Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich alles andere als ausgeruht. Mein Schlaf war unruhig gewesen. Trotzdem setzte ich mich auf und schaute auf die Uhr. Überrascht stellte ich fest, dass schon Mittag war.
„Ugh.", stöhnte ich und lehnte mich nach hinten an den Kopfteil.
„Das Schlammblut ist also auch mal erwacht.", hörte ich die Stimme von Jessica, die gerade mit ihrem Gefolge unser Zimmer betrat.
Augenverdrehend richtete ich mein Blick auf die drei Mädchen. „Soweit ich weiß, stehe ich sonst immer Stunden vor euch auf, aber ja. Ihr habt recht. Heute habe ich mal länger geschlafen. Schön, dass ihr Interesse zeigt."
„Wo warst du gestern Nacht?" Jessica feixte. „Wir hatten überlegt, ob wir Slughorn Bescheid geben, aber haben uns dann dagegen entschieden. Du erzeugst schon zu viel Schlechtes für Slytherin! Du bist so unwürdig für unser Haus!"
„Ehrlich, Jessica, ich habe nicht den Hauch von Lust dir zu erklären, dass mich deine Beleidigungen überhaupt nicht treffen. Dafür bin ich zu müde." Ich gähnte. „Was auch immer du noch los werden willst, hau raus. Du wirst wohl nie wieder eine so gute Chance kriegen."
Sie schaute mich verwirrt an, blieb aber stumm.
„Wirklich jetzt?" Ich verdrehte die Augen. „Selbst wenn ich dir die ausdrückliche Erlaubnis gebe, bekommst du es nicht auf die Reihe mich stärker zu beleidigen?"
Sie machte Anstalten etwas zu sagen, schloss den Mund dann aber wieder.
„Na dann halt nicht." Ich zuckte mit den Schultern, griff nach etwas zum Anziehen und ging ins Bad, um zu duschen.
Als ich in die große Halle ging, um zu essen, verließen Black und seine Freunde diese gerade. Ich versteckte mich kurz hinter einer Gruppe, sodass sie mich nicht bemerkten.
Wenn ich jetzt auf eine Sache keine Lust hatte, dann war es Black zu begegnen. Mein Plan bestand immer noch. Ich würde ihm eine Lektion erteilen, aber es machte mir zu schaffen, dass ich es kurzzeitig vergessen hatte, dass Black nur mit mir spielte.
Es war ja nicht so als hätte ich Gefühle für ihn entwickelt, aber ich hatte die Zeit etwas zu sehr genossen. Ich brauchte jetzt erstmal etwas Abstand, um mich zu sammeln. Dann konnte ich damit fortfahren.
„Hey Nessa." Little Miss Sunshine schob sich vor mich. „Wie läuft die Nachhilfe? Wenn du doch noch Hilfe brauchst, dann sag Bescheid. Ich helfe dir gerne, aber ich bin mir sicher, dass Remus das gut macht."
„Lupin reicht mir." Ich schob sie beiseite. „Lass mich in Ruhe."
„Was habe ich dir denn getan?"
„Boah, Mädchen! Du nervst. Ganz einfach. Ich will nichts mit dir zu tun haben. Versteh das doch. Ich weiß auch gar nicht, warum du immer wieder versuchst auf mich zu zukommen! Versteh es doch endlich: Ich würde mir wünschen, dass du und ich nie wieder ein Wort miteinander wechseln müssen. Ich ertrag so Menschen wie dich einfach nicht!"
„Menschen wie mich? Was soll das heißen?"
„Anstrengend, dauerhaft glücklich, krankhaft optimistisch und hilfsbereit, Musterschülerin, in allem perfekt." Ich schüttelte den Kopf. „Das kann doch keiner ertragen!"
„Ich bin dir also zu nett?"
„Wenn du dich damit zufrieden gibst, dann ja. Dann belassen wir es dabei. Ich finde dich zu nett." Ich setzte mich an den Slytherintisch. „Und jetzt lass mich endlich, ein für alle mal, in Ruhe!"
„Aber-"
„Gott, lass mich in Ruhe!"
Sie senkte ihren Blick, seufzte und ließ mich allein. Endlich.
Ein paar unserer Mitschüler beobachteten uns, aber ich ignorierte das und widmete ich mich voll und ganz dem Essen.
Es vergingen zwei weitere Wochen. Ich ignorierte Black nicht, aber wenn ich die Möglichkeit hatte, ging ich ihm aus dem Weg. Trotzdem hatten wir uns einige Male unterhalten und er hatte schamlos mit mir geflirtet.
Weder er noch ich hatten noch einmal meinen plötzlichen Abgang angesprochen. Das war wohl besser so.
Heute war das Hogsmeade Wochenende. Black hatte mich gefragt, ob wir zusammen hingehen, aber ich hatte behauptet, dass ich nicht konnte, weil ich ein Beratungsgespräch mit Slughorn hatte. Er hatte es mir abgekauft, obwohl es gelogen war.
Trotzdem lief ich nach Hogsmeade, nahm etwas Schokolade aus dem Honigtopf mit, trank ein Bier im Eberkopf und lief zurück, um es mir im verbotenen Wald gemütlich zu machen, ohne dass mich irgendjemand, vor allem keiner der Rumtreiber, bemerkte.
Den restlichen Tag verbrachte ich dort und versenkte meine Messer immer wieder aufs Neue in den toten Baum.

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Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)
FanfictionUnzählige Male wurde mir schon gesagt, dass ich mich glücklich schätzen sollte auf Hogwarts zur Schule gehen zu dürfen. Keiner schien zu verstehen, dass ich keinerlei Interesse daran hatte das Zaubern zu erlernen. Ich wollte keine Hexe sein. Meine B...