Kapitel 186

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Sicht Leo
Der letzte Termin bei meiner Frauenärztin verlief echt grandios! Ich bin jetzt in der dreizehnten Schwangerschaftswoche und sehen tut man jetzt schon eine winzig kleine Wölbung.
„Hast du alles gepackt?" fragt Wincent gestresst, während er durch meine Wohnung wuselt und anscheinend irgendwas sucht.
„Babe? Was ist los? Was suchst du?"
„Mein Ladekabel, ich hab es glaube irgendwo abgelegt. Es ist zumindest nicht am Bett oder in meinem Rucksack."
„Wincent, entspann dich bitte. Wir haben noch Zeit, bevor wir los müssen. Komm, ich schau auch mal."
„Ja, wir haben noch Zeit, aber..."
„Aber?"
„Ich kann es echt kaum abwarten, aus München raus zu kommen. Ich will nach Hause in den Norden."
„Ich verstehe dich ja, aber du musst mal durchatmen, bitte. Du machst mich hier sonst noch wahnsinnig!"
„Tut mir leid, es ist nur... Mein Kopf platzt gleich, ich will nach Hause."
Ich sehe mich dann auch nochmal nach dem Kabel um und als wir es endlich finden, lässt Wincent sich auf einem der Stühle fallen.
„Ich war echt nervig, oder?"
„Ich kann dich verstehen, ich will auch nach Hause. Lass mich nur nochmal auf Toilette und mir was überziehen, dann können wir los."
„Ich rufe schonmal nen Taxi."
Ich gebe ihm einen kurzen Kuss, bevor ich mich löse und kurz auf Toilette gehe. Im Schlafzimmer schnappe ich mir noch einen von Wincents Hoodies aus dem Schrank und ziehe ihn über mein Shirt. Darin fühle ich mich gerade einfach am wohlsten.
„Schick" schmunzelt er mich an „Ist der Hoodie neu?"
„Fast. Kommst du jetzt mit?"
„Bin schon da" grinst er.
Mit Sack und Pack verlassen wir die Wohnung und räumen alles ins Taxi, was schon auf uns wartet. Okay, ich trage einfach nur meinen Rucksack, das schwere Zeug nimmt Wincent. Für meinen Geschmack ist der Fahrer etwas zu gesprächig, was auch Wincent merkt. Er nimmt meine Hand und blockt alles etwas ab, während ich einfach aus dem Fenster schaue. Am Flughafen halten wir fast direkt vor dem Eingang. Der Fahrer hilft noch beim Ausladen, ich gebe ihm das Geld und dann gehen wir rein.
Nach allen Kontrollen nehmen wir im Wartebereich Platz. Ich lehne mich an Wincent und beide beschäftigen wir uns mit unseren Handys. Meine Mutter hatte gefragt, wann sie uns nun abholen soll. Ich schreibe ihre also die Zeit, wann wir landen, und wenig später wird schon unser Flug aufgerufen. Zusammen gehen wir zum Schalter. Ich achte nur kurz nicht auf Wincent und als wir nach draußen gehen ist er plötzlich echt komisch.
„Ist alles okay?"
„Was? Ja ähm... ich hab nen komisches Gefühl."
Er lächelt mich kurz schwach an, setzt sich seine Kapuze auf und greift nach meiner Hand.

Den Flug über lehnt Wincent an meiner Schulter und wir hören beide einfach Musik. In Lübeck gelandet, will ich schon aufstehen, als Wincent mich zurückhält.
„Lass uns warten, bis das Gedränge aufhört" lächelt er mich leicht an.
Ich hole also mein Handy nochmal raus, um meiner Mutter zu schreiben, dass wir gelandet sind und gleich rauskommen.
„Willst du mir sagen, was dich bedrückt?" richte ich mich leise an meinen Freund, der aus dem Fenster schaut.
„Ich hatte in München plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden... keine Ahnung, kann echt dumm sein, aber ich wollte da weg."
„Und jetzt grade?"
„Ich weiß es selber nicht, tut mir leid."
„Dir muss gar nichts leidtun" schmunzle ich.
Als der Trubel dann weitestgehend vorbei ist, stehen wir auf und gehen zugig rein. Direkt nachdem wir unser Gepäck haben, gehen wir schon wieder raus. Ich halte Ausschau nach meiner Mutter und als ich ich sie sehe kann ich nicht anders, als meine Schritte zu beschleunigen und ihr um den Hals zu fallen.
„Hab dich vermisst" flüstert sie.
„Ich dich auch!"
Als wir uns lösen umarmt sie auch noch Wincent, bevor wir unsere Sachen ins Auto räumen. Wir fahren zu uns nach Hause, wo tatsächlich keiner außer Balu ist.
„Wo sind Papa und co?"
„Arbeiten und in der Schule" lacht meine Mutter „Na kommt, bringt erstmal eure Sachen hoch, wollt ihr was essen?"
„Ich könnte echt was kleines vertragen" schmunzle ich.
„Dann mach ich ne Kleinigkeit, ruht euch erstmal etwas aus!"
Wincent trägt unsere Sachen hoch in mein altes Zimmer, wo ich mich sofort ins Bett lege.
„Babe, schlafen können wir später noch" lacht Wincent, legt sich aber neben mich und platziert seine Hand auf meinem Bauch.
„Ich will es zuerst meiner Mum unter vier Augen sagen" flüstere ich.
„Kann ich verstehen, dann hol ich mir in der Zeit das Auto von meiner Mum zuhause?"
„Ja, guter Plan. Aber wenn mein Papa es erfährt bist du schön hier!"
„Versprochen!"
„Ich hab echt Hunger" murmle ich.
„Dann lass und wieder runter gehen" grinst er und legt seine Lippen kurz auf meine, bevor er aufsteht und mich aus dem Bett zieht.

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