⚜️ Siebzig ⚜️

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Jungkook POV

Ich habe fliegen eigentlich noch nie leiden können, je öfter ich es mit meinen Eltern machte, desto mehr gefiel es mir dadurch nicht. Jedoch blieb mir nie eine andere Wahl, erst als ich alt genug war, sodass man mich allein Zuhause lassen konnte, sind sie immer ohne mich auf ihre Geschäftsreisen gegangen oder in den Urlaub geflogen.

Aber jetzt gerade fühlt es sich gut an. Es ist schön, alles hinter sich zu lassen, einfach nur die weißen Wolken durch das kleine Fenster zu betrachten, durch das meine Probleme unglaublich klein erscheinen. Und obwohl es sich wie Freiheit anfühlt, tut es dennoch weh. Es ist paradox.

Das Flugzeug wird bald landen, aber je mehr Stunden vergangen sind, desto mehr stelle ich meine Entscheidung in Frage. Ich bin ein dämlicher Idiot, zu diesem Schluss bin ich mittlerweile gekommen, aber die Zeit lässt sich ja leider nicht zurückdrehen.

Seufzend sehe ich auf mein Handy, um die Uhrzeit zu erfahren, was ein weiterer Fehler ist. Ein Bild von Taehyung und mir springt mir entgegen, als ich den Sperrknopf betätige und direkt schießen mir wieder die Tränen in die Augen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viel ich eigentlich wieder geheult habe, aber es bringt nichts deshalb zu jammern. An dieser Misere und meiner aktuellen Situation bin ich selbst schuld, also sollte ich auch aufhören, mich selbst zu bemitleiden.

Ich frage mich, wie es Taehyung wohl geht, ob er das Gespräch mit seinem Vater einigermaßen überlebt hat. Bestimmt, er ist ein starker Mensch, stärker als ich je sein könnte, der sich nicht einmal gegen seine Probleme oder die Erpressung einer einzelnen Frau stellen kann.

Mein Flug geht noch etwa eine Stunde, also stelle ich die Lehne des Sitzes noch ein wenig zurück und kugele mich in die Decke hinein. Mein Blick gilt derweil wieder dem Himmel draußen, der sich schön in blau und weiß unter mir erstreckt. Wie gern ich Taehyung jetzt an meiner Seite hätte, er würde mich umarmen und küssen, mir sagen, dass er mich liebt.

Ja, ich bin wirklich der größte Idiot auf dieser Welt.

Allerdings habe ich nicht mehr das Recht, solche Reaktionen von ihm zu erwarten, sollte ich ihn doch irgendwann wiedersehen. Ich habe ihn verlassen, also sollte ich dieses eine Mal zu meiner Entscheidung stehen und dabei bleiben. Vollkommen egal, was ich für ihn empfinde.

Diese Gedanken hindern mich trotzdem nicht daran, mir Taehyungs Erscheinung vorzustellen, den Moment, als wir gemeinsam am Strand standen. Als er mir seine Liebe gestand und mich damit zum glücklichsten Menschen auf der Welt gemacht hat. Und diese Frau hat das alles kaputt gemacht. Ich weiß nicht, woher sie geahnt hat, dass man mich leicht manipulieren könnte, aber vermutlich war das Gespräch damals in Taehyungs Wohnung ein Test. Auch da habe ich mich von ihr manipulieren lassen und einzig Taehyung hat es retten können. Weil er stark ist und weil ich schwach bin.

Ich spüre eine Wärme an meiner Wange und fasse mir verwundert dorthin, ehe ich leise seufze und die Träne an meinem Shirt abwische. Warum heule ich noch immer? Warum kann sich meine Entscheidung nicht richtig anfühlen, obwohl sie es doch ist? Ich kann meine Zukunft nicht für eine Beziehung aufs Spiel setzen, die schon so oft mit anderen Dingen konfrontiert wurde und drohte zu zerbrechen. Liebe würde da nie ausreichen, vollkommen egal wie groß sie sein mag.

Oder?

Schniefend schließe ich die Augen, nur um dann wieder Taehyungs Gesicht vor meinem inneren Auge zu sehen. Dieser verletzte Ausdruck in seinen Augen, als ich Schluss machte und ihn alleine ließ. Sicherlich hasst er mich jetzt. Er hat sich mir geöffnet, wollte mir die Welt zu Füßen legen und ich habe direkt, ohne das es überhaupt richtig begonnen hat, abgeblockt und ihn verlassen. Ich bin selbst schuld.

Ich habe nicht das Recht, irgendeinen Anspruch auf Taehyung zu stellen. Von nun an gehen wir getrennte Wege und je mehr diese Gedanken mich von innen zerfressen, desto mehr wächst ein anderer Gedanke.

Der Gedanke, alles hinzuschmeißen, was ich mir aufgebaut habe, um die einfachste Methode für ein Leben auszuwählen. Der Antritt in die Firma meines Vaters und somit das endgültige Verlassen Südkoreas.

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon