14. Kapitel

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„Harry!" Ich blicke nicht hoch. Es ist nicht Louis. Jeff kommt auf mich zu gelaufen. Er legt meinen linken Arm um seine Schulter. Gleichzeitig legt er seinen rechten Arm um mich und hebt mich hoch. Ich stütze mich auf ihn. Meine Beine wollen mich nicht mehr tragen. Ich habe kein Gleichgewicht und keine Kraft mehr. „Was ist passiert?!" fragt er aufgebracht. Ich weine stumm weiter und beiße mir auf die Unterlippe. Ich schmecke schnell Blut, doch ich höre nicht auf. Ich zittere ein wenig. Vor Kälte. Vor Schmerz. Vor Einsamkeit. Alles kommt zusammen und die Gefühle kriechen in meine Knochen, bis ich nur noch Schmerz verspüre.

„Wo ist Louis?!" will er wissen. Er sieht sich hektisch um. Ich schüttle nur den Kopf und wieder mehr Tränen rollen mit die Wange hinunter. „ Harry wo ist er?!" fragt er erneut. „Ihm ist nichts passiert." antworte ich leise. Louis ist in Sicherheit und das wollte Jeff wissen. Jeff geht mit mir in den Backstagebereich. „Ich will hier weg." flüstere ich. Meine Stimme ist so gut wie weg und ich atme schnell und flach. „Okay." nickt Jeff und sieht mich ermutigend an. Es bringt mir jetzt gerade jedoch leider nichts.

Es dauert nur ein paar Minuten, bis wir im Van sitzen und wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen. „Was ist geschehen?" fragt Jeff nochmal. Ich lehne mit dem Kopf am Fenster und schaue gedankenverloren zu, wie die Straßen New Yorks an mir vorbeiziehen. Sie sind trist und grau. Der Himmel ist mit Wolken behangen und ich bin sicher, es regnet heute Abend noch. Ich kann nicht darüber sprechen. Selbst wenn ich es wollte. Meine Kehle ist zugeschnürt. Meine Atmung erst langsam wieder regelmäßig. Mein Herz splittert weiter. In jeder Sekunde, die vergeht, zerbrechen die Stücke erneut und werden immer kleiner. Es bleibt am Ende nichts als Staub übrig. Es fühlt sich an, als würde jemand mit einem Messer immer und immer wieder in meinen Brustkorb einstechen.

Mein ganzer Körper tut mir weh. Es schmerzt ungeheuer sehr und ich kann nichts dagegen tun. Ich wüsste nicht was. Meine Gedanken sind wirr und durcheinander. Ich versuche immer noch zu verstehen, was gerade passiert ist. Ich möchte nicht, dass es das ist, was ich befürchte. Ich will aus diesem Albtraum einfach aufwachen. Es darf nicht real sein. Das geht einfach nicht. Wir reden nicht weiter miteinander. Jeff sagt nichts mehr und gerade bin ich ihm wirklich dankbar dafür. Ich muss erst einmal begreifen, was das alles hier bedeutet. Wir kommen beim Hotel an. Jeff hält mir die Tür auf. Meine Locken fallen mir ins Gesicht, ich sehe auf den Boden und wische mir immer wieder meien Tränen weg. Wir gehen zum Aufzug und müssen dort kurz warten. Neben der Tür stehen links und rechts große Vasen. Ich schlucke, als ich sehe, was dort drin ist. Es sind zwei große Blumensträuße. Die Mitte bildet jeweils eine große, rote Rose.

Ich höre ein Pling. Der Fahrstuhl ist da. „Kommst du?" fragt Jeff vorsichtig. Ich nicke nur und nehme mir ohne weiter darüber nachzudenken die Rose aus der linken Vase. Dass es theoretisch Diebstahl ist, vergesse ich in diesem Moment.

Jeff kommt mit in die Suite. „Ich muss hier weg." sage ich leise. „Harry..." Ich schüttle den Kopf. „Ich kann nicht hier bleiben." antworte ich ihm. „Ich nehme mir frei. Mit schnellen Schritten gehe ich in Louis und mein Schlafzimmer. Ich will das alles nicht. Wieso passiert mir das nur? Es ist so unfair.

Ich schnappe mir meinen Koffer und schmeiße meine hier herumliegenden Sachen hinein. „Redet doch vorher miteinander." bittet Jeff mich. Ich bleibe mit meinen Sachen im Wohnbereich stehen. „Er hat mich gefragt, Jeff..." erzähle ich ihm leise. „Ich habe es versucht. Ich habe es ihm erklärt." Jeff nickt nur und sieht mich mitleidend an. Er kann sich denken, wie er reagiert hat. „Aber deswegen musst du doch nicht gehen." ich schüttle den Kopf und widerspreche ihm. „Ich muss. Es ist anders, als sonst." sage ich schweren Herzens und mir treten wieder Tränen in die Augen.

„Weil diesmal... ich muss einfach." Ich bekomme die Worte nicht raus. Ich kann es nicht sagen. „Wohin willst du?" fragt er mich. „Berlin." sage ich. Ich habe die Fahrt über schon darüber nachgedacht und es scheint mir die beste Lösung. Ich brauche Abstand von allem. Ich kann jetzt nicht nach London fliegen und unser Haus betreten, als wäre alles ganz normal. Louis würde mich außerdem finden. Vielleicht. Ich weiß im Augenblick nicht einmal, ob er das überhaupt will. Er ist gegangen. Ohne mich. Ich habe es versaut. Ich muss aus meinem Leben raus. Einen Moment lang nicht daran denken müssen, was alles passiert ist. Berlin ist da naheliegend.

