nickt er leicht, während er eine Hand an meine schmiegt, ,,Eine schöne Motivation, um sie zu stoppen." Zustimmend nicke ich. Ja, tatsächlich ist es das. Es gibt so vieles, was zu tun ist, aber alleine die Zeit nun mit ihm ist wie ein kleiner Lichtblick.

Zusammen mit dem Essen sitzen wir auf meinem Bett – eine Sache, die ich sonst niemals tun würde und doch gerade nicht anders könnte als genau das zu tun. Das sanfte Lächeln meines Liebsten ist so wunderbar, dass ich sogar schmutzige Bettlaken in Kauf nehme. ,,Wenn wir morgen zu Sean gehen..." – ,,Ich komme mit.", nickt er leicht und sieht mich bittend an, sodass ich gar nicht anders kann, als zu nicken. Außerdem ist es mir auch lieber, dass er mit mir zu Sean geht, als dass er sich bei einer Observation wieder in Gefahr bringt. Noch einen Tag wird er nicht nichts machen können, auch wenn er die Ruhe definitiv braucht und sie wichtig für ihn ist. Im Notfall beschäftige ich ihn mittels Datenauswertung...


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bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt