Kapitel 130

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Nachdem wir den Tag gestern bei meinen Großeltern verbracht haben, sitze ich jetzt schon wieder in meinem Auto nach München. Ich muss einfach nochmal kurz nach Hause, bevor ich Wincent für ein paar Tage auf Tour begleite. Aber ich muss einfach nochmal nach Hause und zwei Nächte in meinem eigenen Bett schlafen. Okay, die letzten Tage hab ich auch in meinem Bett geschlafen, aber eben in meinem alten Bett.
Zuhause schaue ich dann erstmal die Post durch, die Simon die letzten Wochen gesammelt und mir hier auf den Tisch gelegt hat, sowie ein kleines Paket. Als ich hier einen kurzen Blick auf den Absender werfe, verdrehe ich erstmal die Augen und schiebe es zur Seite, bevor ich mich dem Rest widme. Es ist nichts wirklich wichtiges dabei, aber rausfinden was im Brief meines leiblichen Vaters steht, muss ich echt noch nicht herausfinden. Dann muss ich ihm wieder schreiben und einen auf ‚liebe Tochter' machen, worauf ich wirklich keine Lust habe. Warum auch immer ich das noch mache, immerhin bin ich kein kleines Mädchen mehr... Ichlege ihn also beiseite und gehe erstmal entspannt duschen. Ich mache mir dann so einen richtig faulen Abend mit Netflix, Pizza und später auch mit einem langen Girlstalk.
„Heute war Jan hier" gibt Zola dann zu.
„Und?"
„Er meinte, weil er jetzt ja 18 ist, könnten wir es nochmal versuchen."
„Und was hast du gesagt?"
„Dass das ein total dummer Grund ist! Warum sollte ich ihm wieder vertrauen?"
„Weil du ihm vertrauen willst."
„Nein, will ich nicht" brummelt sie und verdreht die Augen.
„Und wie du das willst! Auch wenn du's nicht zugibst, du willst ihm vertrauen und mit ihm zusammen sein."
„Aber er ist 18! Ich bin 25! Mit Sicherheit ist er noch nicht bereit für sowas Ernstes wie ich will."
„Das weißt du doch noch gar nicht und jetzt suchst du nach immer mehr Gründen, warum du dich nicht auf ihn einlassen solltest. Solltest du aber. Ich kenne ihn nur von deinen Erzählungen, aber er ist denke ein ganz guter Typ."
„Ein Typ, der sich eigentlich wen in seinem Alter suchen sollte und ich sollte mir wen in meinem Alter suchen."
„Und mit wie vielen Typen in deinem Alter hat es wirklich funktioniert?"
„Mit keinem so richtig, aber ein fast 8 Jahre jüngerer Typ wird wohl kaum die Lösung sein."
„Versuch' es doch einfach und suche nicht nach einem Grund nach dem anderen, warum du dich nicht auf ihn einlassen solltest."
„Aber es gibt doch so viele Gründe, wieso das nicht klappen kann."
„Zola, seit wann hörst du eigentlich auf dein Hirn? Du bist ein Bauchmensch, von uns beiden bin eher ich die, die alles mehrfach durchdenkt."
„Tust du aber auch nicht mehr."
„Doch und wie ich das tue, ich versuche aber öfter auf meinen Bauch zu hören. Zumindest in manchen Angelegenheiten. Wenn ich das nicht tun würde, wäre ich wohl kaum mit Wincent zusammen."
„Du meinst, dass ich mich auf ihn einlassen sollte?"
„Wovon rede ich denn seit zwanzig Minuten oder so? Zola, ich hab dich lieb, aber grade stehst du echt aufm Schlauch, oder?"

Von der Sonne werde ich irgendwann sanft geweckt, bleibe aber noch eine Weile einfach liegen und kuschle mich an Wincents Kissen, bevor ich überhaupt mal nach meinem Handy greife. Ich beschäftige mich einfach etwas mit Instagram, entscheide mich dann aber dazu, mal wieder ne Runde laufen zu gehen. Tatsächlich bin ich in den letzten Wochen öfter mal wieder laufen gegangen, einfach um den Kopf frei zu kriegen.
Denn ja, ich komme mit der Bindung von Wincent und seinen Fans klar - ohne Witz, ich liebe es, dass er sie immer nur glücklich machen will- aber der größte Fan, dass nen paar Tausend Leute auf meinen Freund stehen, mal davon abgesehen, dass nen Teil davon wahrscheinlich weniger als gar nicht begeistert von mir wäre, bin ich dann doch nicht. Ja, ich hab mir vor Wincent nicht allzu viel anmerken lassen und was ich gesagt habe war auch die Wahrheit, ich vertraue ihm was das alles angeht, aber ich habe schon etwas Schiss vor dem Ganzen.
Es ist noch relativ zeitig, aber da es noch nicht zu warm ist, ist es echt angenehm beim Laufen. Nach einer guten Stunde komme ich dann wieder zuhause an und dusche mich erstmal ab, bevor ich mir irgendwas Frühstück geeignetes suche. Wenn man mal beachtet, dass ich knapp zwei Wochen nicht zuhause war, ist das echt verschwendete Zeit, da ich natürlich nichts da habe, weswegen ich am Ende doch einfach in die Stadt gehe und mir irgendwo ne Kleinigkeit essen hole. Dabei checke ich nochmal meine Nachrichten und natürlich hat mein Vater mir geschrieben...

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