⚜️ Achtundsechzig ⚜️

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Jungkook POV

Mich verletzt die Art, wie Taehyungs Vater mich behandelt hat, aber andererseits bin ich ihm jetzt auch dankbar. Je länger ich bei Taehyung bleibe, desto schwieriger wird es für mich zu gehen und nur dank diesen gleichgültigen Worten in meine Richtung ist mir das gelungen.

Sobald die Aufzugtüren sich geschlossen haben, fließen bereits meine Tränen, doch das ist mir egal. Ich habe gerade irgendwie mit Taehyung Schluss gemacht. Mit dem Mann, den ich über alles liebe und eigentlich immer an meiner Seite wissen wollte. Aber ich muss jetzt stark bleiben, es war die richtige Entscheidung, wenn ich an meine Zukunft denken will.

Ich schniefe und wische einmal unter meiner Nase entlang, als ich endlich den Fahrstuhl verlassen und nach draußen gehen kann. Doch heute scheint wohl nicht alles so zu klappen, wie man es gerne hätte.

„Du hast dich richtig entschieden, Kleiner", flötet diese ätzende Frau mir direkt ins Gesicht und rührt sich dabei nicht von der Stelle. Sie steht mit verschränkten Armen an die Wand des Hochhauses gelehnt und mustert mich spöttisch, während ich sie einfach nur ignorieren will und an ihr vorbeigehe.

„Du wirst Taehyung nicht mehr zu nahe kommen. Da sind wir uns doch einig, oder?", ruft sie mir noch hinterher, doch ich schenke ihr weiterhin keine Beachtung und trete den Weg in Richtung WG an. Sie hat recht, ich werde mich ihm nicht nähern, dafür hat sie nun gesorgt. Und diese Tatsache zerreißt mir das Herz. Wir haben uns doch gerade erst gefunden und durften nur so wenige Stunden miteinander verbringen, die schöner nicht hätten sein können, nur um dann wieder vom Schicksal getrennt zu werden?

Mein Weg dauerte länger als sonst, meine Sicht wurde allerdings auch immer wieder von dem neu aufkommenden Tränenschleier gestört, der sich nie aufhalten ließ. Es kostete mich wahnsinnig viel Konzentration, nicht vom nächstbesten Auto angefahren zu werden, wobei ich gegen diesen Umstand aktuell nichts einzuwenden hätte.

Einerseits bin ich froh darüber, Zuhause niemanden anzutreffen, aber andererseits hätte ich Jimin gern alles erzählt. Insgeheim wollte ich von ihm hören, dass ich eben nicht die richtige Entscheidung gefällt habe, dass ich bei Taehyung hätte bleiben und ihm beistehen sollen. Aber er ist nicht da.

Somit gehe ich geradewegs in mein Zimmer und als ich dann die große Reisetasche unter meinem Bett erblicke, weiß ich auch, was ich nun tun sollte.
Ich habe meine Eltern viel zu lange nicht besucht, vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen und somit greife ich nach meinem Handy, ignoriere die unzähligen Anrufe und Nachrichten von Taehyung, ehe ich einen Flug nach Los Angeles buche. Mein Vater befindet sich aktuell geschäftlich dort und natürlich ist meine Mutter mit ihm gekommen, wo sie sicherlich gemeinsam in unserem Zweithaus wohnen. Als Kind bin ich auch schon oft dort gewesen, die Anderen waren immer neidisch gewesen, doch mir war der Reichtum meiner Eltern schon immer egal gewesen. Aber jetzt kommt er mir zugute und ich buche mit der Kreditkarte meines Vaters den nächsten Flug, der wahnsinnig überteuert ist. Aber das ist mir egal.

Während ich meine Tasche packe, rufe ich meine Mutter an und informiere sie über meinen Besuch. Sie kann ihre Freude beinahe nicht zügeln und plappert aufgeregt immer im Hintergrund mit meinem Vater, den ich gelegentlich etwas Unverständliches brummen höre. Doch ich halte das Telefonat kurz, der Flug geht immerhin bereits in zwei Stunden und ich muss ja noch zum Flughafen kommen.

Also rufe ich mir direkt noch ein Taxi und steige bereits mit einem letzten Blick auf unsere Wohnung ein, während der Fahrer meine Tasche in den Kofferraum wirft und schließlich losfährt. Als wir schon fast da sind, fällt mir mein Nebenjob wieder ein, bei dem ich mich kurzerhand krankmelde und dann schon mein Ziel erreiche.

Ich bin rechtzeitig und gehe geradewegs durch die Kontrollen, bis ich schon vor dem Gate stehe. Ich werfe noch einen letzten Blick Richtung Seoul und denke noch einmal wehmütig an Taehyung. Was er wohl jetzt macht? So wie sein Vater klang, würde es nun mächtig Ärger geben. Aber das darf nicht mehr mein Problem sein und irgendwie fühlt sich das hier jetzt wie ein Abschied an. Vielleicht ist er das ja auch. Ich muss Taehyung wohl vergessen.

Für immer.

𝐏𝐞𝐫𝐬𝐨𝐧𝐚𝐥 𝐀𝐬𝐬𝐢𝐬𝐭𝐚𝐧𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now