| 23 ☄. *. ⋆

189 15 5
                                    

╭── ⋅ ⋅ ── ✩ ── ⋅ ⋅ ──╮

ʙᴏᴏɴᴍᴇ ғʜᴀᴜᴍɴᴜᴀʏᴘᴏʟ, ᴍɪʟᴏ | Nit hat lediglich meine Wange eingecremt, kaum habe ich mich umgezogen, und mir einen heißen Tee gemacht, bevor er mich in meine Bettdecke gewickelt hat, die er aus dem Schlafzimmer geholt hat. ,,Wir sollten einen Film gucken.", stellt er fest und setzt sich neben mich. Noch immer guckt er besorgt, aber noch immer habe ich nicht über die Lippen bringen können, was passiert ist. Mir ist es peinlich.

,,Was möchtest du denn gucken?", frage ich leise und lehne mich schwer schluckend nach hinten an die Sofalehne und dann an Nits Schulter. ,,Hmm... Ich weiß nicht. Irgendwas witziges?", murmelt er mit entgegen und sucht Mithilfe des Controllers schon die passende Kategorie. ,,Milo, hast du sonst noch irgendwo Schmerzen? Hat er dir sehr weh getan?", fragt er derweil wie nebenbei, als wäre es eine normale Frage wie 'Was hast du gegessen?'. Ich seufze leise, schüttel aber ehrlich meinen Kopf. ,,Wie kommst du darauf?", hauche ich tonlos. Seine Frage wirkte fast so, als müsste man davon ausgehen, dass er einem mehr tut als bloß dieser eine Schlag.

Ich bin ehrlich, Leo sieht muskulös aus und ist wirklich gut gebaut. Er hat breite Schultern, einen wirklich schönen Oberkörper um dessen definierte Muskeln man beinahe neidisch werden könnte. Er ist nicht nur stark, sondern auch hübsch, sieht streng aus und hat gleichzeitig so weiche Gesichtszüge, dass seine dunkle, raue Stimme wirklich überraschend wirken kann. Ebenso überraschend war die Wucht hinter seinem einzelnen Schlag. Sicherlich weiß er genau, wie man jemanden weh tut, wie man jemandem Schmerzen zufügt. Dieser Schlag war beinahe wie ein Stich.

Nit sieht schmunzelnd zu mir herunter und tätschelt nochmals leicht meinen Haarschopf. ,,Ich weiß, wie schmerzhaft es sein kann.", erklärt er leise und drückt mich an sich. ,,Hat er dich gemaßregelt?" ,,Nicht nur einmal. Mein erstes Jahr war  schmerzhaft.", lacht er leise und drückt mich kurz näher an sich, ,,Irgendwann versteht man alles, kann die Familie lesen und Konflikte vermeiden." Diese Aussage macht mir wenig Mut, auch wenn ich noch sehe überfordert bin, dennoch nicke ich leicht und strecke mich leicht nach der warmen Tasse. ,,Man könnte doch auch einfach reden..." ,,Könnte man bestimmt, aber in Endeffekt hoffen sie, dass man uns damit vor schlimmeren Schmerzen oder gar dem Tod schützen kann.", zuckt er mit den Schultern. Er scheint sich gänzlich mit den Methoden der Familie abgefunden zu haben – wahrscheinlich wie die meisten anderen hier.

,,Das könnte doch–" Nit deutet auf den Fernseher, senkt seine Hand aber gleich wieder, als ein schweres Klopfen ihn unterbricht. Wir sehen uns sofort an, wissen wer da vor der Tür steht und schlucken dementsprechend schwer. ,,Ich gehe...", flüstert er mir entgegen und nickt mir aufmunternd zu. Das würde ich an seiner Stelle auch, stattdessen verkrampfe ich mich aber sofort und schüttel leicht den Kopf. Nein, ich kann ihn gerade nicht sehen, seine Anwesenheit nicht gebrauchen. Ich sinke tiefer in das Polster, ziehe die Decke höher und enger um meinen Körper. ,,Verschwinde...", jammer ich, kneife daraufhin hoffnungsvoll meine Augen zusammen, doch die dumpfen Geräusche, die von den Schuhen auf dem Laminat erschaffen werden, sind kaum zu überhören. Kaum sehe ich auf, steht er mir gleich gegenüber. Nur das Sakko trägt er nicht mehr an seinem Körper, sonst sieht er so aus wie vorhin. ,,Nit.", murmelt Leo leise, ohne dabei aufzuhören mich anzusehen und zuckt mit seinem Kopf Richtung Tür. Er soll verschwinden...– Er soll verschwinden?! ,,W–Warte–" ,,Stell dich nicht so an, in fünf Minuten ist er wieder da.", schneidet mir der Dunkelhaarige gleich das Wort ab, lässt Nit nicken – wenn auch nicht ganz zufrieden – und wartet ohne sich zu rühren genau darauf. Dass er geht. Und wir alleine sind.

,,Was soll das, mh?!" Der nun Größere zieht seine Augenbrauen unzufrieden zusammen und tritt zwei Schritte näher. Weit ist er nicht mehr von mir entfernt. ,,Was soll was?" ,,Warum verschwindest du einfach?", murrt er unzufrieden, stemmt gleich seine Hände an seine Hüfte und sieht mich abwartend an. ,,Eh...–", unsicher blicke ich drein und verkrampfe meine Finger beinahe schmerzhaft um den weichen Stoff der Decke. Die Wahrheit? Dass ich mit einem mal zu mir gefunden haben, aus diesem Zauber, mit dem er mich umgeben hat, ausbrechen konnte. Dass mich miserble Gefühle überkommen haben und ich das ganze für falsch halte. Oder eine Lüge? Dass ich mit Nit verabredet war und ihn nicht noch länger warten lassen wollte – nein, dann würde ich einen unschuldigen mit rein ziehen. Aber vielleicht musste ich zu lange auf Leo warten und mich dann dazu entschieden, lieber heim zu kehren, statt unnötig auf ihn zu warten.
Was würde ihn weniger kränken?
Dass ich kein Interesse habe oder er nicht wertvoll genug für meine Zeit ist?

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Where stories live. Discover now