57

1.6K 138 24
                                    

„Uff, schon so spät!" James sprang auf. „Sorry, Leute, ich muss los!"

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du Schulsprecher bist." Ich schüttelte den Kopf. „Was ist nur in Dumbledore gefahren, dass er das für eine gute Idee hielt."

„Das fragen wir uns alle!", stimmte Sirius lachend zu.

James hingegen verdrehte die Augen und verschwand.

„Ich muss auch langsam los..." Peter stand mit viel weniger Elan auf. „McGonagall bringt mich noch um, wenn ich zu spät zum Nachsitzen komme."

„Bis später."

So waren wir nur noch zu dritt. Sirius, Remus und ich. Ich hatte mich absichtlich weit von Sirius entfernt hingesetzt. Es fiel mir schwer in seiner Nähe zu sein. Es war fast wie früher, aber eben nur fast.

Es war unglaublich wieder Zeit mit ihnen zu verbringen, ganz ohne Lügen und Geheimnisse. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so glücklich gewesen war.

Trotzdem war es seltsam Sirius nah zu sein. Ohne ihn zu berühren. Es fühlte sich falsch an. Mein Körper sehnte sich danach von ihm in Arm genommen zu werden, aber mein Kopf kämpfte ständig dagegen an.

Noch schwerer wurde es aber, wenn er mir, so wie jetzt, nah war. Er hatte sich neben mich gesetzt, nachdem die anderen gegangen waren.

„Bald ist es vorbei mit dem schönen Wetter...", murmelte ich und zupfte an meinem Rock herum. „Gott, wie ich euch beneide!"

„Wieso?"

„Es ist so unfair, dass ihr Hosen tragen dürft und ich nicht! Röcke sind so verdammt unpraktisch!"

„Kannst du nicht einfach eine Hose anziehen?", fragte Sirius stirnrunzelnd.

„Guter Witz." Ich verdrehte die Augen. „Das habe ich bereits in meiner ersten Woche in Hogwarts probiert und um es nett auszudrücken: Das wurde nicht geduldet."

„Wirklich?" Remus richtete sich ein wenig auf. „Das ist wirklich nicht fair..."

„Ja, sag ich doch!"

Wir unterhielten uns noch eine Weile über die Schuluniform, doch irgendwann meldete sich Remus: „Wir sehen uns später, ich wollte noch in die Bibliothek."

„Äh, ich komm mit!", rief ich schnell und rappelte mich auf.

Die beiden Jungs schauten mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was denn?"

„Warum willst du in die Bibliothek?", fragte Sirius und legte sich wieder auf seinen Rücken.

„Äh..." Weil ich es nicht ertragen konnte mit Sirius allein zu sein? „Ich brauch noch ein Buch für... Zaubertränke..." Ich war Remus einen flehenden Blick zu. „Du weißt schon... Du meintest ich solle das eine Kapitel lesen bis zur nächsten Nachhilfestunde."

Remus sah mich noch immer skeptisch an, was Sirius zum Glück nicht bemerkte, antwortete aber trotzdem: „Ja, stimmt. Das hatte ich ganz vergessen. Dann gehen wir zusammen, dann kann ich dir auch genau zeigen, welches Buch ich meine."

„Dann sehen wir uns später." Sirius streckte sich. „Ich will noch ein wenig die Sonne genießen, bevor die Kälte kommt."

„Äh ja... Bis später.", verabschiedete ich mich und lief los in Richtung Schloss.

„Du weißt, dass er dich wirklich liebt, oder?", fragte Remus, nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander her gelaufen waren.

„Tut er das?" Mein Blick war auf meine Füße gerichtet. „Ich weiß nicht so recht..."

„Das tut er.", versicherte Remus. „Ich verstehe, dass es dir schwer fällt das zu glauben, aber es ist die Wahrheit. Er versucht zu akzeptieren, dass ihr nur Freunde seid, aber es macht ihn fertig."

„Ja?"

„Ja. Er hat gestern Abend darüber geredet. Es war die Wahrheit, als er meinte, dass er lieber mit dir befreundet ist als dich ganz zu verlieren, aber dass es ihm schwer falle bei dir zu sein und doch nicht bei dir zu sein."

Genauso fühlte ich mich auch. Ich schluckte, antwortete aber nicht.

Es war egal, ob ich es glaubte oder nicht. Ich konnte das nicht mehr. Ich hatte Angst davor, dass ich mich selbst belog. Das war das Problem. Nicht unbedingt, ob Sirius die Wahrheit sagte und ob ich ihm vertrauen konnte, sondern vielmehr die Frage, ob ich mir selbst vertrauen konnte.

Ich hatte bei der ganzen Geschichte mit meinem Vater gelernt, dass ich mich selbst betrog. Ich hatte ein völlig falsches Bild von ihm gehabt. Hatte mir eingeredet, dass er ganz anders war. Ich hatte es einfach nicht wahr haben wollen.

Auch wenn es wahr war. Mein Vater war ein Mistkerl. Er hatte mir nie eine Chance gegeben. Er hatte mir nie das Geschäft übergeben wollen. Er hatte mich nie geliebt.

Doch das hatte ich nicht gesehen. Auch wenn es offensichtlich gewesen war, hatte mein Kopf sich geweigert das zu sehen.

Wieso sollte das nicht wieder passieren?

Selbst wenn ich das Gefühl hatte, dass Sirius die Wahrheit sagte, musste das nicht stimmen. Vielleicht wollte ich nur, dass das die Wahrheit war und redete mir selbst ein, dass es stimmte.

Doch andererseits warum sollte er, jetzt noch, lügen? Er wusste, dass ich von der Wette wusste und eigentlich hatte er sie ja sogar gewonnen. Was brachte es ihm, jetzt noch damit weiter zu machen, wenn er nicht wirklich Gefühle für mich hatte?

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Where stories live. Discover now