⚜️ Achtundneunzig ⚜️

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Jungkook POV

Auch wenn ich mich Zuhause vor Taehyung noch cool und gelassen gab, bin ich das keinesfalls. In mir herrscht ein Sturm, ich bin aufgeregt wie schon lange nicht mehr und als Taehyung auf die Klingel seines Elternhauses drückt, wird es noch schlimmer.

Der Ton schrillt unnatürlich laut durch die Räume und es erinnert mich ein wenig an den Moment in Amerika, als ich mich mit meinen Eltern versöhnt habe. Das Haus der Familie Kim hat aber auch unglaublich viel Ähnlichkeit mit unserem und dass mein Verlobter wohlhabend ist, wusste ich schon immer. Aber es nun mit eigenen Augen zu sehen, dass er durchaus ebenso aufgewachsen ist wie ich und sich das nicht nur erarbeitet hat, schüchtert mich ein.

Die Tür wird schließlich von einer Frau mittleren Alters geöffnet, die mit Taehyung wahnsinnig viel Ähnlichkeit hätte, wenn sie nicht so abwertend auf uns herabsehen würde, da wir noch immer eine Treppenstufe unter dem Eingang stehen.

„Mutter", begrüßt mein Verlobter sie knapp, was sie lediglich mit einem Nicken beantwortet, ehe sie zu mir sieht. Kaum merklich rümpft sie die Nase, aber es ist mir trotzdem nicht entgangen, was mein Selbstbewusstsein diesen Leuten gegenüber noch mehr schrumpfen lässt.

Ich spüre den kurzen Seitenblick von Taehyung auf mir, ehe er meine Hand ergreift, sie einmal kurz drückt und mit mir in das Innere des Hauses geht. „Denkt nicht, wir hätten irgendeine Feier oder etwas dergleichen für euch organisiert", sagt Taehyungs Mutter dann doch etwas, aber es war klar, dass es nichts aufmunterndes sein würde.

Im Flur dreht der Ältere sich wieder zu ihr, lässt zum Glück keine Sekunde meine Hand los und möchte zu einer Antwort ansetzen, als ich ihm aber zuvorkomme.
Höflich verbeuge ich mich leicht vor Mrs. Kim und noch während ich auf den Boden sehe, stelle ich mich vor. „Guten Tag, Mrs. Kim. Mein Name ist Jeon Jungkook."

Nachdem ich diese Höflichkeitsfloskel aufgesagt habe, richte ich mich wieder auf, bereue es im nächsten Moment aber schon. Sie tut meine Vorstellung lediglich mit einer kurzen Handbewegung und den Worten „Ja, ich weiß, wer du bist" ab.

Aber auch das bringt mein Fass der Demütigung noch nicht zum Überlaufen, erst Taehyungs Vater schafft es, als er sich im Flur zu uns gesellt und direkt sagt: „Taehyung, dir ist schon klar, dass du enterbt wirst. Wir akzeptieren diesen Jungen nicht!"

Das Ganze hier war natürlich nicht mein Ziel, ich wollte keinen Familienstreit ausbrechen lassen, aber das Lächeln, das Taehyung mir noch einmal schenkt, zeigt mir, dass er mir das überhaupt nicht übel nimmt.
Doch sofort wird sein Ausdruck hart, als er sich an seinen Vater wendet und mich beinahe unauffällig dabei leicht hinter sich schiebt.

„Mir ist euer Geld schon immer egal gewesen! Ihr könnt sagen und tun, was ihr wollt, aber Jungkook und ich werden heiraten. Egal, ob ihr zustimmt oder nicht!"

Zunächst herrscht Stille nach der Ansage meines Verlobten, bis sie von dem schallenden Lachen seines Vaters unterbrochen wird, in das seine Mutter kurz darauf miteinsteigt. „Dann tu das, Junge! Du bist nicht länger Teil der Familie Kim! Wenn ich könnte, würde ich dir den Namen wegnehmen und dich aus allen Registern streichen, aber das kann selbst ich nicht!"

Kurz zuckt Taehyung zurück und auch der Druck seiner Hand lässt kurzzeitig nach, es sind scheinbar Worte, mit denen er nicht gerechnet hat und bedrückt lege ich meine freie Hand auf sein Schulterblatt, um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm bin.

Der Ältere fängt sich tatsächlich, strafft einmal den Rücken, ehe er sagt: „Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Wisst ihr, ich bin nur auf Wunsch meines Verlobten hier, der erstaunlicherweise euch schreckliche Menschen kennenlernen wollte und wisst ihr, wieso? Weil er ein Mensch mit Anstand ist und sich niemals so aufführen würde wie ihr, wenn man neue Bekanntschaften schließt. Mir ist es egal, dass wir hier brechen! Ihr habt selbst schuld, wenn ihr nun keinen Erben mehr habt!"

Am Ende wirbelt Taehyung herum und steuert mit mir gemeinsam wieder die Haustür an, die wir gerade erst passiert hatten. Und tatsächlich hat er seine Eltern mit seinen Worten sprachlos gemacht, denn aus dem Augenwinkel sehe ich noch ihre vor Überraschung geweiteten Münder, bevor wir das Haus endgültig wieder verlassen.

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now