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ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | Die Sonne ist schon vollständig aufgegangen, die Luft stickig und beinahe unangenehm feucht–warm und die Stimmung im Keller, als wir in Dutzenden wieder auf dem Gelände ankommen. Wortlos entlasse ich alle Beteiligten aus dem heutigen Dienst und lasse sie schnell gehen, damit ich in Ruhe auf die Krankenstation gelangen kann. Milo und Nit werden sich gegenseitig kaum alleine gelassen haben und laut dem letzten Bericht, den ich bekommen habe, hat mein Liebster die kurze Operation gut überstanden und Nit ist wieder vollkommen bei Bewusstsein. Und tatsächlich habe ich nichts anderes erwartet, als das Bild, welches sich mir bietet. Zusammen liegen sie auf dem schmalen Bett, haben die Gesichter aneinander zugewandt und halten ihre Hände ganz fest zusammen. Sie scheinen zu schlafen, zumindest haben beide ihre Augen geschlossen. Nur mit Kai in der Ecke habe ich nicht gerechnet. Er ist ganz blass und gerade mal in Jogginghose und Hoodie gekleidet. Er ist der erste, der mich bemerkt, seine Augen auf mich richtet und mir ein müdes Lächeln zuwirft. ,,Hey.", hauche ich leise, habe nicht mal mehr Kraft, diese sanfte Geste zu erwidern. ,,Hey.", schluckt er schwer, ,,Ich dachte, ich passe etwas auf sie auf." Verständnisvoll nicke ich. ,,Geht es ihnen gut?" ,,Den Umständen entsprechend, ja.", flüstert er schwach und zwingt sich ein trauriges Schmunzeln auf, ,,Generell wahrscheinlich nicht." Schwer schluckend schleiche ich näher an das weiße Bett und nehme es mir heraus, ganz sanft durch die schwarzen Haare von Milo zu streichen. Er sieht friedlich aus, aber nicht weniger kaputt und mitgenommen als Nit, dessen Gesichtszüge leicht angespannt ist. ,,Bleibst du hier?", frage ich leise an meinen Cousin gerichtet, der sich auch angesprochen fühlt, ohne dass ich ihn ansehen muss. ,,Ich möchte Nit nicht alleine lassen." ,,Ist gut.", bestätige ich und streiche dann vorsichtig über die kalte Wange des Mannes vor mir. Ich möchte ihn aufwecken und doch nicht zu harsch sein. Ich will ihn mit zu mir nehmen, ihn halten und spüren – mich nicht alleine fühlen. ,,Milo.", flüstere ich leise, ,,Wach auf, ja?" Auf meine Bitte hin wird er nicht gleich wach. Stattdessen dauert es tatsächlich einige Sekunden, bis seine Augen auch nur flattern und er realisiert hat, dass ich es bin, der vor ihm steht – da trage ich ihn schon zu meinem Auto. ,,Leo..." Seine Stimme ist nicht mehr als ein leises Säuseln, welches augenblicklich mein Herz erwärmt. ,,Ich bin bei dir.", entgegne ich ebenso leise, ,,Und keine Sorge, Nit ist auch in guten Händen." ,,Ist gut.", nickt er. Ganz ohne Probleme kann ich ihn auf den Beifahrersitz verfrachten und wenig später auch schon in mein Schlafzimmer bringen.

Er seufzt erleichtert auf, als zwischen den Kissen landet und lässt, obwohl er seine Augen genießerisch schließt, meine Hand nicht los. Nur für einen Moment – so nehme ich es mir zumindest vor – setze ich mich neben ihn, betrachte sein so zartes Gesicht und male kleine Kreise auf seinen Handrücken. ,,Ich muss noch duschen. Ich stinke schrecklich." ,,Nicht mal das stört mich gerade.", schmunzelt er, nickt mir aber schnell einverstanden zu, ,,Wenn es in Ordnung ist, rufe ich Leah an." Ein zustimmendes Brummen verlässt meinen Körper und auch sonst muss ich nichts sagen. Er wird wissen, was er erwähnen kann und was nicht. ,,Gerne auch etwas länger... Ich muss auch noch telefonieren." – mich bei Som erkundigen, wie seine Wunde verheilt, Luca fragen ob bei ihnen alles in Ordnung ist und Nanuk vermissen tue ich auch. ,,Aber nicht zu lange.", haucht der Mann vor mir müde. Ein leises Gähnen folgt. ,,Versprochen." Schwerfällig hebt er sich an meinem Oberkörper nach oben und schmiegt seinen Kopf so wohlig seufzend an meine Brust. Um ihn hat man sich wohl gut gekümmert. Sein Haar riecht frisch und ist von all dem Schutt und der Asche befreit, sodass ich mich fast schlecht dabei fühle, als ich mein verschmutztes Gesicht in diese drücke. Ich könnte ihn auch gar nicht so lange warten lassen. Schon gar nicht nach einem Tag wie diesem.

Schon als ich in das Badezimmer schleiche, hat der Jüngere sein Handy in der Hand, um Leah im besten Fall noch während ihrer Pause erwischen zu können. Dass er gleich so abgelenkt ist, kommt mir zugute, denn es dauert nicht lange bis ich entkleidet, unter dem auf mich nieder rieselnden Wasser stehe und erschöpft sowie verzweifelt an der gefliesten Wand herunterrutsche. Ich habe keine Kraft mehr. Nicht in meinen Körper oder meinen Kopf, alles überschlägt sich und gut geht es mir schon seit Stunden nicht mehr. Mir ist schlecht – nicht wirklich, aber irgendwie fühlt es sich doch so an. Das Wasser spüre ich kaum, sehe nur wie der Dreck nach und nach von meinem Körper gespült wird. Damit gibt es zumindest eine Sache, die mich erleichtert und dafür sorgt dass ich meinen Kopf in den Nacken legen kann.

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Where stories live. Discover now