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Im Schneidersitz auf meinem Bett wartete ich, bis ich das gleichmäßige Atmen meiner Mitbewohnerinnen hörte. Das Zeichen dafür, dass alle schliefen.

Als es so weit war, griff ich nach meiner Tasche, zog meine Kapuze über den Kopf und schlich aus den Räumen der Slytherins. Mit schnellen Schritten, aber ohne zu rennen, lief ich zu einem Fenster, das ich mir im Vorfeld rausgesucht hatte. Um die Ecke des Flures war der Eingang zu Dumbledores Büro, oder besser gesagt war man dort unter dem Eingang zu Dumbledores Büro. Dieses befand sich ein Stockwerk obendrüber.

Es hätte auch noch nähere gegeben, aber der Grund, weswegen meine Wahl auf dieses Fenster gefallen war, war, dass es über diesem Fenster einen Vorsprung gab, an dem ich mich festhalten und hochziehen konnte.

Es ging mehrere Stockwerke und somit auch mehrere Meter nach unten, aber Höhenangst kannte ich nicht. Die Höhe war mein Freund. Ich war eine begnadete Kletterin, hatte einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn und ich war stark genug, um das Gewicht meines Körpers tragen zu können.

Ich zog die Sturmhaube über mein Gesicht und setzte die Kapuze erneut auf. Nun war ich von oben bis unten in schwarzen Stoff gehüllt. Selbst meine Hände steckten in schwarzen Handschuhen. Mit diesem Outfit verschwand ich im Schatten der Nacht und selbst wenn mich jemand sehen würde, was wohl kaum geschehen würde, würde man mich nicht erkennen.

Es waren etwa sieben Meter, die ich mich über den, immer schmaler werdenden, Vorsprung nach vorne bewegte. An diesem Punkt versuchte ich mich so zu strecken, dass ich den Fenstersims über mir greifen konnte, aber ich schaffte es nicht. Ich war zu klein.

Seufzend, überprüfte ich, ob mein Rucksack noch gut saß und sprang anschließend nach oben. Mein Herz schien einmal auszusetzen, aber ich hatte es geschafft. Ich konnte mich hochziehen und hatte erneut festen Boden unter meinen Füßen. Zumindest 20 Centimeter davon. Darunter war der Abgrund, aber das war in Ordnung. Die nächste Passage war einfacher. Von hier aus konnte ich dem Vorsprung gemütlich folgen, bis ich direkt oberhalb des Fensters war, das ich vorbereitet hatte.

Ich holte das Seil aus meinem Rucksack und hängte es über die steinerne Skulptur, mit der ich mir gerade den Vorsprung teilte. Dann zog ich mehrfach fest daran, um sicher zu gehen, dass alles halten würde. Weder die Statur noch der Knoten gaben nach. Perfekt.

Dann wickelte ich das Seil noch einmal darum. Das Ende des Seiles hielt ich mit den Händen fest, während ich mit dem linken Fuß in die entstandene Schlaufe trat. So ließ ich mich hinabsinken bis ich genau vor dem Fenster hing.

Drinnen war alles dunkel und so stieß ich das Fenster auf. Die Bücher fielen auf den Boden. Ich sprang hinein und ließ das Seil hängen, während ich den Sack aus dem Rucksack holte. Die Bücher sammelte ich ein und legte sie, in der richtigen Reihenfolge, wieder auf die Fensterbank.

Als ich vorhin im Büro gewesen war, hatte ich mich schon nach dem richtigen Regal umgeschaut. Dort lag er. Der alte, zerschlissene Hut.

Ich erinnerte mich noch gut an den Tag, an dem man ihn mir aufgesetzt hatte. Bis zu diesem Moment hatte ich noch Hoffnung gehabt, dass sich das alles um einen Irrtum handelte. Ich hatte gehofft, dass der Hut empört aufschreien würde und erklären würde, dass ich ein Muggel sei.

Der Hut regte sich nicht. Er schlief oder war im Ruhezustand. Keine Ahnung. Es war schließlich ein Hut. Woher sollte ich wissen, welches Wort das richtige war?

Vorsichtig stülpte ich den Sack drüber und ging zurück zum Fenster. Dort drehte ich den Knauf so weit, dass ich es noch schließen konnte, aber weit genug, dass man es nicht mehr richtig wieder aufbekam. Außer wenn man wirklich sehr stark dagegen stieß.

Das hatte ich schon in meinem ersten Jahr in Hogwarts ausgetestet. Tatsächlich ging es damals so weit, dass ich aus Versehen ein Fenster zerschlagen hatte. Damit hatte ich aber zumindest den Beweis, dass ich so aus Fenstern klettern konnte, es aber wirkte als wäre es geschlossen gewesen, sodass mein Fluchtweg unbemerkt blieb.

So verließ ich das Büro, stieg wieder in die Schlaufe des Seiles und zog mich nach oben.

Der Rückweg war einfacher als der Hinweg und so gelang ich ziemlich schnell in die große Halle. Unterwegs hörte ich Filch, aber er bemerkte mich nicht.

Vorsichtig setzte ich den sprechenden Hut, der sich aber immer noch im Ruhezustand befand, auf die Sanduhren mit den Hauspunkten.

Grinsend lief ich zurück in meinen Schlafsaal und entledigte mich währenddessen von meiner Tarnung.

Ich hatte Black gesagt, dass er mich unterschätzte.

Das hatte wirklich Spaß gemacht. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now