81. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Louis nicht neben mir. Ich greife zur Seite, ertaste aber leider die leere Betthälfte. Der Stoff ist noch warm. Ich nehme mir meinen Morgenmantel, ziehe ihn an und verlasse unser Schlafzimmer. Louis steht in der Küche. Er lehnt sich an den Kühlschrank und telefoniert. Erst einen Moment später sieht er mich. Ich lächle leicht, bin aber unsicher, wie sonst was.

Das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, ohne dass er getrunken hat, war gestern Morgen und da haben wir uns nur angeschrien. Ich bin mir also wirklich nicht sicher, wie wir den Tag heute gestalten werden. Gut, wir fliegen gleich weiter in die nächste Stadt, aber ich weiß im Augenblick einfach nicht, wie ich Louis gegenüber treten soll. Louis sieht weg, beendet das Gespräch und legt sein Handy bei Seite. „Guten morgen." sage ich und gehe auf ihn zu. „Morgen." grummelt er nur. „Wer war das gerade?" frage ich und versuche so irgendwie eine Konversation aufzubauen. „Kann dir egal sein." meint er nur. Ich schlucke. „War es Oliver?" Er sieht zu mir und blickt mich skeptisch an. „Warst du an meinem Handy?" will er wissen und mustert mich skeptisch. Ich schüttle den Kopf. Die Stimmung ist bis zum Zerreißen gespannt. „Ich habe gestern Abend deine Sachen zusammengeräumt und als ich dein Handy auf den Nachttisch gelegt habe, ist eine Nachricht gekommen." erkläre ich ihm ehrlich. Er schnaubt verächtlich. „Du hast sie gelesen." stellt er fest. Ich nicke. „Sie wurde angezeigt. Ich hatte es nicht vor." Er nickt und fährt sich durch die Haare.

„Wieso warst du bei ihm?" - „Wieso denn nicht?" Ich sehe kurz weg. „Weiß nicht. Weil er ein Arsch ist?" Er lacht bitter. „Möglich, aber das ist Ace auch." Ich stöhne genervt. „Was hat das mit Ace zu tun? Und er ist kein Arsch."

Louis' Blick ist kalt. „Hat man ja gestern gesehen." verwundert sehe ich ihn an. „Wovon sprichst du bitte?" Er verdreht die Augen. „Tu nicht so dumm, Harry." Ich schüttle den Kopf. „Mache ich nicht." erwidere ich mit fester Stimme. „Die Bilder." sagt er. „Ihr seht darauf echt wundervoll vertraut aus." Die Ironie in seiner Stimme ist nicht zu überhören. „Wir sind Freunde." antworte ich zum gefühlt hundertsten Mal. Himmel, wie sehr diese Streiterei den ganzen Tag nervt!

„Ich gehe mit meinen Freunden anders um." - „Ja, du." antworte ich nur angepisst. „Willst du mir vielleicht noch etwas vorwerfen?" frage ich ihn dann erwartungsvoll. „Dass ich dich gestern ins Bett gebracht habe, vielleicht? Dass ich zusehen durfte, wie du betrunken durch die Tür wankst und mir dann sagst, dass Ace mich dir wegnehmen will?" Louis spannt sich an und natürlich merke ich, dass er wütend wird. „Oder willst du mir vielleicht noch sagen, was du gestern mit Oliver gemacht hast, das ihm anscheinend so viel Freunde bereitet hat." füge ich hinzu.

Sein Blick bleibt kalt. „Das geht dich nichts an." Meine Augen werden groß. „Ach, so schlimm, ja?" Er zuckt nur mit den Schultern. „Liegt im Auge des Betrachters. Manche mögen es." Ich spanne mich an und versuche nicht darauf einzugehen. „Was willst du damit sagen?" Er antwortet nicht und schweigt. „Louis!" versuche ich es erneut. „Was möchtest du denn hören?" fragt er mich nur. „Ich weiß, was du gerade denkst, Harry." Mein Herz sackt ab. „Du denkst, ich hätte ihn gefickt." sagt er monoton und kalt. „So, wie du denkst, dass Ace und ich ficken." antworte ich nur provokant und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich wütend werde. Ich werde wahnsinnig wütend in diesem Augenblick.

Gleichzeitig ist mir aber auch einfach nur nach heulen zu Mute. Es tut weh, mit Louis so zu sprechen. Aber ich werde jetzt nicht ja und amen sagen und dann ist wieder alles gut. Ich möchte einfach wissen, was er gestern gemacht hat und ich wüsste nicht, weswegen er mir nicht antworten kann. Es ist eine simple Frage. Außerdem kommt noch dazu, dass ich ihn den ganzen Tag nicht gesehen habe, dass er auf meine Anrufe nicht reagiert hat und dass er schließlich sturzbetrunken um Mitternacht zurück gekehrt ist.

„Glaubst du, dass ich Oliver gefickt habe?" fragt Louis mich dann. Abwartend sieht er mich an. Ich atme tief ein und wieder aus. Dann schüttle ich den Kopf. „Nein." antworte ich ihm. Es ist die Wahrheit. Ich bezweifle, dass die beiden es getrieben haben. Ich will es nicht glauben. Er macht einen Schritt auf mich zu. Er sieht mir in die Augen und genau in dem Augenblick werde ich schwach. Ich schaff es nicht, diese Mauer aufrecht zu erhalten. Dass Louis das kann, war mir schon vorher klar. Er hat es jahrelang gelernt und für ihn ist es ein leichtes, seine Emotionen für den Moment nicht zu zeigen.

