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Vorne redete McGonagall über die Eigenschaften zu einem Zauber, während ich mein Kopf auf die Hand abgestützt hatte und den Zeiger meiner Armbanduhr beobachtete.

„Miss Burgh!"

Genervt hob ich meinen Kopf. „Hm?"

„Ich habe Sie etwas gefragt." McGonagall tippte mit der Fußspitze auf den Boden und hatte ihre Hände in die Hüfte gestemmt.

„Und was?"

„Haben Sie nicht zugehört?"

„Das wissen Sie wohl genauso gut wie ich." Augenverdrehend zuckte ich mit den Schultern. „Wenn Sie eine Antwort wollen, dann müssen Sie ihre Frage wiederholen, aber wahrscheinlich lohnt sich das sowieso nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich Ihre Frage beantworten kann, ist, erfahrungsgemäß, gering."

„Ich hatte gehofft ihre Einstellung hat sich dieses Jahr gebessert."

„Tut mir leid ihre Hoffnung zu zerstören."

„Bleiben Sie nach der Stunde noch kurz hier, Miss Burgh." McGonagall seufzte. „Wir müssen uns unterhalten."

Das Augenverdrehen konnte ich mir nicht verkneifen, aber ich nickte und insgeheim freute ich mich sogar ein wenig darüber, dass ich es geschafft hatte ihrer Frage zu entgehen.

Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Sie wusste genauso gut wie ich, dass ich recht hatte. Ich hätte die Frage wohl kaum beantworten können. Trotzdem fühlte es sich nach einem Sieg an.

Meine Mitschüler waren schon alle gegangen, während ich tief auf meinem Stuhl saß und auf die Standpauke wartete, doch McGonagall fing nicht direkt an. Sie schien auf etwas zu warten, aber ich würde nicht zu ihr nach Vorne kommen. Schließlich war sie es, die mit mir sprechen wollte und nicht ich mich ihr. Dann konnte sie doch auch zu mir kommen.

Was sie nach einiger Zeit auch tat. „Miss Burgh, so kann das nicht weiter gehen."

„Wieso denn nicht?"

„Ihre schulischen Leistungen müssen sich verbessern, wenn Sie hier bleiben wollen."

Ich verkniff es mir zu sagen, dass ich das gar nicht wollte.

„Es grenzte an ein Wunder, dass Sie im letzten Jahr ihre ZAG-Prüfungen bestanden haben, aber wenn Sie sich nicht ab sofort mehr anstrengen, sehe ich schwarz für die UTZ."

„Das haben Sie über die ZAG auch schon gesagt."

„Sie werden kaum noch einmal so viel Glück haben." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem erwarte ich von Ihnen, dass Sie dem Unterricht folgen und auch aktiv daran teilnehmen. Es kann nicht sein, dass Sie in den aller meisten Fällen nicht wissen, was wir gerade besprechen. Können Sie denn überhaupt sagen, was das Thema der heutigen Stunde war?"

Sie schien keine Antwort auf die Frage zu erwarten, denn sie fuhr direkt fort.

„Ich erwarte auch von Ihnen, dass Sie mit ihren patzigen Antworten aufhören."

Ich schwieg. Sie wollte keine patzigen Antworten? Dann würde sie halt gar keine Antwort bekommen.

„Sie müssen sich mehr anstrengen, Miss Burgh. Ich habe auch mit Professor Slughorn gesprochen. Er stimmt mir zu, dass wir jemanden fragen, ob er Ihnen Nachhilfe gibt, auch wenn Sie das nicht wollen."

Sie hatten mir das schon mehrmals angeboten, aber so, wie das klang, hätte ich dieses Mal nicht mehr die Wahl. Das hätte mir gerade noch gefehlt.

„So kann es nicht weiter gehen."

„Kann ich jetzt gehen?", fragte ich.

McGonagall musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen, seufzte und nickte dann. „Sie dürfen gehen, aber nehmen Sie sich meine Worte zu Herzen. So kann es nicht weiter gehen, Miss Burgh."

Ich griff nach meiner Tasche und verschwand, ohne ein weiteres Wort. Das Schuljahr ging ja gut los.

Es hatte keine Woche gedauert und schon wurde mir damit gedroht Nachhilfe zu bekommen, als würde es irgendwas besser machen. Verstanden sie denn nicht, dass ich nicht noch mehr Zeit mit diesem Blödsinn verschwenden wollte. Wenn ich nicht mal diese Zeit als Ausgleich haben würde, würde ich noch wahnsinnig werden. Sie würden ja sehen, was sie davon haben.

Wenn sie mir das antaten, würde meine Laune noch schlechter werden. Genauso wie meine Lust. Obwohl das kaum noch ging. Ich wollte sowieso nicht hier sein und das lernen.

Außerdem lag es mir wirklich nicht. Im Messerwerfen war ich gut. Ich war gut in den ganzen Kampfsportarten, die Vater uns gelehrt hatte. Ich konnte vier verschiedene Sprachen flüssig sprechen. Konnte Mathe. Konnte Schlösser knacken. War eine ausgezeichnete Taschendiebin. Ich konnte mit Pfeil und Bogen umgehen.

Es gab vielen Dinge, die ich konnte, aber Magie gehörte eindeutig nicht dazu.

Wieso sollte ich das ausgerechnet damit den ganzen Tag verbringen? Wieso verstand mein Vater nicht, dass ich hier nicht richtig gehoben war. Ich könnte ihm so viel mehr helfen, wenn ich zuhause wäre und meine echten Fähigkeiten nutzen dürfte.

Es war dumm, dass ich etwas machen sollte, dass mir so gar nicht lag, obwohl es genug Dinge gab, in denen ich talentiert war und auch Spaß daran hatte. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz