⚜️ Fünfundfünfzig ⚜️

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Taehyung POV

Genervt lege ich die Unterlagen beiseite, die ich mir seit bestimmt einer halben Stunde bereits anschauen möchte, mich aber überhaupt nicht darauf konzentrieren kann. Seit Tagen habe ich nun nichts von Jungkook gehört, er ignoriert meine Anrufe und Nachrichten, vermutlich kann ich froh sein, dass er mich nicht schon blockiert hat.

Mit einem Seufzen sehe ich auf die Uhr an meinem Handgelenk, es ist gerade einmal elf Uhr in der Früh und ich kann mich schon jetzt wieder nicht auf die Arbeit konzentrieren. Mit einem kurzen Anruf bitte ich die Sekretärin, die ich vorübergehend eingestellt habe, alle heutigen und morgigen Termine abzusagen, ehe ich mir mein Jackett über die Schultern werfe und mein Büro verlasse.

Erst überlege ich, mein Apartment anzusteuern, komme aber zu dem Schluss, dass ich auch dort immer nur von meinen Gedanken wieder an Jungkook erinnert werde und sich meine Situation dadurch keinesfalls bessert. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber seitdem Jungkook gegangen ist, fühle ich mich wie eine Frau, die von ihrem Ehemann verlassen worden ist und der Beziehung nun nachtrauert. Wie soll ich diese Gefühle deuten? Entwickelt sich tatsächlich so etwas wie Liebe für Jungkook in mir?

Wahrscheinlich werde ich das nicht herausfinden, wenn ich mich weiter von ihm fernhalte und da er mich ja überall ignoriert, werde ich ihn einfach stattdessen in der WG aufsuchen. Ich bin mir sicher, dass er dort ist, denn wenn seine Worte wirklich wahr sind, ist er im Moment viel zu verletzt und deprimiert, um sich um irgendwas zu kümmern.

Mit meinem Auto brauche ich nur wenige Minuten und parke wie immer direkt am Gebäude an der Straße. Eilig springe ich die Stufen hinauf und mache schließlich vor der Wohnung halt, zögere jedoch noch einen Moment. Jungkook wollte nicht, dass ich ihm folge, das hat er deutlich mit seinen Worten klargemacht. Allerdings sind ja nun einige Tage vergangen und ich vermisse ihn, meine Hoffnung ist einfach nur, dass es ihm ähnlich geht und ich nicht umsonst hier bin. Beherzt drücke ich also auf den kleinen Knopf neben der Tür, die auch nach wenigen Sekunden von diesem Jimin geöffnet wird.

Kurzzeitig verfinstert sich sein Ausdruck, ich kann mir gut vorstellen, dass er mich nicht leiden kann, denn immerhin ist sein bester Freund nur wegen mir unglücklich. Doch ich versuche mich an einem freundlichen Lächeln, wodurch sich seine Gesichtszüge dann auch ein wenig entspannen.

„Ich habe mich schon gefragt, wann Sie hier endlich auftauchen", begrüßt er mich dann und erwidert ebenfalls mit einem Lächeln.

„Taehyung. Sag ruhig du zu mir", biete ich dem besten Freund von Jungkook an, der kurz überrascht die Augenbrauen hebt und dann aber nickt.

„Jungkook ist in seinem Zimmer. Du weißt ja wo es ist." Mit diesen Worten lässt er mich eintreten und verschwindet in einem anderen, mir unbekannten Raum.
Dieses Mal mache ich mir sogar die Mühe und entledige mich meiner Schuhe, ehe ich mit klopfendem Herzen auf Jungkooks Zimmer zugehe. Ich entscheide mich dazu, ihn lediglich durch die Tür anzusprechen, ein Klopfen wird da überflüssig sein und hoffe einfach nur, dass er mich nicht direkt wieder wegschickt.

„Jungkook? Hier ist Taehyung. Darf ich reinkommen?"

Eine Weile ist es still, ich verliere schon mit jeder weiter verstreichenden Sekunde den Mut, ehe ich ihn leise, mit zitternder Stimme antworten höre: „T-Taehyung? Bist du es w-wirklich?"

„Ja."

Kurz darauf höre ich das entriegelnde Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss dreht und sehe die Tür einen Spalt aufschwingen, den ich sofort vergrößere, um eintreten zu können.

Jungkook sitzt bereits wieder wie ein Häufchen Elend auf seinem Bett, eilig schließe ich die Tür und gehe auf ihn zu, hocke mich vor ihm hin und streiche beruhigend über seine Oberschenkel. „Hey, Baby. Sei bitte nicht so traurig."

„Wie könnte i-ich nicht so t-traurig sein", schluchzt er leise und fährt sich mit dem Handrücken einmal über die Augen. Er sieht mich nicht an, sein Blick ist lediglich auf meine Hände gerichtet, die ihn unentwegt versuchen zu beruhigen und ich überlege meine nächsten Worte lange mit Bedacht. Aber vielleicht ist es nun Zeit, diese Worte auszusprechen, auch wenn es mir wirklich schwerfällt.

„Weil du mir wichtig bist, Jungkook. Und ich will dich nicht so traurig sehen. Nicht wegen mir."

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now