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Slughorn schwärmte die ganze Stunde bereits von seinen neu ergatterten Zutaten, ohne uns etwas über den aktuellen Trank zu erzählen. Trotzdem schaute ich konzentriert nach vorne. Ich spürte den Blick von der Seite. Sirius starrte mich von der anderen Seite des Klassenraumes an und versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber ich weigerte mich darauf zu achten.

Bis die Stunde zu Ende war, dauerte es noch einige Minuten, aber ich war jetzt schon bereit, um los zu stürmen. Irgendwann würde ich mich ihm stellen müssen, aber noch nicht jetzt. Nicht heute.

„Miss Burgh, bleiben Sie bitte kurz hier."

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich nach vorne. Das war jetzt nicht sein Ernst. Das konnte doch nicht wahr sein.

Hektisch blickte ich mich im Klassenraum um, während Slughorn den Unterricht beendete und uns noch Hausaufgaben aufgab, doch es gab nur einen Ausgang. Auch keine Fenster. Verdammte Kerker!

Hoffentlich kam Sirius nicht auf die Idee.

Dieses Mal lief ich ausnahmsweise zu ihm nach vorne. Nicht, dass Sirius sich vor drängelte und gleich zu mir kam.

Er wartete bis alle den Raum verlassen hatten, bevor er anfing: „Was ist los mit Ihnen, Miss Burgh?"

„Nichts." Ich runzelte die Stirn. „Was soll los sein?"

„All die Fortschritte, die Sie im vergangenen Jahr gemacht haben, scheinen zunichte gemacht worden zu sein."

„Ich pass doch auf.", widersprach ich.

„Ich spreche nicht von ihren schulischen Leistungen. Diese sind viel besser geworden." Er lächelte mich kurz an. „Wovon ich spreche, sind Sie. Im vergangenen Schuljahr schienen Sie sich endlich hier wohl zu fühlen."

Ich presste meine Zähne zusammen.

„Es war wohl das erste Mal, dass Sie glücklich aussahen. Deswegen frage ich, was passiert ist. Was ist los mit ihnen, Miss Burgh?"

Ich will nicht darüber sprachen." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine schulischen Leistungen haben sich, so wie Sie selbst zugeben haben, verbessert. Alles andere geht Sie nichts an. Es gibt keinen Grund für dieses Gespräch."

„Mir ist es aber auch wichtig, dass es Ihnen gut geht."

„Wenn Sie kein Wundermittel gegen Lügen, Sexismus und Diskriminierung haben, dann können Sie nichts für mich tun!"

Ich drehte mich um und lief zur Tür, nur um zu sehen, dass Sirius am Türrahmen stand.

Na ganz toll. Er hatte nicht nur auf mich gewartet, sondern auch, zumindest den Schluss meines Gespräches mit Slughorn mitbekommen.

Sehr viel hatte ich zwar nicht erzählt, aber trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wenn er gar nichts gehört hätte.

„Können wir reden?", fragte er als ich vor ihm stand. Er versperrte mir den Weg.

„Nein." Ich drückte ihn zur Seite, um durch die Tür zu kommen.

„Bitte!" Er folgte mir. „Ich versteh es nicht! Es lief doch so gut zwischen uns! Was ist passiert?" Er überholte mich und blieb vor mir stehen. „War er... war es, weil ich gesagt habe, dass ich dich liebe?"

„Du liebst mich nicht."

Er griff nach meinen Händen. „Doch, das tue ich. Ich dachte nicht, dass ich mich in dich verlieben würde, aber genau das ist passiert."

Ich riss mich los, blieb aber vor ihm stehen. „Lüg mich nicht an."

„Das ist die Wahrheit. Ich liebe dich." Er hob die Hand, aber ließ sie vor meinem Gesicht wieder sinken. „Es ist okay, dass du das nicht erwidert hast. Lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich wollte dich damit nicht verschrecken."

War das sein Ernst? Er war bereit darauf zu warten? Noch länger? Das hätte ich nicht gedacht. So wichtig war es ihm die Wette zu gewinnen? Kurz überlegte ich, ob einfach alles wieder so sein sollte, wie vorher. Konnte ich das? Ich vermisste ihn. Vermisste alle Rumtreiber. Aber ich konnte das nicht länger. Es war vorbei. Ich konnte nicht weiterhin eine Lüge leben. „Ich werde das niemals zu dir sagen, Sirius. Niemals."

„Ich dachte es lief gut zwischen uns." Er rieb sich über die Augen. „Ich dachte du würdest mich mögen."

„Das ist ja das schlimme daran." Ich hob meinen Blick kurz hoch zur Decke. „Das tue ich. Viel zu sehr."

„Was?" Er griff nun doch wieder meine Hände. „Aber wo ist dann das Problem?"

Erneut riss ich mich los und ging einen Schritt nach hinten. „Das Problem ist, dass ihr alle scheiße seid!"

„Wer, wir alle?"

„Ihr Männer.", antwortete ich. „Frauen sind für euch doch nur ein Spielzeug. Ein Objekt."

„Was? Nein!", rief er entrüstet. „Wie kommst du darauf? Das ist nicht wahr!"

„Ach nein?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen die Wand. „Dann willst du behaupten, dass der Grund dafür, dass du mich angesprochen hast, keine Wette war?"

„Wo- Woher-"

„Woher ich das weiß?", unterbrach ich ihn. „Das ist nicht die Frage. Tut nichts zur Sache. Es ist die Wahrheit. Ich bin für dich nur ein Spiel gewesen. Eine Wette! Ich werde diese Worte also niemals zu dir sagen!"

„Aber ich liebe dich wirklich!"

Mit brennenden Augen und zu Fäusten geballten Händen stieß ich mich von der Wand ab. „Ach weißt du was?! Hier bitteschön: Ich liebe dich." Meine Stimme wurde immer lauter. „Bist du jetzt zufrieden? Lässt du mich jetzt in Ruhe?! Oder muss ich es vor den anderen sagen, damit du deine beschissene Wette gewinnst?!"

Sirius versuchte sich mir zu nähern und ich sah auch, dass er etwas sagte, aber ich konnte ihm nicht zuhören.

Das einzige Geräusch, das ich wahrnahm, war das Pochen meines Herzes.

Ich musste hier weg. Ganz schnell von ihm weg. Bevor ich noch anfing zu weinen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren, dass ich kurz davor stand wirklich zu weinen. Es nicht nur vorzuspielen, sondern wirklich zu weinen.

Ich rannte los und sobald ich im oberen Stockwerk war, riss ich ein Fenster auf und kletterte aufs Dach. Dort blieb ich nicht stehen, sondern kletterte weiter. Sogar noch schneller, als ich vom Fenster her Sirius Stimme hörte, der nach mir rief. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now