Kapitel 67

1.3K 49 1
                                    

Und ja, das tat definitiv noch ein bisschen mehr weh als die Sonne an der Hüfte. Dafür wird mein Knöchel jetzt von einer zierlichen Linie geziert. Zola hat sich parallel zu mir ihres stechen lassen, wobei ihres aber wohl etwas länger dauert. Ich hab inzwischen wenigstens schonmal einen kurzen Blick auf die Vorlage an ihrer Seite werfen können und was ich erkannt habe, ist echt schön. Trotz meiner Neugier, setze ich mich erstmal an die Seite und tippe etwas aufreiben Handy rum, bis auch Zola endlich fertig ist. Ich springe dann quasi auf, um mir ihr neues Tattoo anzuschauen. Es ist ein Sichelmond mit ein paar kleinen Verzierungen, passt irgendwie echt zu ihr.
„Wow, verdammt schön" schmunzle ich „und passt zu dir."
„Hm... ich bin sehr zufrieden. Du auch?"
„Definitiv, genau wie ich's wollte."
Wir hören uns dann nur nochmal die Versorgungshinweise an, bezahlen den ganzen Spaß und gehen dann weiter, um in der Innenstadt eine Kleinigkeit essen zu gehen, immerhin ist es jetzt auch schon wieder kurz vor sieben.
Es tut echt gut, die Zeit mit meiner besten Freundin zu verbringen, seit wir so weit auseinander wohnen, machen wir das leider viel zu selten, FaceTime-Dates sind da einfach nicht ansatzweise das Gleiche.

„Wann musst du morgen nochmal am Bahnhof sein?" kommt es ungewöhnlich leise von Zola, als wir langsam wieder zu ihrer Wohnung spazieren.
„Gegen zehn, mein Zug kommt kurz nach."
„Und dann sehen wir uns aller spätestens im Urlaub in paar Monaten wieder?"
„Lass uns versuchen, uns vorher nochmal zu sehen."
„Bei mir is ziemlich voll, aber wir werden das schon irgendwie hinbekommen, oder?"
„Na klar, haben wir die letzten Jahre immer und zur Not, wenn du mich brauchst, ich setz mich ins Auto oder in den Flieger und komm zu dir."
„Dito. Jetzt machen wir uns aber erstmal noch nen kleinen Filmabend."
„Hm... mit Eis?"
„In welchem Universum gibt's einen Filmabend ohne Eis? Nie mit mir! In meinem Tiefkühlschrank ist fast nichts anderes."
„Sicher, dass wir keine Geschwister sind?"
„Naja, schau uns mal an."
„Ach komm, das is nur äußerlich."
Wir lachen und reden noch eine ganze Weile über Gott und die Welt, bevor wir in der Wohnung ankommen. Hier schminken wir uns beide einfach nur schnell ab, ziehen uns unsere Schlafsachen an und pflanzen uns mit Eis und Decken auf die Couch. Sie hat dann auch schon den ersten Löffel Eis im Mund, während ich noch schnell unseren Lieblingsfilm an mache.
„Hm... ich verstehe diesen Streit immer noch nicht" platzt es dann wieder aus ihr heraus und ich drücke auf Pause.
„Zo, wir schauen den Film zum tausendsten Mal und du verstehst es immer wieder aufs Neue nicht."
„Ja, aber warum is er da auch so nen Arsch? Wie kann man die Frau, die man liebt so sehr verletzen?"
„Männer können Ärsche sein, aber sie reagiert halt auch ziemlich über. Wie würdest du bei Jan reagieren?"
„Keine Ahnung, aber ich glaub ich wäre echt angepisst und du weißt, ich verteile keine zweiten Chancen. Du bei Wincent?"
„Wenn er mich will, dann nur mich... keine Ahnung, ich denke ich wäre auch weg."
„Wenn er noch nicht ganz weiß, was er will, soll er's lassen. Aber nicht ankommen, nen bisschen Spaß haben und dann weg vom Fenster."
„Waren du und Jan etwa schon zusammen im Bett?"
„Nein, bis auf ein klein wenig knutschen ist nichts passiert. Du und Wincent?"
„Ein paar Mal fast, aber nein, wir haben noch nicht miteinander geschlafen. Keine Ahnung, ich glaube nicht, dass ich's bereut hätte, wäre es passiert, aber ich bin auch froh, dass noch nichts passiert ist."
„Warum habt ihr nicht?"
„Wir wurden beide Male von meinem Handy unterbrochen."
„So richtig Klischee" lacht sie „Vom Handy unterbrochen."
„Jaa, Alex hat echt kein gutes Timing."
„Aber außer dich gibt's bei Wincent keine, sicher? Versteh mich nicht falsch, du wirst wissen, was du machst, du scheinst ihn schon echt gut zu kennen, aber er ist ein bekannter deutscher Musiker, du weißt, was man über so ein Sängerleben sagt."
„Ja klar kenne ich diese ganzen Vorurteile und Klischees, aber irgendwie passt das nicht so zu Wincent, zumindest nicht zu dem, den ich kennengelernt habe... oder was ich schon von ihm kennengelernt habe. Ich weiß, dass er manchmal den dauerhaft gut gelaunten Typen spielt, was so definitiv nicht ganz stimmt. Er vertraut sich mir zwar immer mehr an, aber so weit öffnen tut er sich noch nicht."
„Wird er bestimmt noch, wann kommt er wieder nach München?"
„Wenn ich das wüsste..."

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt