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Ich schlüpfte noch gerade so rechtzeitig in den Klassenraum rein und ließ mich auf meinen üblichen Platz in der hintersten Ecke fallen. McGonagall warf mir einen bösen Blick zu und bevor ich sie auf falsche Gedanken brachte, zog ich schnell die Kapuze runter und holte mein Buch raus.

Sie nickte mir kurz zu. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. War das ein gutes Zeichen oder sollte ich mir Sorgen machen? Das würde ich schon noch sehen.

Ich spürte, dass man mich beobachtete, aber das war nichts neues. Leider. Eigentlich wollte ich ihm eine Lektion erteilen oder ihm zumindest zurechtweisen, aber die letzten Tage hatte ich keinerlei Lust auf dieses Gespräch und ich war ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen.

Also versuchte ich mich heute tatsächlich auf den Unterricht zu konzentrieren. Eigentlich beobachtete ich gerne die anderen Leute, vor allem wenn ich selbst von ihnen beobachtet wurde. Ich behielt gerne den Überblick, aber in diesem Fall wusste ich, worum es ging.

Ich richtete meine Sachen, sodass ich direkt als die Stunde endete losstürmen konnte, aber griff noch schnell nach der Tafel Schokolade, die gut sichtbar in der Tasche einer Mitschülerin lag. In dem ich schnell verschwand, konnte ich die Gefahr reduzieren, dass McGonagall wieder mit mir sprechen wollte und ich musste nicht mit Black sprechen.

Erst als ich draußen war, schaute ich mir an, was für eine Schokolade ich hatte mitgehen lassen. Zufrieden grinste ich. Eine klassische Zartbitterschokolade. Perfekt.

Ich brach ein Stück ab und setzte mich ans Ufer des Sees. Normalerweise tat ich das nicht, weil hier viel zu viele Menschen waren, auf die ich alle keine Lust hatte. Heute aber waren die meisten wohl noch im Unterricht. Die Stunde war ausgefallen und ich musste zugeben, dass es hier am See wirklich schön war. Zumindest wenn man allein war.

Es war ein seltsames Gefühl hier zu liegen, aber ich überstand es über eine Stunde, ohne von jemanden genervt zu werden, doch als ich von weiten Stimmen hörte, sprang ich auf und lief davon.

Ich hörte, wie mir Black hinterherrief und versuchte mich einzuholen, aber ich schaffte es ihn abzuhängen.

Das gleiche Spiel wiederholten wir in den nächsten Tagen einige Male. Er bemerkte mich, folgte mir und ich verschwand, bevor er zu mir kam.

Eigentlich reiche es nicht aus ihm eine Standpauke zu halten. Er hatte etwas schlimmeres verdient. Niemand sollte einen anderen Menschen als Spiel betrachten. Als einen einfachen Wetteinsatz. Meine Vorstellung von Richtig und Falsch waren vom Durchschnitt etwas verschoben. Es gab viel weniger Sachen, die ich als moralisch verwerflich empfand, aber so was ging gar nicht.

Wenn es um Gegenstände ging, hatte ich kein Problem. Wie könnte ich auch? Ein kleiner Diebstahl machte viel zu viel Spaß, aber mit den Gefühlen eines anderen Menschen zu spielen, das fand selbst ich furchtbar.

Tatsächlich würde ich lieber von einem Messer getroffen werden, als dass man mich verarschte. Mit körperlichem Schmerz konnte ich viel besser umgehen. Da wusste ich, dass es enden würde und dass es besser werden würde.

Im Gegensatz zu psychischen Schmerzen. Es gab keine Grenze. Der Schmerz konnte immer weitergehen und er musste kein Ende nehmen.

Wenn körperlicher Schmerz zu viel wurde, dann starb man.

Von psychischen Schmerzen zu sterben war wohl theoretisch auch möglich, aber nicht so einfach.

Deshalb empfand ich das als viel grausamer.

In diesem Fall gab es nicht einmal einen guten Grund. Wieso wollte er mich so verarschen? Es war eine idiotische Wette. Mehr nicht.

Dabei kannten sie mich gar nicht und trotzdem wollten sie mir mein Herz brechen. Einfach aus Spaß.

Er hätte es verdient, dass ich den Spaß umkehrte. Dass ich mir selbst einen Spaß daraus machte.

Auch wenn ich es grundsätzlich verachtete so mit den Gefühlen anderer zu spielen, würde ich es auch einem Grund tun. Er sollte daraus lernen.

Er sollte lernen, wie sich das anfühlte.

Er sollte lernen, wie es war verarscht zu werden.

Er sollte lernen, wie schrecklich das war.

Er sollte das nie wieder einem anderen Menschen antun. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now