Kapitel 81

1.2K 52 3
                                    

„Ich weiß, was los ist, das kann ich dir aber so nicht sagen. Ich hab auch seit Tagen nicht mehr richtig mit ihr gesprochen. Sie muss dir auf jeden Fall selber sagen, was los ist. Gib ihr ein klein bisschen Zeit, die braucht sie gerade."
„Ich kann nicht mehr."
„Wenn du Zeit hast, ruf mich heute Abend irgendwann an, ich glaube, wir müssen mal reden" kommt es recht schnell zurück, anbei noch ihre Nummer.
Seufzend lege ich mein Handy erstmal beiseite und rolle mich etwas zusammen. Meine Gedanken schweifen natürlich wieder ab, bis leise an die Tür geklopft wird, was ich einfach ignoriere. Natürlich kommt Shayenne trotzdem rein und kuschelt sich an meinen Rücken.
„Du musst nicht mehr mit mir reden, ich will einfach nur für dich da sein" flüstert sie, was meine Augen echt leicht feucht werden lässt.
Ich drehe mich vorsichtig um, achte aber darauf, dass sie mir nicht in die Augen schaut.
„Hat ihre Freundin schon geantwortet?"
„Hm... sie kann mir das nicht sagen" murmle ich.
„Wie meinst du das?"
„Sie meint, dass Leo mir das selber sagen sollte. Sie hat mir ihre Nummer gegeben und meinte, dass ich sie mal anrufen soll, aber mir sagen, was los ist, will sie nicht... Shayenne, wie geht's dir wirklich mit dem Ganzen?"
„Ich muss mich noch ein bisschen an den Gedanken, dass du jetzt wieder ne Freundin hast, gewöhnen, aber wenn sie der Grund ist, dass du die letzten Wochen so unglaublich gut drauf warst, ist es mir wirklich mehr als recht... Auch wenn ich nicht gut finde, dass es dir jetzt wegen ihr so scheiße geht. Wincent, pass bitte auf dich auf, lass sie nicht mit deinen Gefühlen spielen. Ja, ich kenne sie nicht, aber als wir letzte Woche telefoniert hatten, ging es dir so unglaublich gut, das war ja kaum auszuhalten und jetzt geht es dir so schlecht wie damals, bei der Trennung von Yvonne."
Ist das wirklich so schlimm wie damals? Ich meine, da hab ich auch nicht mitbekommen, wie schlecht es mir ging, jetzt... es geht mir verdammt scheiße, aber so scheiße... Yvonne und ich waren fast fünf Jahre zusammen, Leo und ich nichtmal annähernd halb so lange, trotzdem liebe ich sie und das geht nicht einfach so weg.
„Ja, sie war der Grund, warum es mir so richtig gut ging und jetzt geht es mir wegen ihr so scheiße. Aber ich kenne ihre Seite noch nicht."
„Wiwi, das Einzige, was ich mir wünsche ist, dass du glücklich bist. Ich kann dir keine Beziehungstipps geben, die hol ich mir vielleicht mal von dir ab, aber ich bin was das angeht unerfahren. Aber ich kenne dich und kann für dich da sein, also mache ich genau das. So wie du letztes Jahr für mich da warst, immer warst und immer noch bist."
„Ich hab dich lieb... und ich verspreche dir, dass sie nicht mit mir spielt, zumindest nicht absichtlich."

„Jetzt ruf ihre Freundin an, ich geh runter und helfe Mum beim Abendessen" kommt es dann von ihr und sie setzt sich etwas auf.
„Okay" murmle ich nur und schnappe mir schonmal mein Handy.
„Wer weiß, vielleicht erzählt sie dir ja doch mehr."
Ich bekomme noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie das Zimmer verlässt und die Tür schließt. Mit etwas mulmigem Gefühl rufe ich dann also Zola an, tatsächlich scheiße ich jetzt einfach mal auf die unterdrückte Nummer. Leo kenne ich -glaube ich- und Zola ist ihre beste Freundin, also -glaube ich- alles cool.
„Marin?" geht sie dann auch ran.
„Hey, hier ist Wincent. Bitte, ich muss einfach wissen, was los ist" schieße ich einfach direkt los.
„Beruhige dich, ich kann es dir nicht sagen, dass muss sie selber tun. Ich will dir nur sagen, dass es ihr momentan nicht so gut geht, sie war letzte Woche bei ihrer Familie und wird auch erst nächste Woche irgendwann wieder nach München fahren. Lass ihr bitte etwas Zeit."
„Das hast du mir schon geschrieben."
„Ja. Hör, du kennst Leo schon ziemlich gut, ich bin ihre beste Freundin, ich kenne jedes Detail, was euch angeht, aber ich kenne sie seit bald zwanzig Jahren, also vertrau mir da einfach, auch wenn wir uns nicht wirklich kennen."
„Sag mir nur eins, hat es irgendwas mit mir zutun?"
„Wie kommst du darauf, dass es etwas mit dir zutun hat?"
Ah ja, sie weiß also alles...
„Nicht so wichtig."
„Wincent, sag mir lieber nicht, dass ihr euch irgendwie gestritten habt oder so."
„Haben wir nicht."
„Dann hat es nichts mit dir zutun, aber sie hat den Kopf gerade voll von anderen Dingen. Hab Geduld mit ihr, wenn es ihr schlecht geht, verschließt sie sich einfach vor allem und jedem. Du kennst sie, als die Freude in Person, aber das sieht gerade total anders aus."
„Ich will für sie da sein, auch in solchen Phasen."
„Wincent, mehr kann ich nicht für dich tun, so gern ich mehr tun würde, ich kann nicht. Wenn ich nochmal irgendwie an Leo rankommen sollte, versuche ich sie zu überzeugen, dich anzurufen."
„Danke... und was passiert ist, ich hab ihr gesagt, dass ich sie liebe."
„Wincent, es hat sicher nichts damit zutun, das verspreche ich dir. Sie ist meine beste Freundin, ich will nur das Beste für sie und ich hab das Gefühl, du willst das auch, also hab einfach noch ein wenig Geduld."
Geduld, das was ich schon länger eben nicht mehr habe...

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt