Kapitel 151

820 44 3
                                    

In Wincents Armen wache ich am Morgen auf und kuschle mich direkt noch mehr an ihn. Ich weiß, dass er in wenigen Stunden wieder fahren muss, aber daran will ich jetzt in diesem Augenblick noch nicht denken. Wincent streichelt mir unter meinem Shirt sanft über den Rücken und die Seite.
„Morgen" murmle ich gegen seine Brust und stütze mich dann ein kleines bisschen hoch.
„Guten Morgen, schöne Frau" lächelt er leicht, was super niedlich aussieht.
Ich muss unwillkürlich anfangen leicht zu lachen und küsse ihn kurz sanft.
„Wann fährst du dann los? Direkt nach dem Dreh für Joko und Klaas?"
„Ich fahre danach nochmal kurz zu Fabi und von da direkt nach Hannover. Wir sehen uns wirklich erst zum Abschlusskonzert in Hamburg wieder?"
„Ja, ich hab in nächster Zeit echt viel zutun und du denke ich auch."
„Stimmt... die nächsten Wochen sind echt voll, Vorbereitungen für Voice Kids, Zwischendurch die letzten Konzerte der Tour, dann muss ich wieder zur Plattenfirma... da ist nicht wirklich viel freie Zeit zwischendurch, tut mir leid..."
„Wince, ich hab selber nen vollen Terminkalender. Solange wir keine Funkstille haben, bin ich zufrieden."
„Das sollten wir doch hinbekommen" grinst er leicht.
Aneinander gekuschelt gammeln wir dann einfach an unseren Handys, beziehungsweise schreibe ich etwas mit meiner Mum hin und her, wobei meine Gedanken irgendwo anders sind.
„Paul hat mir grade das Video und noch ein paar Fotos geschickt, schauen wir es uns mal zusammen an?" flüstert Wincent und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Hm" mache ich nur und lege mein Handy weg, um mich etwas anders an ihn zu kuscheln, während Wincent das Video auf seinem Tablet öffnet.
Wincent legt den Arm noch etwas fester um mich und drückt dann auf Play.

Erstmal sind da kurz nur einige zusammengeschnittene Aufnahmen von Wincent, sogar noch aus der Zeit, in der wir nicht zusammen waren.
„Am Anfang, als die Karriere und das alles losging, hab ich mir immer gesagt ‚Du hast jetzt die Möglichkeit Musik zu machen und die mit so vielen Menschen zu teilen, aber du weißt auch, dass das so ein... ein schnelles Leben ist, dass Morgen all das wieder vorbei sein könnte... Dann musst du einen anderen Weg einschlagen.' Jetzt haben wir es aber schon einige Jahre später und zwischendurch war ich schon oft fast an dem Punkt alles aufzugeben, was ich mir hier aufgebaut hab. Dann hab ich mir aber immer gesagt, dass ich das alles ja nicht nur für mich mache. Ich mache das ja auch für meine Familie, die die ich jetzt schon habe und die ich in Zukunft noch haben will... Ein Teil meines Lebens ist es also inzwischen, mein Leben mit der Öffentlichkeit zu teilen. Kaum zu glauben, aber es interessiert ein paar tausend Menschen wirklich, was ich zum Frühstück esse... Es wird in der Öffentlichkeit drüber gestritten, wo ich gerade bin, bei wem ich gerade bin. Wer die Frau ist, die da neulich für eine Millisekunde in meiner Instagramstory zu sehen war. Ich hab neulich den Satz gelesen ‚Wincent Weiss, ist das seine heimliche Freundin?' Es ist meine Freundin, ja... Aber mit Sicherheit nicht meine heimliche Freundin, nur weil ich nicht vom Kennenlernen an alles mit der Öffentlichkeit geteilt habe. Wenn ich das getan hätte, wäre es wahrscheinlich nichtmal zum ersten Date gekommen. Aber es ist sowohl zum ersten, als auch zum zweiten Date gekommen und ich bin wirklich mehr als nur glücklich, wie mein Leben gerade läuft. Ich darf diese Frau meine Freundin nennen und es tut auch gut, das jetzt öffentlich zu sagen. Auch wenn ich mir das anders vorgestellt hatte, als im Endeffekt irgendwie dazu gezwungen zu sein so ein Video hochzuladen" er kommt eine kurze Pause, in der nur eine Melodie läuft und Wincent sich an meinen Rücken schmiegt -natürlich so aufgenommen, dass man nie mein Gesicht sieht „Dieser riesen Einschnitt der in dein Leben kommt, wenn du plötzlich einfach keine normalen Sachen mehr machen kannst. Das ist das, was mir auch ganz doll in meinem Leben fehlt. So mal mit Freunden einfach mal am Wochenende, wenn die alle frei haben und ich Konzerte hab, aufn Geburtstag gehen oder ne Hausparty machen. Mit meiner Schwester mal ins Kino oder in den Freizeitpark gehen. Meine Freundin schön zum Essen einladen... geht nicht unbedingt so gut, wenn man alle fünf Meter angesprochen wird und nach nem Foto gefragt wird. Keine Frage, das alles ist für mich ein riesiges Privileg und ich liebe das alles, aber trotzdem wünsche ich mir manchmal etwas mehr Normalität in meinem Leben. Ich will mit meiner Freundin rausgehen und mir nicht die Fragen stellen, ob ich ihre Hand nehmen kann oder sie einfach mal küssen darf. Ich darf, aber ich will nicht im Hinterkopf die Angst haben, dass ich am nächsten Tag Bilder, von genau so einer eigentlich komplett normalen Situation, im Internet finde....

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt