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Wie konnte ich mich, wieder einmal, so sehr dazu verleiten lassen, Sirius so viel über mich zu erzählen? Wieso bin ich nicht einfach still geblieben? Ich hätte schweigen können oder mir irgendetwas ausdenken?

Es war ein schönes Date. Mehr als nur schön, genauso wie das letzte. Wie alle.

Ich rieb mir über die Stirn. Die kühle Nachtluft ließ mich ruhig werden, aber trotzdem drückte die Faust um mein Herz immer fester zu.

Wir hatten uns geküsst. Auch das war schön gewesen, aber wie sollte es weitergehen?

Wie weit wollte ich das Spiel treiben? Ich hatte am Anfang nicht geglaubt, dass er so lange dran bleiben würde. Mir war nicht klar gewesen, wie viel Arbeit er in eine Wette stecken würde und doch war er noch immer hier. Dabei hatte ich ihm es nicht mal super leicht gemacht.

Er schien mit dem Spiel fortfahren zu wollen, aber wollte ich das auch?

Je länger ich es tat, desto stärker wäre wohl die Wirkung. Desto besser würde er verstehen, dass das eine furchtbare Wette war.

Mit jedem Tag, mit jedem Kuss würde er sich sicherer sein, dass ich mich in ihn verliebt hatte und dass ich ihn sagen würde, dass ich ihn liebte.

Wenn ich also eine ganze Weile so tat als wäre es so. Wenn ich so tun würde als wären wir in einer Beziehung und ihn dann fallen ließe. Ihm dann offenbare, dass ich ihn ganz sicher nicht liebte, dann würde er es wirklich begreifen. Das musste er.

Er würde so etwas nicht noch einmal tun.

Oder aber er gab selbst irgendwann auf, aber das wäre mir auch recht.

Ich würde es noch weiterlaufen lassen. Was hatte ich schon zu verlieren? Gar nichts.

Es war witzig. Ich genoss die Zeit mit ihm. Ich hatte viel Spaß mit ihm, wieso also nicht?

Außerdem war es wichtig. Die Lektion, die ich ihm lehrte, war von enormer Wichtigkeit. Er würde das nie wieder mit einem Mädchen machen. Nie wieder.

Ich dachte auch über seine Worte nach, dass ich das recht hatte so zu fühlen. Vielleicht hatte er recht damit.

War es falsch, dass ich meine Familie gleichzeitig liebte und... hasste.

Es war das erste Mal gewesen, dass ich das laut und ehrlich zugegeben hatte. Zuvor war ich wütend, enttäuscht, traurig, aber mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ein großer Teil meiner Gefühle für sie aus Hass bestanden hatte. Doch genauso war es.

Ich hasste meinen Vater dafür, dass er mich zwang hier zu sein. Ich hasste ihn auch dafür, dass er meinem Bruder das Geschäft vermachen wollte und nicht mir. Ich hasste ihn dafür, dass er mich wie Luft behandelte, wenn ich zuhause war.

Er hatte mich nie gefragt, was ich wollte.

Aber das war nicht das Schlimmste. Ich hatte immer klar gesagt, dass ich nicht nach Hogwarts wollte.

Er musste mich das nicht erst fragen, um es zu erfahren. Er wusste es bereits, doch es war ihm egal.

Schlimmer war die Tatsache, dass er mich nie gefragt hatte, wie es mir ging.

Meine Befindsamkeit war ihm egal. Es interessierte ihn nicht, dass ich es hier hasste.

Ich würde für sie in ein brennendes Haus rennen, um anschließend vom Dach zu springen, wenn sie es wollen würden. Doch sie nahmen sich nicht einmal Zeit für mich, wenn ich zuhause war.

Wieso?

Wieso war ich ihnen so egal? Wieso interessierte es sie nicht, wie ich mich fühlte?

Was hatte ich falsch gemacht? Womit hatte ich das verdient?

Seufzend stand ich auf und kletterte vom Dach runter, um zurück auf mein Zimmer zu schleichen und ins Bett zu gehen.

Doch dazu kam es nicht, denn ich hörte Stimmen. Stimmen, die sich leise unterhielten und dabei fluchten.

Irgendwas stellten sie an und schienen dabei nicht erfolgreich zu sein.

Das würde ich mir genauer anschauen.

Insbesondere, weil ich die Stimmen kannte.

Eine davon gehörte Sirius und die andere Lupin.

Es war leicht zu erraten, wem die anderen beiden Stimmen gehörten.

Was hatten die Rumtreiber vor?

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now