⚜️ Siebzehn ⚜️

9.1K 723 165
                                    

Jungkook POV

Mit verschwommener Sicht stolpere ich aus dem Fahrstuhl und schließlich durch die drehende Tür, um endlich dieses grässliche Gebäude verlassen zu können.
Eigentlich müsste ich heute wieder Vorlesungen besuchen, aber jetzt gerade fühle ich mich absolut nicht in der Lage dazu.

Ich war gerade tatsächlich im Begriff gewesen, mit meinem Chef sexuelle Handlungen einzugehen. Und was noch viel schlimmer ist - es hat mir auch noch gefallen.

Aber glücklicherweise habe ich eine verlässliche Stimme der Vernunft, die mich im richtigen Moment in die Realität zurückgeholt hat. Denn das, was wir im Begriff waren zu tun, hätte ich im Nachhinein sehr bereut.

Ich steuere auf direktem Weg meine Wohnung an und lasse mich schweratmend hinter der Tür an dem Holz herunterrutschen, wo ich schließlich auf dem Boden sitzen bleibe.

Ich weiß nicht einmal genau, warum ich überhaupt wie ein Schlosshund heule, aber ich kann es aktuell nicht zurückhalten.
Meine Arme umschlingen die Knie und den Kopf bette ich dazwischen, während ich herzzerreißend beginne zu schluchzen. Mir ist auch egal, wenn ich jetzt jemanden wecke.

Noch nie hat mich eine einzige Person emotional so aus der Ruhe gebracht wie Taehyung. Normalerweise bin ich ein sehr schlagfertiger Mensch und handele eher besonnen, obwohl ich auch meistens nicht so rüberkomme. Allerdings wäre dann meine Berufswahl auch falsch, denn mein Ziel ist es, am Ende des Studiums als Chirurg in Notaufnahmen zu arbeiten. Und da ist Stress ja praktisch vorprogrammiert.

Aber Taehyung schafft es tatsächlich eine Charaktereigenschaft von mir hervorzuholen, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existiert. Und das macht mir Angst.

Irgendwann spüre ich ein Paar Arme um meine Schultern und werde an eine muskulöse Brust gepresst, während kleine Hände beginnen, meinen Rücken zu streicheln.

"Kookie, was ist mit dir?", fragt Jimin leise, in der Angst, er könnte mich erschrecken.

Ich antworte zunächst nicht, das einzige, was ich tue, ist, mich einfach nur bei ihm auszuheulen. Ich merke erst jetzt, wie sehr mich die Situation überfordert hat und damit meine ich nicht nur das Geschehene von vorhin.

Die Anspannung, die seit gestern unbemerkt in meinem Körper herrscht, beginnt langsam abzufallen, während ich mich von meinem besten Freund trösten lasse.

Auch wenn Jimin ein sehr impulsiver, lauter und fröhlicher Mensch ist, kann man sich immer auf ihn verlassen und besonders in solchen Situationen ist er die Ruhe selbst.
Diese Eigenschaft habe ich bisher immer bewundert, denn im Gegensatz zu ihm fahre ich oft direkt auf hundertachtzig hoch, wenn mir etwas nicht passt.

Als meine Tränen irgendwann versiegt sind, löse ich mich von dem Kleineren, der mich mit einem wirklich besorgten Blick betrachtet. Ich kann es ihm nicht verübeln - wann bin ich je heulend auf dem Boden zusammengebrochen?

"Kookie?", versucht er es noch einmal vorsichtig, als ich meine Nase hochziehe. Und da beginne ich dann Jimin alles zu erzählen, was seit gestern Morgen, nachdem wir uns an der Bahnstation getrennt hatten, passiert ist.

Es dauert eine Weile, da mich immer wieder Schluchzer unterbrechen, aber der Ältere hört mir geduldig bis zum Ende zu.

"Was soll ich jetzt tun, Jimin?", frage ich ihn am Ende dann verzweifelt um Rat, doch er lässt sich mit seiner Antwort eine Weile Zeit.

Der Ältere runzelt die Stirn und kaut nachdenklich auf der Lippe herum, bis er seine Gesichtszüge schließlich wieder entspannt und mir mit einem warmen Lächeln durch das Haar fährt.

"Wenn du da wirklich nicht mehr hinwillst, was ich natürlich nachvollziehen, dann solltest du kündigen, Kookie."

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now