„Ich komme mit." sagt Jeff. Sofort verneine ich, aber er lässt nicht locker. „Ich bin dein Bodyguard und gerade jetzt ist es wichtig, dass jemand auf dich acht gibt." Ich lache bitter. „Wieso, weil Louis das sagt?" - „Weil du total fertig bist und ich nicht will, dass dir etwas geschieht." Ich schlucke. Er hat recht. Ich kann nicht klar denken im Augenblick und meine Gefühle überschwemmen meinen Verstand.

„Okay." sage ich nur und nehme meinen Koffer. Den Schlüssel lege ich auf den Esstisch. Daneben platziere ich die Rose. Schon wieder eine Rose. Vielleicht versteht Louis es. Vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht einmal, was ich gerade hoffen soll.

Es dauert nicht lange, bis wir beim Flughafen sind. Wir haben Glück. In knapp drei Stunden geht ein Flug nach Frankfurt und von dort weiter nach Berlin. Wir fliegen Economyclass. Irgendwie ist ein merkwürdiges Gefühl seine Beine kaum bewegen zu können und einen Sitznachbarn zu haben, den man noch nie gesehen hat. Ich habe mich zu schnell an die luxuriöse Art zu fliegen gewöhnt. Ich bin von mir selbst enttäuscht. Ich wollte nicht so abgehoben werden. Ich wollte auf dem Boden bleiben und ganz normal weiter leben. Louis ist der Star und nicht ich. Ich habe mir das so oft und immer wieder gesagt.

Der Flug zieht sich in die Länge. Mein Handy ist ausgeschaltet. Ich weiß nicht einmal, ob Louis mitbekommen hat, dass ich weg bin. Ich sehe den Bildschirm, der an der Decke angebracht ist. Das Konzert dürfte jetzt um sein. Ich bezweifle, dass er schon in der Suite ist. Und wenn doch? Keine Ahnung. Er hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr mit mir sprechen möchte und das für ihn alles gesagt ist.

Es tut mir unfassbar leid, seinen Antrag nicht direkt angenommen zu haben, doch ich denke nach wie vor, dass es nicht funktioniert hätte, wenn ich einfach Ja geantwortet hätte. Ob das schlechter ist, als die Situation jetzt? Ich bezweifle es stark. Wie könnte es? Louis hat mich abgewiesen. Aber es ist nicht wie sonst. Ich bin nicht mehr zu ihm durchgekommen. Er hat mich von sich gestoßen. Ich weiß nicht, ob er mich zurück will.

Oh Himmel, was habe ich nur getan?

Es höre es immer wieder. Wieder und wieder und noch einmal. Louis' Stimme, kalt monoton und abweisend. Es ist alles gesagt. Zwischen uns? Generell? Louis Blick sprach vorhin Bände. Ich habe es gesehen. Es hat ihm wehgetan, doch er hat es trotzdem ausgesprochen und mich damit bis ins Mark erschüttert. Es hat mich getroffen, wie ein Pfeil, eine Kugel, direkt ins Herz und hindurch. Es ist vorbei. Was auch immer es in den letzten Tagen war. In Amerika haben wir uns mehr gestritten, als alles andere. Wirklich entspannt war es die ganze Zeit über nicht, doch wie hätte es das auch sein sollen?

Ich hätte Ja sagen können...

Vielleicht hätte es die Situation entschärft, doch das auch nur für den Moment. Wäre es besser gewesen? Wahrscheinlich schon. Doch dann hätte es ins beide noch mehr getroffen. Ich wollte so sehr, dass wir es geregelt bekommen. Ich wollte Louis nie verletzten. Das will ich auch immer noch nicht. Ich bezweifle stark, dass es überhaupt jemals soweit sein könnte. Ich liebe ihn unfassbar sehr, doch genau das ist es, das mich gerade von innen heraus zerreißt.

Deswegen muss ich hier weg. Wie soll ich es händeln können? Louis ist praktisch mein Boss und ich habe ihn jeden Tag, den ich arbeite vor der Linse. Es würde nicht reichen, wenn ich mir einfach ein separates Zimmer buche. Ich würde immer und immer wieder daran erinnert werden, dass ich ihn heute verloren habe. Es ist alles kaputt. Mein Herz quält mich. Der Schmerz wird immer schlimmer und ich weine stumm. Jeff versucht mich aufzuheitern, doch es bringt alles nichts. Ich wünsche mir die Zeit zurückdrehen zu können und es anders zu machen. Irgendeine Lösung hätte es doch sicherlich gegeben. Es kann doch nicht wirklich so enden! Doch das tut es.

„Das wird schon wieder, Harry." sagt Jeff hoffnungsvoll. Ich schüttle leicht den Kopf. „Ihr biegt das schon wieder gerade." versichert er mir. Ich sehe ihn an und beiße mir auf die Unterlippe, um mich laut zu schluchzen. „Es gibt nichts mehr, dass wir geradebiegen könnten." Es auszusprechen ist noch schwerer. Es ist die Wahrheit.

i am crying. and i am so sry.  Was louis wohl tut, wenn er sieht, dass harry weg ist? bzw macht er überhaupt etwas?

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Always Forever || Larry Stylinson AUDonde viven las historias. Descúbrelo ahora