⚜️ Drei ⚜️

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Jungkook POV

Es gibt viele einflussreiche Menschen auf dieser Welt, das wurde mir mein ganzes Leben lang eingebläut. Mein Vater ist solch ein Mensch, immer wieder schleppte er mich auf irgendwelche wichtigen Veranstaltungen seiner Firma, damit ich alles genau beobachte und irgendwann auch so jemand werde.

Ursprünglich sollte ich die Firma meines Vaters übernehmen, doch ich wusste schon relativ früh, dass ich auf gar keinen Fall so ein Mensch sein möchte.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Vater und ich komme auch wirklich gut mit ihm aus, aber leiden kann ich solche Persönlichkeiten trotzdem nicht. Sie halten sich für etwas besseres, zeigen das in allem was sie tun, sei es nur das Händeschütteln oder sich Hinsetzen. In all ihren Bewegungen zeigen sie, wie toll sie doch sind.

Und so ist auch der junge Mann vor mir. Sein überhebliches Auftreten, die Tatsache, dass er sich nicht einmal die Mühe macht, zu lächeln oder der wirklich feste Händedruck, der mir zeigen soll, dass ich weit unter ihm stehe.

Ich bin weiß Gott niemand, der sich so einfach etwas gefallen lässt, erst recht nicht, wenn man mir so unhöflich daherkommt wie Kim Taehyung und trotzdem kann ich nichts anderes tun, als ergeben seine zu Hand schütteln und mich auf den Sessel zu setzen, den er mir angeboten hat.
Ich hasse es, dass ich immer noch so leicht eingeschüchtert werden kann und einfach irgendwelchen Befehlen Folge leiste.

Mein Chef setzt sich mir gegenüber hinter seinem gläsernen Schreibtisch, überschlägt einmal seine Beine und platziert seine Ellenbogen auf dem Tisch, nur um sein Kinn auf den verschränkten Händen zu betten.

Ich fühle mich sichtlich unwohl, er starrt mich eine ganze Weile einfach nur an und meine Kehle ist wie zugeschnürt, sodass ich nicht ein Wort herausbringen kann.

"Jeon Jungkook also", wiederholt er meinen Namen und bei dem Klang seiner wirklich tiefen Stimme jagt sich mir ein Schauer über den Rücken.
Ich nicke vorsichtig und lasse meine Augen durch den Raum schweifen. Ihm weiter in diese dunklen, stechenden Augen zu schauen ist einfach nicht mehr möglich.

Aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, wie der junge Geschäftsmann sich bewegt, er löst seine Hände und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkt die Hände nun in seinem Schoß und legt den Kopf leicht schief.

Trotzdessen, dass er so eine einschüchternde Wirkung auf mich hat, kann ich nicht verhindern, dass meine Augen wieder seine Gestalt suchen und auf ihm liegen bleiben.

Ich hasse es wirklich.

Am liebsten würde ich jetzt einfach aufstehen und dieses Büro, am besten direkt das ganze Gebäude, verlassen und nie wieder herkommen. Andererseits wäre dann aber mein Vater mehr als enttäuscht von mir und das will ich nun wirklich nicht erreichen. Ganz davon abgesehen, dass meine Beine aktuell eh nicht fähig sind, mich irgendwohin zu tragen, sie sind wie Pudding in der Anwesenheit dieses Mannes und ich bin froh, dass ich gerade sitzen darf.

"Ich bin froh über meine Entscheidung", sagt er plötzlich und lässt mich leicht aufschrecken.

"Wie bitte?", frage ich sichtlich verwirrt. Ich habe keine Ahnung, wovon genau er spricht und ich habe nicht viel Hoffnung, dass er mich darüber aufklärt.

Er richtet sich wieder auf und wendet sich einem Fenster zu, um von dort nach unten zu sehen.
Dass er das überhaupt schafft - mir wird allein bei dem Gedanken schlecht, immerhin sind wir mehrere Meter über dem Boden. Aber vielleicht gewöhnt man sich daran, wenn man immer in diesem Büro hier herumhängt.

Dieser Typ ist wirklich mehr als eigenartig, ich sitze bereits mehrere Minuten hier und bisher habe ich noch keine Antworten bekommen, was ich hier eigentlich genau machen soll. Allerdings habe ich ihm ja auch noch keine Frage gestellt, was das natürlich nicht vereinfacht.

Er regt sich nicht, ich wüsste wirklich gern, was gerade in seinem Kopf vorgeht, aber ich kann nun mal keine Gedanken lesen. Seine Hände hat er hinter seinem Rücken verschränkt und so starr wie er steht, könnte man denken, er wäre eine Statue.

Ich räuspere mich einmal, bin nun fest entschlossen eine Frage zu stellen, vollkommen egal, was er für eine Wirkung auf mich hat.

"Entschuldigen Sie Mr. Kim, ich hätte eine Frage."

Weiterhin kommt keine Bewegung in seinen Körper, er tut so, als hätte er mich nicht gehört und genau das ist auch typisch für solche Menschen.

Ich beiße mir einmal leicht verärgert auf die Innenseite meiner Wange und öffne erneut den Mund, um meine Frage zu stellen, doch er kommt mir zuvor.

"Taehyung", sagt er schlicht und dreht sich wieder zu mir um, bewegt sich aber nicht von der Stelle. Sein Gesicht ist weiterhin ausdruckslos, aber trotzdem komme ich nicht umhin, ihn weiterhin wahnsinnig attraktiv zu finden. Aish, Jungkook reiß dich zusammen!

"Ähh..." Lediglich mit der nüchternen Aussprache seines Namens bringt er mich aus dem Konzept, meine Frage habe ich komplett vergessen und bewirke dadurch, dass sich doch einmal etwas in Taehyungs Ausdruck verändert.

Leicht hebt er seine rechte Augenbraue, für einen kurzen Moment sehe ich ein belustigtes Funkeln in seinen Augen, aber das ist schnell verflogen.

"Nenn mich einfach Taehyung", wird er dann deutlicher und nun verstehe ich ihn auch endlich.

Meine Güte, ich bin eigentlich relativ intelligent, ich studiere Medizin, habe mit wirklich vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und trotzdem schafft es dieser eine Mann mein Gehirn zu Brei werden zu lassen. Ich muss mich unbedingt zusammenreißen!

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz