Kapitel 52

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„Warum hast du dich im Endeffekt getrennt?" höre ich die Worte aus meinem Mund, aber will ich das eigentlich wissen?
„Ich hab mich in ihn verliebt, da war ich 18, Anfang der 12. Klasse. Wir sind super schnell zusammengekommen und im Nachhinein ist es echt ein Wunder, dass die Beziehung so lange gehalten hat. Ja, ich hab ihn geliebt, aber wir waren jung, am Anfang direkt in einer Fernbeziehung und sind dann direkt zusammengezogen. Ja, wir waren jahrelang glücklich, aber eine ganze Weile davon habe ich mir das alles glaube nur aus Liebe zu ihm eingeredet... Irgendwann hat auch das nicht mehr so gereicht... Ich hab mich irgendwann einfach erdrückt gefühlt, wir haben super oft aufeinander gehockt, aber trotzdem aneinander vorbei gelebt. Wir haben uns beide verändert, nur hat er mich weiter als das Mädchen gesehen, was ich eben anicht mehr war und auch nicht mehr sein wollte. Lange wollte ich nicht so wirklich einsehen, dass die Beziehung im Eimer ist, aber irgendwann ging es nicht mehr... dabei war die Sache an meinem Geburtstag nichtmal ausschlaggebend."
Okay, das klingt schon so, als hätte sie damit wirklich, so gut es eben zu diesem Zeitpunkt geht, abgeschlossen... wahrscheinlich sogar schon mehr als das. Klingt für mich doch ganz gut, oder?
„Was ist mit dir?" fragt sie leise.
Ist sie was das Thema angeht genauso unsicher, wie ich?
„Meine letzte richtige Beziehung ist jetzt fast zweieinhalb Jahre her... Wir waren ungefähr fünf Jahre lang zusammen und ich hab sie wirklich geliebt... Dann kam mein Erfolg und ich war nur noch unterwegs, wir hatten es nochmal versuchen wollen, aber es hat einfach nicht mehr funktioniert. Ich unterwegs, sie zuhause. Während sie jetzt schon wieder in einer neuen festen Beziehung ist, hatte ich die letzten Jahre nichts wirklich Festes mehr. Auch wenn ich immer gesagt habe, ich will mich wieder verlieben und eine Partnerin an meiner Seite, war ich wohl doch eine ganze Weile lang nicht bereit" erkläre ich ihr und hoffe dabei einfach, die richtigen Worte zu finden, so dass sie nicht denkt, ich würde immer noch an Yvonne hängen -tu ich nicht!
Ich halte ihre Hand dabei noch etwas fester und sehe auch immer mal zu ihr runter. Es scheint zu rattern und so bleibe ich stehen und ziehe sie etwas an mich ran.
„Ich war nie bereit dazu Kompromisse einzugehen... Meine Freunde haben immer gesagt, dass ich irgendwann eine Frau kennenlerne, bei der mir Kompromisse nichts mehr ausmachen. Bei dir fühle ich mich so wohl wie lange nicht, ich will Kompromisse."
Lächelnd schließt sie die kleine Lücke zwischen uns, zieht mich am Nacken zu sich nach unten und küsst mich einfach. Ich grinse kurz in diesem Kuss hinein und ziehe sie an der Taille fest an mich ran, so dass sie sich nur schwer von mir lösen könnte, was sie anscheinend sowieso nicht will. Mit einer Hand hält sie mich am Nacken fest und die andere schiebt sie an meine Brust, während sie unseren Kuss ein wenig vertieft. Vorsichtig schiebe ich meine Hände erst unter ihren offenen Mantel und dann leicht unter ihren Pullover. Unter meinen Daumen spüre ich ihre warme Haut und seufze unwillkürlich in unsere kleine Knutscherei hier mitten auf der Straße, die zwar nicht überfüllt ist, aber auf der trotzdem ein paar Passanten unterwegs sind. Und genau jetzt schaltet sich mein scheiß Hirn wieder ein.
Atemlos lösen wir uns wieder voneinander, aber ohne uns so wirklich voneinander zu entfernen. Leo lächelt mich leicht an und setzt mir meine Kapuze auf, als könnte sie meine Gedanken lesen und wüsste, wovor ich gerade Angst habe.

„Lass uns ins Hotel gehen" lächelt sie mich dann an und löst sich nur soweit von mir, dass wir die letzten paar Straßen schweigend gehen können.
Meine Gedanken kreisen immer noch um diesen Kuss -einfach nur wow!- aber zum Teil auch um meine Angst. Wenn ich jetzt im Dunklen so panisch werde, wie sieht das morgen bei Tag aus? Ich will doch ihre Hand halten und sie küssen, so wie wir es gerade tun... nur eben, wenn es gerade nicht stockduster ist. Ihre Nähe gefällt mir, sie tut mir gut...
„Wincent, du hast die Schlüsselkarte" holt Leo mich aus meinen Gedanken und erst jetzt merke ich, dass wir schon vor unserem Hotelzimmer stehen.
Ich schüttle mich kurz etwas und suche dann die Karte aus meinem Portmonee raus, um die Tür zu öffnen.
Leo verschwindet erstmal kurz im Badezimmer, während ich mich nur schnell bis auf die Unterhose und das Shirt ausziehe und mich ans Fenster stelle, bis Leo aus dem Bad kommt und ich auch nur schnell Zähneputzen und aufs Klo gehe.
Als ich das Bad wieder verlasse und die Tür hinter mir schließe, steht Leo gerade am Fenster, von welchem man einen echt schönen Blick über die Stadt hat, inklusive Eiffelturm. Sie trägt nur eine Leggins und ein enges Top, was ihre Figur natürlich perfekt betont, und stützt sich auf dem Fensterbrett ab. Ich stelle mich dann dicht hinter sie, lege meine Hände an ihre Hüfte und meinen Kopf auf ihre Schulter.
„Ich" beginne ich, werde aber von Leo unterbrochen.
„Wince, das hier braucht grade keine Worte" flüstert sie.

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