Ich hingegen kann das nur bei Menschen, die mir nicht viel bedeutet; die mich nicht gut kennen. Louis ist genau das Gegenteil davon. Er ist mein Mann und er kennt mich wirklich unglaublich gut. Ich kann es nicht verbergen. Ich bin enttäuscht, dass es zu Oliver, anstatt zu mir gegangen ist. Ich bin wütend auf ihn, weil er mir immer noch nicht vertraut. Ich bin traurig, weil er Ace nicht mag und ich bin komplett unschlüssig, wie wir den Streit klären sollen. Ich habe keine Ahnung, wie wir daran gesehen sollten und ich will ihn nicht verlieren. Ich habe in diesem Moment aber das Gefühl, dass genau das geschieht.

Ich sehe weg.

Verdammt, nein!

Nicht schon wieder! Aber erneut und ein weiteres Mal zu viel treten mir die Tränen in die Augen. Verflucht, seit wann weine ich so viel?! Ich blinzle immer wieder schnell, aber sie gehen nicht wieder weg. Ich wische mir schnell über die Augen. Ich sehe nicht zu Louis. Ich bleibe aber dennoch stehen. Ich will nicht wieder weggehen. Ich will bei ihm sein; selbst wenn wir uns streiten.

Er reagiert nicht. Ich blicke an die Wand und die erste Träne rollt über meine Wange. Ich wische sie weg. Es soll aufhören! Ich will nicht dar stehen, als wäre ich hilflos und vollkommen überfordert. Ich weiß, dass genau das auf mich zutrifft, aber in diesem Augenblick schäme ich mich in gewisser Weise vor Louis. Er bleibt kalt und emotionslos und ich weine vor mich hin. Das kann doch nicht das Wahre sein!

„Tut mir leid." murmle ich nur, als er mich mustert und unsere Blicke sich kurz treffen. Schnell wische ich mit beiden Händen unter meinen Augen lang und schüttle den Kopf. „Ich sollte nicht heulen, das weiß ich." brabble ich weiter. Louis macht einen weiteren Schritt auf mich zu. „Du hast nicht mit Ace geschlafen." sagt er dann. Ich nicke. „Würde ich nie." antworte ich leise und sehe ihn an. „Hast du das wirklich geglaubt." Er spannt sich an, schnaubt und schüttelt dann endlich den Kopf. Ein riesengroßer Stein fällt mir vom Herzen.

Ich schniefe und blicke ihn an. Louis steht nur noch einen Meter, vielleicht ein wenig mehr, von mir entfernt. Wenn ich meinen Arm ausstrecken und eine Schritt auf ihn zu machen würde, könnte ich ihn erreichen. Aber dazu fehlt mir in diesem Augenblick das Rückgrat. Ich sehe Louis einfach nur an. Ich versuche weiterhin nicht allzu schwach zu wirken, aber ich glaube, das bekomme ich ganz und gar nicht hin. „Haz." sagt er leise und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Mir ist kalt und ich zittere ein wenig. Er macht einen weiteren Schritt auf mich zu. Ich habe das Gefühl, dass mir jeden Augenblick die Beine weg sacken. Ich habe keine Kraft mehr in mir. Es geht einfach nicht mehr.

Ich erreiche den Punkt, an dem ich merke, dass es mir zu viel wird. Zu viel Streit, zu viel Stress und zu viele Gedanken und Sorgen, mit denen ich mich Tag für Tag abgebe. „Lou." antworte ich leise, fast flüsternd. Er legt seine Hände an meine Taille. Er lässt sie zu meinem Rücken gleiten und zieht mich näher zu sich.

Ich handle instinktiv. Es ist mir egal, dass wir uns seit Tagen streiten. Ich denke darüber in dem Moment einfach nicht nach. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und drücke mich an ihn, als wäre er mein Rettungsring, der mich vor dem Ertrinken bewahrt. Ich schmiege mich an meinen Mann und drücke meine Nase in seine Halsbeuge. Ich atme tief ein und weitere Tränen entweichen meinen Augenwinkeln. Sie treffen auf seine Haut und ich spüre, dass er mich noch enger an sich drückt. Er macht kleine Schritte, welche ich ihm daraufhin gleich tue. So landen wir beim Sofa. Er setzt sich und zieht mich auf seinen Schoß. Ich platziere meine Beine links und rechts von ihm, angewinkelt, und spüre so seine Oberschenkel an meinen.

Lange sagen wir nichts. Louis streicht über meinen Rücken, zeichnet Muster und ich fahre mit einer Hand durch seine Haare. Ich genieße einfach die Nähe zu ihm. Nichts ist bisher ausgesprochen, der Streit existiert noch, aber ich weiß in diesem Moment, dass wir ihn erst weiterführen werden, wenn wir beide wieder die Kraft und die Nerven dazu haben. Es ist wie ein Time Out.


was sagt ihr dazu? Harry kann nicht mehr, er ist mit den nerven am ende. Ist das verständlich? Und ob jetzt alles gut wird?

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Always Forever || Larry Stylinson AUWhere stories live. Discover now