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Genau eine Minute vor 16Uhr betrat ich die Bibliothek und setzte mich an den hintersten Tisch. Slughorn hatte gesagt, ich solle in der Bibliothek sein. Nicht, wo genau.

Damit hatte ich meinen Teil der Abmachung erfüllt und vielleicht würde ich sogar Glück haben und wer auch immer mir Nachhilfe geben sollte, fand mich nicht.

„Hallo Vanessa."

„Nessa.", korrigierte ich und seufzte, während ich mich langsam umdrehte. Ich hatte mich so hingesetzt, dass ich fast die gesamte Bibliothek im Blick hatte, doch irgendwie hatte er es geschafft, genau aus dem einen Gang zu kommen, den ich nicht überwachte.

Es war nicht so, dass ich ihn ansehen musste, um zu wissen, wer hinter mir stand. Ich hatte in den letzten Tagen oft genug über ihn, oder besser gesagt über seinen Freund, nachgedacht.

„Dann Nessa, tut mir leid."

„Lupin.", erwiderte ich knapp und stellte fest, dass es nicht allein gekommen war. Sollte das heißen, er war doch nicht mein Nachhilfelehrer? Hatte ich vielleicht doch Glück? „Black."

„Nessa, das klingt sehr schön." Er lächelte mich an. „Freut mich auch, dass dir mein Name schon bekannt ist."

„Für dich heiße ich Burgh." Ich funkelte ihn an. „Was wollt ihr?"

„Ich bin hier, um dir zu helfen.", beichtete Lupin und setzte sich neben mich.

Er war also doch derjenige, der mir Nachhilfe geben sollte. Ausgerechnet ein Rumtreiber? Naja, es war besser als Little Miss Sunshine. Um Welten besser. Ich sollte mich nicht beschweren.

„Professor Slughorn hat mich darum gebeten."

„Und dein Freund hier ist mitgekommen, weil du Angst vor mir hast?" Ich stützte mein Kopf auf meine Hand.

Die beiden fingen an zu lachen.

„Ich bin hier, weil ich mit dir sprechen wollte.", erklärte Black.

„Ich aber nicht mit dir." Ich verdrehte die Augen. „Außerdem soll ich hier Nachhilfe bekommen. Du störst."

„Dann komme ich später wieder. Warte hier auf mich."

„Vergiss es."

„Bis gleich.", verabschiedete er sich, meine Worte ignorierend, und zwinkerte mir einmal kurz zu.

„Idiot.", murmelte ich. „Lass es uns hinter uns bringen, Lupin."

„Du scheinst kein Fan von Sirius zu sein.", stellte er mit einem amüsierten Grinsen fest.

„Das hast du gut erfasst.", stimmte ich zu. „Ich bin aber auch kein Fan von dir, wenn dir das hilft."

„Du scheinst von niemanden ein großer Fan zu sein."

„Von niemanden innerhalb dieser Mauern.", spezifizierte ich.

„Wieso?"

„Muss ich wirklich erklären, warum ich euch allesamt bescheuert finde? Was hat das mit der Nachhilfe zu tun?"

„Es hat insofern etwas mit der Nachhilfe zu tun, dass der Grund, weswegen du sie brauchst der zu sein schein, dass du irgendeine starke Abneigung gegen das alles verspürst. Ich kenne dich kaum-"

„Du kennst mich gar nicht!", unterbrach ich ihn.

„Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht daran liegt, dass du dumm bist."

„Nur weil ich nicht gut in Hexerei bin, heißt das auch nicht, dass ich dumm bin." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Das heißt nur, dass ich schlecht zaubere. Über meine Intelligenz sagt das gar nichts. Si te hablo en otro idioma y no me entiendes tampoco siginifica que eres tonto, Tambien si lo eres. Solo significa que no sabes hablar el mismo idioma que yo."

„Du sprichst spanisch?"

„Unter anderem."

„Das ist cool."

„Ich finde es auch cooler als diese idiotischen Zaubertricks, aber damit scheine ich hier allein zu sein. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich euch alle für Idioten halte."

„Aber warum ist das so?" Er reagierte nicht darauf, dass ich ihn einen Idioten genannt habe.

„Ich verstehe die Frage nicht." Ich zog meine Knie an und schlang meine Arme drum. „Magie ist einfach scheiße. Mehr gibt es nicht zu sagen. Abgesehen davon, sollst du mir Nachhilfe geben und mich nicht therapieren."

„Wahrscheinlich wäre es aber sinnvoller. Schließlich würden wir so auf den Ursprung deiner Probleme kommen und könnten es verändern."

„Das ist nicht deine Aufgabe." Ich wusste, wo das Problem lag. Ich fand Zauberei scheiße, ich wollte nicht hier, sondern bei meiner Familie  sein und in das Geschäft einsteigen.

Er gab sich geschlagen und erzählte mir etwas über die Verwandlungszauber aus den letzten Stunden. Zugegebenermaßen machte er es wirklich gut. Spaß hatte ich trotzdem nicht.

Black tauchte kurz bevor Lupin fertig war wieder auf und setzte sich grinsend mir gegenüber. „Hier bin ich wieder, wie versprochen."

„Und ich verschwinde von hier, wie versprochen."

„Ach komm schon, Nessa! Bleib hier."

„Nein, danke." Ich verdrehte die Augen. „Kein Interesse."

„Wieso denn?", wollte Black wissen. „Können wir uns nicht mal unterhalten?"

„Kein Interesse.", wiederholte ich, schulterte meine Tasche und lief aus der Bibliothek.

Black folgte mir, doch den kleinen Vorsprung, den ich hatte, reichte mir, um ihn schnell abzuschütteln. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt