Prolog ✔️

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Anmerkung: alle überarbeiteten Kapitel haben einen ✔️, beim Übergang vom Haken zum „Normalen" könnten Sprünge im Sinn und in der Zeit sein.

Er war allein.

In der dunklen Nacht war er so gut wie unsichtbar. Man hörte ihn nicht, man sah ihn nicht. Die Klingen schwarz gefärbt und ein Tuch vor das Gesicht gespannt, verharrte er dort. Sein Atem ging ruhig und regelmäßig, so wie immer, wenn er einen Befehl seines Herrn ausführte. 

Er selbst und sein Gebieter nannten es ‚Mission', unter den Bewohnern von Nyrathur würde man von Mord sprechen. Es war kein leichtes Leben, wenn man als Assassine arbeitete. Draecon wusste noch genau, wie sein erster Auftrag gewesen war. Der Moment, in dem er seinem Gegenüber das mit Gift getränkte Messer ins Herz gerammt hatte, war ja noch schön und gut gewesen, aber das heimliche Verschwinden, das Verwischen aller Spuren, hatte ihm zu schaffen gemacht, auch wenn er das natürlich niemals zugeben würde. Die Gesandten der Drachen hatten die Pflicht zu schweigen. Die meisten Assassinen kannten sich untereinander nicht und der Beruf war nun auch nicht so toll, dass man ihn laut der Welt erzählte. Am besten noch singend, zu der Melodie einer Harfe.

Draecons rechter Daumen strich unaufhörlich über die Klinge seines Dolches. Er war nicht nervös, nein, aber dennoch spürte er eine gewisse Aufregung, das ganz bestimmte Kribbeln im Bauch, bevor er jemandes Leben beendete.

Seine Augen streiften unablässig durch den halbdunklen Raum. Bordeaux-farbene Vorhänge schmückten die dunklen Ziegelsteinwände des Zimmers. Der gelbliche Schein von an den Wänden hängenden Kerzen, deren Wachs auf den Boden troff, erhellte den Raum, kam aber nicht ganz gegen die Dunkelheit an. An der rechten Wand stand ein großes Himmelbett, das halb hinter schweren Tüchern verborgen war. Ein dunkelbrauner Teppich schmückte den hölzernen Boden an der Längsseite des Schlafplatzes. In der Wand dem Bett gegenüber waren mannshohe Fenster eingelassen, auch sie von den dunklen Vorhängen verborgen. In großer Hast hatte Draecon sie zugezogen, auch wenn er ahnte, dass zu dieser späten Stunde wohl nicht allzu viele Elfen im Hinterhof des Gebäudes unterwegs waren.

Das Ticken der Uhr begleitete Draecons stumme Atemzüge, bald würde es Mitternacht sein. Der Assassine wartete geduldig hinter einem der Vorhänge vor den Wänden, verborgen für das Auge eines gewöhnlichen Elfen. Sein Meister, der Silberne, hatte ihm diesen Auftrag gegeben, weil eben jener Elf, den er umzubringen hatte, die Ursache eines Widerstandes gegen die Drachen war. 

Schritte näherten sich und Draecon spannte seine Muskeln an. Ohne hinzublicken prüfte er noch einmal den Sitz seiner Handschuhe. Keine Löcher waren in dem dicken, schwarzen Leder, es gab keinen Grund zur Sorge. Alles war genau so wie es sein musste. 

Die Tür öffnete sich quietschend und der Anführer der Widersacher torkelte herein. Er war betrunken, das war ein weiterer Vorteil, den Draecon nur allzu gerne ausnutzte. Der Elf trat die Tür zu und noch bevor er sich auf das Himmelsbett schmeißen konnte, war Draecon mit zwei langen Schritten bei ihm. Mit der einen Hand drückte er dem Elfen das mit Betäubungsmittel getränkte Tuch vor Mund und Nase, gleichzeitig glitt sein Messer widerstandslos durch den Hals seines Opfers. 

Noch während sich der Elf erschrocken umdrehte, brach er zusammen und blieb stumm liegen. Blut breitete sich langsam auf dem dunkelbraunen Teppich aus und nährte den hölzernen Boden. 

Draecon wischte das Blut vom Messer am Bettlaken ab, zog einen Vorhang zurück und öffnete eines der Fenster. Er blickte nicht zurück, sondern sprang in den Hinterhof, wo er Eins mit den Schatten wurde. Noch während er durch die stillen Gassen eilte, hörte er die Alarmrufe aus dem Haus. Der tote Elf war schnell gefunden worden.

"Draecon war hier!", schrie jemand mit rauer Stimme. Der Assassine musste lächeln. Ja, Draecon war hier. Und das hier war seine Geschichte.

Breath Of Death - Silbernes LodernOnde histórias criam vida. Descubra agora