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Wir redeten noch eine Weile, tranken das Bier aus und liefen zurück zum Schloss. Die meisten würden wohl noch ein paar Stunden in Hogsmeade bleiben, aber wir zogen es vor Spazieren zu gehen.

„Darf ich dich was fragen?"

„Nein.", antwortete ich reflexartig. „Also na gut... Ja... Ich denk du darfst das, aber ich befürchte, dass ich die Frage nicht mögen werde..."

„Wie kommst du da drauf?"

„Seit wann folgt auf 'Darf ich dich was Fragen' eine Frage auf die der Gegenüber antworten möchte?"

„Touché." Er drückte meine Hand, die mit seiner verschränkt war, ein wenig fester. „Vielleicht liege ich ja falsch, aber... Nein, anders: Wie ist deine Familie so?"

„Meine Familie?", fragte ich und blinzelte mehrere Male.

„Ja. Hat sie etwas damit zu tun, dass du es hier nicht magst?"

„Oh..." Ich blickte zu meinen Füßen. „In gewisser Weise wohl ja."

Er wartete, bis ich von selbst weiter sprach.

„Es ist nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst. Meine Familie... Sie will, dass ich hier bin."

Aus dem Augenwinkel sah ich wie er die Stirn runzelte. „Ach ja? Wo ist dann das Problem?"

„Ich wäre lieber bei ihnen."

„Du hast Heimweh?"

„Nein. Ja. Ach keine Ahnung..." Ich seufzte. „In gewisser Weise stimmt das wohl, aber nicht im wörtlichen Sinne. Ich... Das hier ist eine vollkommen andere Welt als die aus der ich stamme. Mein Vater sieht das hier als eine großartige Chance, aber ich sehe hierin... Ich entfremde mich von ihnen. Ich bin hier und sehe sie so gut wie gar nicht. Sie leben ihr Leben ohne mich weiter und was ist nach Hogwarts? Es ist ja nicht so, dass ich... Ich kann zurück in meine Welt, aber es wird nicht einfach. Ich werde mich mit dem Ministerium herumschlagen müssen, weil ich der Muggelwelt kein Schulabschluss hätte..."

„Du vermisst es. Deine Familie und die Welt der Muggel?"

„Ja." Ich nickte. „Ich wollte da nie weg."

„Wieso bist du es dann?"

„Weil ich keine Wahl hatte. Mein Vater wollte es so..."

„Oh... Das kenne ich." Er blieb stehen. „Ich habe auch Schwierigkeiten mit meinen Eltern. Mehr als Schwierigkeiten. Wie du weißt, möchte ich nie wieder zu ihnen zurück. Ich kann mit ihrer Einstellung zum Leben nicht umgehen. Sie haben furchtbare Vorstellung von Richtig und Falsch. Sie wollten mich zwingen so zu sein, wie sie. Wollten mir ihre Werte vorschreiben und es hat sie nicht interessiert, was ich wollte. Hogwarts war für mich die Rettung. Ich entkam ihnen, doch als ich dann nach Gryffindor eingeteilt wurde, wurde es zuhause immer schlimmer. Sie betrachten mich als Blutsverräter. Sie wollen nichts mehr von mir wissen, aber das ist okay. Ich habe hier eine neue Familie gefunden. Eine viel bessere Familie. Ich will nie wieder dorthin zurück."

„Du konntest sie einfach zurücklassen?" Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter. „Das fiel dir nicht schwer?"

„Ich hasse meine Familie." Er schloss die Augen. „Besser gesagt: Ich hasse alles, wofür sie steht. Ich wollte kein Teil davon sein. Aber manchmal, da vermisse ich sie. Ich will nicht zurück und ich bereue es auch nicht gegangen zu sein, aber insbesondere meinen Bruder vermisse ich. Ich habe ihn einfach zurückgelassen. Er ist nun auf sich allein gestellt. Vielleicht hätte ich ihn vor der Gehirnwäsche meiner Eltern retten können, wenn ich geblieben wäre. Dafür ist es jetzt aber zu spät. Reg will nichts mehr von mir wissen. Er ist ja sogar hier im Schloss, aber er redet kein Wort mehr mit mir..."

„Das tut mir leid." Ich seufzte. „Ich habe auch einen Bruder."

„Ja? Den hast du noch nie erwähnt."

„Weil ich ja sonst so viel von meiner Familie erzählt habe?" Ich wartete nicht auf seine Antwort. „Wir verstehen uns nicht gut. Das war nicht immer so gewesen, aber seit dem ich hier bin, wurde es dramatisch schlechter."

„Das tut mir so leid." Er zog mich zu sich heran und schlang seine Arme um mich.

„Ich liebe meine Familie.", flüsterte ich und erwiderte seine Umarmung. „Aber manchmal... manchmal hasse ich sie auch."

„Du weißt, dass das in Ordnung ist, oder?" Er strich mir über die Wange. „Du weißt, dass an diesen Gefühlen nichts Falsches ist. Du darfst so empfinden."

„Danke, Sirius." Ich legte meine Hand auf seine, die noch immer auf meinem Gesicht lag.

„Darf ich die Tatsache, dass du mich beim Vornamen genannt hast, als Zeichen deuten, dass ich dich-" Er brach ab.

„Mich küssen darfst?" Ich stellte mich auf Zehenspitzen und schlang meine Arme um seinen Hals. „Ja, darfst du."

Er beugte sich runter und unsere Lippen trafen sich. 

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now