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Auch wenn es mir sträubte, sprach ich den Wasserspeier an: „Könntest du Professor Dumbledore darüber informieren, dass ich sein Angebot mit mir zu sprechen nun doch wahrnehmen möchte?"

„Und wer sind Sie?"

„Nessa, äh Vanessa Burgh.", stellte ich mich vor und nach einigen Sekunden legte sich der Weg frei.

Ich wartete, bis die Wendeltreppe ganz freigegeben war, bevor ich einen Fuß draufsetzte. Eine sich bewegende massive Steintreppe war mir nicht Geheuer.

Dumbledore, in einer himmelblauen Robe, erwartete mich vor seinem Schreibtisch. „Miss Burgh, schön, dass Sie doch noch kommen."

Ich atmete tief durch, bevor ich auf ihn zutrat. Er hatte mir schon seit dem ersten Jahr immer wieder angeboten mit mir zu sprechen, aber ich hatte nie gewollt. Wollte immer noch nicht, aber manchmal musste man über seinen Schatten springen und etwas tun, worauf man keine Lust hatte. „Ich kann das alles nicht mehr. Ich habe es versucht, auch wenn es nicht so aussah, ich habe mich bemüht, aber ich kann das alles nicht! Wirklich nicht! Ich bin hier nicht richtig."

„Natürlich sind Sie das, Miss Burgh." Dumbledore lächelte mich an und zeigte auf den freien Stuhl. „Kommen Sie, setzten Sie sich hin."

Mit gesenktem Blick setzte ich mich. „Ich gehör hier nicht hin. Alle wissen das doch! Alle sagen es. Ich bin hier nicht richtig. Ich sollte gehen."

„Miss Burgh, ich verstehe, dass Sie ihre Familie vermissen, aber Hogwarts ist eine großartige Schule und Sie sollten diese Gelegenheit nicht vergeuden."

„Aber ich gehöre hier nicht hin!"

„Wieso denken Sie das?"

„Ich bin eine furchtbare Hexe!" Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Das wissen Sie doch genauso gut wie ich, genauso gut, wie alle hier an der Schule. Ich bin es nicht wert hier zu sein."

„Ich bin mir sicher, dass Sie das Potential haben eine gute Hexe zu werden. Professor McGonagall hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie nun Nachhilfe von Remus Lupin erhalten. Ich bin mir sicher, dass sich die Fortschritte bald schon merklich zeigen werden."

„Nein, das ist hoffnungslos! Ich bin hoffnungslos!" Es gelang mir die ersten Tränen aus meinen Augen zu drücken. „Wir alle wissen es. Ich bin es nicht wert hier zu sein."

„Hören Sie auf, das zu sagen. Das ist nicht wahr." Dumbledore legte seine Hand auf meine Schulter. „Sie gehören hier her."

„Nein, tue ich nicht! Alle sagen es doch immer wieder! Ich habe kein Recht auf den Platz an dieser Schule. Ich bin ein Schlammblut!"

Für einen winzigen Augenblick, bröckelte sein Pokerface. „Wer sagt das?" Seine Stimme klang hart. „Wer hat das gesagt?!"

„Alle sagen sie das! Jeden Tag!" Ich sprang auf. Es kamen immer mehr Tränen und ich fing an schnell und flach zu atmen. „Es ist die Wahrheit! Ich sollte nicht hier sein! Ich bin keine richtige Hexe! Ich wusste es schon immer, aber ich wollte es nicht wahrhaben! Aber es ist wahr! Ich bin keine richtige Hexe! Deswegen bin ich auch so schlecht darin! Ich gehöre hier nicht her. Ich sollte zurück zu den Muggeln. Dort ist mein Platz." Das zumindest war die Wahrheit. Dort war mein Platz. „Ich habe lang genug Ihre Zeit verschwendet!"

„Hogwarts ist ein Ort für Sie und Sie sind eine richtige Hexe. Sie sind genauso Hexe, wie jeder hier im Schloss. Ob ihre Eltern Muggel oder ihre Familie seit Generationen Zauberer sind, macht keinen Unterschied."

„Und ob es einen Unterschied macht!"

„Beruhigen Sie sich, tief durchatmen."

Ich wendete mich ab und lief an das Fenster. Ich war kurz davor zu hyperventilieren. Noch hatte ich alles unter Kontrolle, aber ich sollte mich ranhalten. „Ich brauch frische Luft." Ich riss das Fenster auf und ließ die kühle Luft in das Büro kommen.

„Miss Burgh, ich verstehe, wie schwer es sein muss, wenn Ihnen täglich vorgeworfen wird, dass Sie es nicht verdient hätten, aber ich garantiere Ihnen, dass das nicht wahr ist. Sie haben es verdient. Wenn Sie mir sagen könnten, wer Sie so nennt, dann werde ich mich darum kümmern, dass das nicht noch einmal passiert."

Noch immer schluchzend, aber ruhiger atmend, stellte ich mich so vor das Fenster, sodass Dumbledore nicht sah, was ich als nächstes tat. „Das hilft doch nichts. Sie würden es doch immer noch denken und ich würde schwach dastehen. Das würde es nur noch schlimmer machen."

„Sie sind nicht schwach, Miss Burgh und ganz sicher haben Sie es verdient hier zu sein. Sie sind eine Hexe, genauso wie ich ein Zauberer bin. Jeder, der etwas anderes behauptet, täuscht sich."

Ich drehte mich zu ihm um. Meine Atmung war fast wieder normal, aber noch immer flossen die Tränen über mein Gesicht. „Denken Sie das wirklich?"

„Natürlich." Er warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. „Hogwarts ist der richtige Ort für Sie. Das weiß ich."

Und ich wusste, dass er sich täuschte, aber natürlich sagte ich das nicht. Stattdessen lächelte ich. Es war ein kleines Lächeln. Ein Lächeln, das zeigen sollte, dass ich mich über seine Worte freute, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es der Wahrheit entsprach. Ein hoffungsvolles Lächeln. „Wenn Sie das sagen, dann glaube ich Ihnen."

„Sie bleiben also hier?"

Ich schloss kurz die Augen, nickte aber. „Ich bleibe. Vielen Dank, Professor Dumbledore. Vielen Dank für dieses Gespräch. Es hat mir sehr geholfen." Ich schloss das Fenster, verriegelte es aber nicht. Stattdessen bewegte ich den Stapel Bücher, der dort auf der Fensterbank lag, so dass er das Fenster geschlossen halten würde, selbst wenn ein Windstoß oder etwas in der Art kommen würde.

„Auf Wiedersehen, Professor Dumbledore."

„Sie können jederzeit zu mir kommen, Miss Burgh."

„Vielen Dank." Ich warf ihm ein letztes Lächeln zu und verließ das Büro.

Noch während ich die Treppen runterstieg, wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und begann zu grinsen. Auf Knopfdruck weinen zu können war eine Fähigkeit, die ich schon als kleines Kind beherrschte und dessen Nutzen einfach unfassbar genial war. Selbst Vater hatte anerkennend genickt als ich ihnen das zeigte. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now