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ʙᴏᴏɴᴍᴇ ғʜᴀᴜᴍɴᴜᴀʏᴘᴏʟ, ᴍɪʟᴏ | Mein Herz pocht aufgeregt, übertönt dabei fast den Funk. Nit hat nichts gefunden, Toi und Tan sind es, die uns zu sich gerufen haben. Ein Eingang. Verschlossen, aber das könnte man ändern. Problematisch ist nur, dass der Schatten, den ich an mir vorbei huschen sah, niemand von den anderen ist und ich alleine hier hocke. Ich schlucke schwer, schließe kurz meine Augen, ehe ich meine Waffe hole.

Leo hat mich ein letztes Mal an sich gedrückt, fest über meinen Rücken gestrichen, ehe er mich vorsichtig auf die Seite gedreht hat. Warme, angenehm feuchte Lippen habe meine Schläfe getroffen. ,,Pass auf dich auf.", hat er mir entgegen geflüstert, meine frisch gewaschenen Haare zur Seite gestrichen. ,,Lass dich ja nicht verletzen." ,,Versprochen.", habe ich ihm schlaftrunken entgegen gehaucht, seine Hand kurz gedrückt und für einen Moment gehofft, dass er mich noch küssen würde. Das hat er nicht getan, aber auch das war vollkommen in Ordnung. Gestern habe ich mich noch in den Schlaf geweint, weil ich mal wieder überfordert war, da kann ich sowas nicht einfach erhoffen.

,,Ich lasse mich nicht verletzen.", hauche ich mir selbst ein wenig mutmachend zu, versuche dann wie ein Jaguar nach vorne zu preschen, um den Unbekannten zu erschrecken.

Nichts.

