Kapitel 116

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Nach einer Woche komme ich endlich wieder in meine Wohnung und mich umgibt direkt ein Gefühl von Zuhause. Allerdings stelle ich nur schnell die erste Wäsche an und packe meinen Rucksack. Ich mache mich einfach schnell etwas frisch und wechsle dann auch mal meine Leggins und das Schlabbershirt  gegen eine schwarze Paperbag und ein weißes cropped Shirt. Meine Haare schüttle ich auch nochmal schnell etwas aus, mache mir einen tiefen Pferdeschwanz und erneuere mein MakeUp, soweit man etwas Concealer, Mascara und Augenbrauengel so nennen kann. Meine Wäsche hänge ich noch schnell auf und laufe dann mit meinen Sachen zum Bahnhof. Als ich im Zug sitze, schreibe ich Kevin, der mich dann abholen wollte, dass ich in nicht ganz zwei Stunden am Bahnhof sein müsste.
Ich stecke mir dann mal wieder meine AirPods rein und mache mir Musik an. Die kurze Zeit verbringe ich damit, noch ein kleines bisschen mit meiner Mutter zu schreiben, bevor ich pünktlich meine Sachen wieder zusammenpacken kann und auf dem Bahnsteig schnell Kevin finde. Er umarmt mich kurz, bevor wir zusammen die kurze Strecke zur Location hinter uns bringen.
„Wie war der Urlaub?" grinst er mich dann auf der Fahrt an.
„Verdammt schön" grinse ich „Bei euch?"
„Wir haben ein Kleinkind mit an Bord, aber dafür war es wirklich super erholsam."
„Ach, Louis ist doch ein kleiner Engel" schmunzle ich.
„Meistens ja, du wirst es verstehen, wenn du eigene Kinder hast."
„Das dauert aber noch ein klein bisschen."

Angekommen nimmt Amelie uns direkt in Empfang und umarmt mich erstmal fest.
„Ahh schön, dich endlich wiederzusehen!" lache ich.
„Wenn ich mich schon so freue dich wiederzusehen, wie geht's dann Wincent?" schmunzelt sie und löst sich leicht von mir.
„Wo ist er?"
„Der sitzt vorm Bus und klemmt hinter seinem Laptop. Ich meine, ich freu mich, dass er seine Aufgaben erledigt, aber er gefällt mir grade einfach nicht."
Seufzend gehen wir dann also los, schweigen aber absichtlich. Wincent sehe ich dann schon, als wir um die Ecke biegen. Er sitzt wirklich an einem Tisch und tippt auf seinem Laptop rum. Meinen Rucksack stelle ich dann erstmal ab und stelle mich hinter meinen Freund. Ich nehme ihm die AirPods raus und lege sie auf dem Tisch ab, weswegen er mich erstmal anblufft.
„Amelie, wir haben doch alles durch und bis ich mich fertig machen muss hab ich noch zwei Stunden" murrt er und versucht, meine Hände von seinen Schultern zu schütteln.
Bekommt der grade überhaupt noch irgendwas mit? Ich lehne mich -ganz leicht schmunzelnd- vor und klappe seinen Laptop zu, bevor ich mich einfach auf seinen Schoß setze. Mit großen Augen sieht er mich an, was mich jetzt leicht lachen lässt.
„Du hast schon viereckige Augen" meine ich leise und lege meine Hand an seine Wange.
„Was machst du hier?"
„Naja, mein Freund spielt mir vor, dass es ihm gut gehe, allerdings sieht das für andere, zum Beispiel seine beste Freundin, nicht so aus, was ich jetzt, wo er vor mir sitzt, nur bestätigen kann... und ich hab dich auch vermisst.... Wenn ich allerdings nicht erwünscht bin, kann ich auch wieder nach Hause fahren."
„Untersteh dich! Du bleibst hier!" protestiert er sofort und schlingt seine Arme um mich „Ich hab dich vermisst."
Sein Gesicht vergräbt er in meiner Halsbeuge und auch ich schließe kurz meine Augen. Meine Hände vergrabe ich leicht in seinen Haaren und atme seinen Duft endlich wieder ein.
„Bitte rede mit mir" flüstere ich dann, woraufhin Wincent mich noch fester an sich drückt „Bitte..."
„Komm mit" murmelt er und drückt mich von seinem Schoß hoch.
Er steht ebenfalls auf und nimmt meine Hand. Auf dem Weg in den Bus schnappt er sich auch noch meinen Rucksack und zieht mich hoch in ein kleines Zimmer.
„Ich will jetzt nicht reden" flüstert er.
„Das kannst du dir grade sowas von abschminken, Wincent. Ich mache mir Sorgen um dich. Du hast mir vorgespielt, dass es dir gut geht, aber im Endeffekt geht es dir nicht gut. Wincent, ich hab ein Video vom Konzert gestern gesehen. Du weißt, dass ich bei deinen Fans nicht ansatzweise eifersüchtig bin oder so, also weißt du auch, dass das alles nichts damit zutun hat. Aber ich habe deinen Blick in diesem Video gesehen. Du sahst ja schon fast verstört aus."
Seufzend krabbelt er aufs Bett und zieht mich zu sich ran.
„Leo... ich... ich weiß nicht, was in letzter Zeit wieder los ist, beziehungsweise warum es in letzter Zeit wieder schlimmer geworden ist. Mir wird gerade alles zu viel, ich liebe es live zu spielen, das wird sich auch nie ändern, aber vor allem während des Stagediving gestern... da ist mir mal wieder bewusst geworden, wie krass das alles werden kann. Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal beim Stagediving so unwohl gefühlt habe... Aber das ist nicht alles..." murmelt er und ich male mir schon das Schlimmste aus.

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