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„Okay, du bist dran."

Ich nickte und richtete mich wieder auf. Mein Blick war auf den See gerichtet. „Erstens: Ich habe in diesem Schuljahr bisher mehr Zeit im verbotenen Wald verbracht als in Klassenräumen. Zweitens: Ich bin schonmal in die verbotene Abteilung der Bibliothek eingestiegen. Drittens: Mein größter Wunsch für die Zukunft war es schon immer das Geschäft, beziehungsweise die Arbeit meines Vaters zu übernehmen, obwohl ich nicht sicher weiß, was genau er tut."

Black musterte mich mit gerunzelter Stirn. „Schwierig."

„Findest du?"

„Ich fang mal von hinten an. Die letzte Aussage klingt super unlogisch."

„Also denkst du, dass sie gelogen ist?"

„Nein, genau deshalb denke ich, dass sie wahr ist. Wieso solltest du nicht wissen, was dein Vater macht? Es macht außerdem wenig Sinn, dass du in die Fußstapfen deines Vaters treten möchtest, wenn du nicht weißt, was er tut, aber eben da es so sinnfrei klingt, ist es wahrscheinlich wahr, weil du dir so etwas nicht ausdenken würdest. Das wirkt zu offensichtlich falsch."

„Du meinst also, dass die Aussage so falsch klingt, dass sie wahr sein muss?"

„Ja, genau." Er nickte. „Du weißt, wie man sich an Orte schleicht, die man eigentlich nicht betreten darf. Du hast es in Dumbledores Büro geschafft. Im Vergleich dazu ist es ein reines Kinderspiel in die verbotene Abteilung zu kommen. Deshalb glaube ich, dass die Aussage wahr ist."

„Also ist die erste Aussage gelogen?"

„Es klingt abwegig. Du hast zwar keine Lust auf Unterricht, aber ich habe bisher noch nicht miterlebt, dass du geschwänzt hättest. Das heißt du hast schon viele Stunden im Klassenraum verbracht. Ich bin mir nicht sicher, ob du jemand bist der in den verbotenen Wald gehen möchte. Also es kann sein. Ich glaube nicht, dass du zu ängstlich dafür bist. Du erscheinst mir ziemlich taff. Dennoch wüsste ich nicht, warum du so viele Stunden dort sein solltest. Andererseits klingt die Aussage wieder so übertrieben, dass ich mich frage, ob es nicht vielleicht doch stimmt."

Ich zuckte mit den Schultern. „Du musst dich entscheiden."

„Na gut." Er seufzte. „Eins ist gelogen, zwei und drei sind wahr."

„Damit liegst du falsch.", berichtete ich grinsend.

„Wirklich? Was ist dann falsch?"

„Die zweite Aussage."

„Nein? Ernsthaft?" Er schaute mich mit offenem Mund an. „Du warst noch nie in der verbotenen Abteilung?"

Ich schüttelte den Kopf. „Noch nie."

„Ja, aber warum?"

„Es gab für mich nie einen Grund, beziehungsweise ich hatte noch nie das Interesse." Einen Grund hätte es schon gegeben. Wenn mein Vater von dieser Abteilung gewusst hätte, hätte er mir bestimmt befohlen dort hinzugehen. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass es dort irgendwelche Zauber gab, die man gut für illegale Geschäfte nutzen könnte, aber ich wollte da nicht rein. Ich hatte gehört, dass manche dieser Bücher lebten. Dass darauf Hände kamen und sie anfingen zu schreien. Meine Motivation Bücher über Magie zu lesen war bereits sehr gering, doch magische Bücher über Magie zu lesen war noch viel schlimmer.

„Aber wieso hast du so viel Zeit im verbotenen Walde verbracht?"

„Ich mag es dort.", gestand ich. „Da hatan seine Ruhe. Keine nervigen Typen, die mit mir ausgehen wollen."

Black lachte auf. „Sag mir welche Kerle dich nerven. Ich vertreibe sie alle für dich! Du bist schon vergeben."

„Ich bin also vergeben? An dich?"

„Natürlich." Er zwinkerte mir zu. „Dein Herz gehört mir."

„Das hättest du wohl gerne.", gab ich zurück, musste aber lachen.

„Aber zurück zum Thema. Was machst du dann im Wald?"

„Alles Mögliche. Ich setze mich einfach irgendwo hin und denke nach oder geh spazieren oder lese ein Buch. Mir gefällt es dort und ganz ehrlich: bisher bin ich noch nie einer gefährlichen Kreatur begegnet." Ich zuckte mit den Schultern. „Nur Thestrale, aber die machen ja nichts."

Black hob überrascht die Brauen. „Du kannst sie sehen? Oh, sorry. Du musst natürlich nicht antworten. Ich verstehe, wenn du nicht darüber reden möchtest."

Er ließ mir die Möglichkeit für Privatsphäre. Das überraschte mich. Wenn er das nicht dazu gesagt hätte, hätte ich patzig geantwortet, dass es ihn nichts anging. So aber, seufzte ich nur. „Ja. Ich war dabei als meine Großmutter starb."

„Mein Beileid." Black rückte an mich heran und legte mir tröstend den Arm um die Schulter.

Ich ließ mein Kopf auf seine Schulter sinken. Mein Herz verkrampfte sich. So wie immer, wenn ich an diesen Tag dachte. Ich vermisste sie sehr und wünschte sie wäre noch am Leben. Sie war immer auf meiner Seite gewesen und war die einzige Person, die es vermochte, meinen Vater in seine Schranken zu weisen. Mit ihr hatte ich nicht nur das Familienmitglied verloren, das ich am meisten geliebt hatte, sondern auch die Person, die mich immer am meisten unterstützt hatte.

Er strich mir mit seiner Hand über meinen Oberarm. „Willst du darüber reden? Du musst natürlich nicht, aber wenn du möchtest, dann höre ich zu."

„Nein." Es vergingen einige Sekunden. „Aber danke, Sirius."

So blieben wir sitzen, schweigend, und betrachteten wie die Sonne hinter dem See unterging. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now