Schwer schluckend drehe ich mich um die eigene Achse. Einbildung? Vielleicht... Dann sehe ich zu dem Hügel. Dort, wo ich hin soll, um die anderen zu treffen. ,,Ich werde noch paranoid.", seufze ich mir zu, ehe ich meinem Team mit einem Wort bescheid gebe, dass ich auf dem Weg bin. Noch immer beide Hände an der Pistole, sehe mich prüfend auf der großen, freien Fläche um und renne meinem Ziel entgegen. ,,Warum hat das so lang gedauert.", zischt Chompoo, zieht mich gleich runter auf den staubigen Boden. Bäuchlings liegend bleibe ich einen Moment lang still, sehe dabei zu, wie Nit mit zusammengebissenen Zähnen das Schloss zu knacken versucht. ,,Dachte hätte was gesehen.", flüster ich ihr zu. Heute hat sie ihre Haare so zusammengebunden, dass sie nicht durch die Gegend rumfliegen - zum Glück, sonst wären sie sicher schon in meinem Gesicht gelandet. ,,Was denn?" ,,Da war ein Schatten.", murmel ich, ,,Glaube ich..." Ich schlucke unsicher. Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen... Wenn da niemand war, mache ich mich vollkommen zum Affen. Ob da überhaupt jemand hätte sein können ist schwer zu sagen. Meine Position war das einzig richtige Versteck. Alles andere hätte man gesehen, oder nicht? ,,Glaubst du oder bist du dir sicher?", fragt sie weiter, robbt langsam auf die anderen zu. ,,Ich glaube.", sage ich ehrlich, ,,Es hätte sonst was sein können." ,,Aber vielleicht sollten wir uns das ansehen.", überlegt sie, sieht vorsichtig über ihre Schulter, ehe sie Song an seinem Stiefel zu sich zieht. ,,Komm mit.", haucht sie, krabbelt allen ernstes mit dem anderen unbekümmert um den Hügel rum - genau dann, als das Schloss einmal klickt, sodass Nit die kleine Klappe zur Seite öffnen kann und sich ein großes, dunkles Loch vor uns aufbaut. Die anderen sehen Song und Chompoo kurz hinterher, stellen aber keine Fragen, kriechen stattdessen langsam in die Dunkelheit. ,,Milo, Taschenlampe an und zwischen uns.", zischt Nit mir entgegen, noch während ich zwischen der Schwärze und den beiden Gestalten, die ich mittlerweile nicht mehr erkennen kann, hin und her sehe. ,,Milo!", mit etwas mehr Druck in der Stimme zieht Nit mich zu sich. ,,Konzentrier dich!", murrt er dann noch, schnappt gleichzeitig mit seiner Hand meine Schulter. Obwohl ich die Aussage bloß mit einem Nicken abtue, ändert sich meine Auffassung augenblicklich, als wir von der Dunkelheit verschluckt werden. Ich habe das Gefühl, die Taschenlampen, dessen Lichtkegel selbst nur auf völlige Schwärze trifft, verschlimmern das Gefühl bedrückender Leere. Ungewissheit plagt mich, dabei hat es Tan, welcher vorweg geht, viel schlimmer. Er hat niemanden vor sich, wird selbst nur Tois Hand an seinem Körper spüren und unsere Lichtkegel wild durch die Luft flattern sehen. Trotz der unendlichen scheinenden Schwärze, die zwar nicht optisch aber deutlich spürbar, durch nicht allzu weit entfernte Betonwände begrenzt wird, löst sich meine Spannung schnell, als wir wieder aufrecht stehen können. ,,Die Decke ist hoch genug. Knapp zwei Meter.", murmelt Toi leise, korrigiert sich aber schnell, als wäre diese Informationen wichtig, ,,Zwei zwanzig." - Dann meldet sich auch Tan wieder zu Wort. Ein unzufriedenes Zischen verlässt seine Lippen, als er seine Lichtquelle um die Ecke lenkt. ,,Sicherheitstür.", murmelt er, wobei selbst das den leeren Gang entlang hallt. Der gegabelte Weg gibt auf der anderen Seite eine recht normale, zwar verrigelte aber nicht besonders standhafte Tür preis, die Nit binnen wenigen Sekunden mit Hilfe eines Dietrichs geknackt hat. ,,Milo, sicher hinter mir.", bittet er. Nickend lehne ich kurz meinen Rücken an seinen, leuchte zu den anderen beiden rüber, die dem Touchscreen und das elektronische Zahlenschloss inspizieren - Tan nickt mir kaum merklich zu - dann einmal kurz in den eigentlichen Gang, durch den wir gekommen sind. Die Klappe nach draußen steht offen, jederzeit könnte jemand auftauchen. Verschließen ist kontraproduktiv, denn von innen konnte man sie nicht öffnen. ,,Gesichert" - ,,Los.", flüstert er dann, tritt die Tür auf und durchleuchtet mit erhobener Waffe den großen Raum, der sich vor uns aufbaut. Wenige Möbel stehen hier herum, scheinen keine besondere Anordnung zu haben. Sie wirken willkürlich und alt. Es riecht modrig, der Luftzug wirbelt kleinste Teilchen auf, doch - ,,Kein Staub.", bemerken wir beide zeitgleich. Die Strahlen unserer Taschenlampen treffen sich auf der großen, dunklen Platte des leicht schief stehenden Tisches. Richtigen Staub hätte man auf ihr direkt erkennen können. Fragend sehe ich zu Nit rüber, der auch einen Moment ratlos aussieht, dann aber ist er ganz entschlossen, wendet sich mit seinem Körper nach links ab, während seine in Kontaktlinsen gehüllten Augen die meinen suchen. ,,Sieh dich um, aber fass nichts an.", bittet er. Obwohl wir sowieso Handschuhe tragen, gehe ich seiner bitte nach und leuchte zunächst eine vergilbte Küchenzeile aus. Die gläsernen Oberschränke wirken milchig, ihr Inhalt - einzelne Gläser, Tassen und Schüsseln - wirken zusammengehören und unpassend. Um den alten Herd und dessen hervorstehenden, runden Kochfeldern hat sich dunkler Schmutz angesammelt, das Waschbecken ist von Kalk benetzt. Die Arbeitsplatte dagegen wird recht sauber. Ich schwenke weiter. Ein rotes, gut zwei ein halb Meter langes Sofa baut sich vor mir auf. Geflickt, aber nicht besonders schmutzig. Der Kaffeetisch wirkt ebenso unauffällig, trägt lediglich ein Modemagazin - von 1998, wie mir das Datum oben rechts verrät. Die Flipcharts sind unbemalt, die Bücher auf den Regal leicht eingestaubt, doch die leise tickende Uhr ist blitzblank. Ich schlucke leicht. Hier war auf jeden Fall jemand.

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Where stories live. Discover now