XXXIV

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„Na endlich", brummte die Grüne, als sie Kunde von Lazareth erhielten. Der Silberne folgte ihr durch die Tunnelgewölbe. Das blaue Eis spiegelte seine massive Gestalt wider und er zog den Kopf ein, bedacht darauf, nichts zu zerstören.

Der Häuptling der Eisdrachen hatte ihnen gute dreißig Krieger bereitgestellt, Erdkriecher, die sich allesamt freiwillig gemeldet hatten. Sie hatten sich ihnen aus freien Stücken angeschlossen, obwohl sie wussten, dass sie wahrscheinlich nicht den kleinsten Unterschied machten. Sie würden verlieren. Gegen eine Armee wie sie die Flammende besaß, konnte man einfach nicht ankommen.

Allerdings konnte der Silberne nur hoffen, dass sein Eingreifen irgendwelche Auswirkungen hatte und wenn es nur eine Warnung für die Bewohner von Nyrathur sein würde. Dass die Sache für ihn selbst nicht gut gehen würde, wusste er. Ihm war es nicht erlaubt, sich nach jahrelanger Herrschaft einer Welt niederzulassen und ihr beim Untergehen zuzusehen.

„Ich danke euch nochmals für eure Gastfreundschaft und Hilfe", sagte der Älteste aufrichtig, als sie auf dem Felsvorsprung angekommen waren und der Eisdrache, der sie hinausgeführt hatte, gebührenden Abstand genommen hatte.

Er neigte sein Haupt. „Ich werde Eure Worte weitergeben. Die Freude ist ganz meinerseits. Ich wünsche Euch eine gute Reise."

Die Grüne nickte knapp. Worte aber verlor sie keine. Der Silberne tauschte einen Blick mit seiner Schwester, dann wandten sie sich beide dem verhangenen Himmel zu und hoben ab.

Eiskalter Wind schnitt in die Lunge des Silbernen und machte es schwer, zu atmen. Seine Nüstern brannten und der Atem hing ihm in weißen Wölkchen vor dem Munde. Dennoch sog er genussvoll die kühle Luft ein, denn vielleicht würde es das letzte Mal sein, dass er sie noch atmen konnte.

———

„Genau", der Goldene sah seine blaugeschuppte Schwester scheinbar zustimmend an. Gratulation, auch sie hatte das Prinzip verstanden.

„Andererseits könnten wir auch einfach ihre Wälder niederbrennen. Fangen die trockenen Baumkronen erst einmal Feuer, wird der Brand nicht mehr zu löschen sein", fuhr er fort.

Die Flammende schüttelte ihren Kopf. „Ihre Wälder sollen nicht brennen, nein, das sollen ihre Städte tun. Es soll vernichtet werden, was die Elfen einst erschufen, ihre eigens erbauten Gebäude, Häuser, Reichtümer - alles soll in Flammen stehen. Die Spitzohren müssen begreifen, dass der größte Schatz im Leben wir sind. Kein Gold, kein Wissen, keine reiche Ernte oder prunkvolle Bauten können das ändern", grollte sie. Der Goldene blickte sie an. Ihr Körper war angespannt, ihr Schwanz zuckte unkontrolliert. Sich der Flammenden jetzt zu widersetzen oder ihr ihren Vorschlag ausreden zu wollen, war mächtig dumm.

„Du hast recht, Schwester", sagte er schnell er und warf ihr einen bewundernden Blick zu. Auch von der Blauen kam ein zustimmendes Gemurmel, der Purpurne aber schwieg. In seiner Mimik stand wieder die bloße Abwesenheit geschrieben, aber die Rote übersah sein Uninteresse gekonnt.

„Unsere Spitzel unter den Elfen sollen sich eine Sage ausdenken. Eine Sage, die einen kommenden Retter verspricht, der Nyrathur von uns befreien würde. Schwester, wenn ich mich recht erinnere, ist eine deiner Spioninnen angesehene Seherin. Sie soll diese Geschichte verbreiten, auf dass sie jeden Elfen erreicht. Sie alle sollen sich in den großen Städten versammeln, um die Ankunft ihres vermeintlichen Retters zu begrüßen", überlegte die Drachenkaiserin.

Die Blaue senkte ihr Haupt. „Ich werde, kaum dass ich zurück bin, nach ihr schicken lassen. Noch heute wird sie mit ihrer Arbeit beginnen."

Die Flammende lächelte. „Sehr gut. Ich danke euch für eure Zeit, dasTreffen ist hiermit beendet, soweit niemand von euch noch etwas loswerden möchte. Goldener, wenn du so freundlich wärst und noch ein wenig bleiben könntest?"

Der Jüngling nickte einmal kurz, nur schwer war sein innerliches Strahlen zu verbergen. Geduldig wartete er, bis sich die Blaue und der Purpurne aufgemacht hatten, dann lenkte er seinen Blick auf die Drachenkaiserin.

„Du bist mir ein treuer Bruder. Lange habe ich überlegt wie ich das irgendwie zeigen kann, dass ich dich auszeichnen kann ohne selbst die komplette Führung abzugeben.

Land hast du genug, auch Assassinen und Kämpfer. Das Gold türmt sich in deinen Höhlen bis zu den Decken und Haustiere hast du noch nie gemocht. Es hat lange gedauert, bis ich beschlossen habe, dir den Titel meines Vertreters aufzuerlegen", schnurrte die Flammende.

Ein breites Lächeln entfaltete sich auf dem Gesicht des Goldenen. „Schwester, meinst du nicht, dass diese Belohnung doch zu hoch ist?", fragte er. Nein, sie war definitiv nicht zu hoch, sie war das Mindeste, was die Flammende für ihn tun konnte, aber er wollte nicht fordernd wirken. Er musste der Flammenden gefallen, nur so kam er an mehr Macht.

„Denkst du? Ich nicht. Ich finde, dass ein solcher Titel nur angebracht ist für einen treuen Begleiter wie dich. Erst in solchen Zeiten erfährt man, wer ein wirklicher Freund ist. Viele haben sich von mir abgewandt, sie haben Angst oder wollen mir nicht helfen. Du aber bist noch immer an meiner Seite. Nun bist du vertretender Drachenkaiser."

Sobald die Flammende zu Ende gesprochen hatte, spürte der Goldene augenblicklich wie sich etwas auf ihn niederlegte. Schwer und beinahe schon erdrückend füllte ihn die Macht des Drachenkaisers, aber er hob genüsslich den Kopf.

Die gerade neu gewonnene Kraft schoss Adrenalin durch seinen Körper, rauschte in seinen Blutbahnen, benebelte ihn und machte seinen Kopf gleichzeitig klar.

Der Jüngling unterdrückte ein Knurren. Er wollte mehr davon, der Titel des Drachenkaisers war ihm gedacht, woher sonst kam dieses berauschende Gefühl in seinem Körper?

„Ich danke dir wirklich von Herzen, Schwester. Sag mir wie ich dir danken kann. Eine solche Belohnung ist nicht einfach abzutun", sinnierte er.

Die Flammende trat näher, so nah, dass er ihren rauchigen Atem riechen konnte. Als sie schließlich zu sprechen anfing, sah der Goldene tief in ihrem Rachen das Feuer tanzen. Es spuckte kleine Funken in die Luft und bat darum, endlich freigelassen zu werden. Dampf stieg der Roten aus den Nasenlöchern und in ihren Augen flackerte es wie die Flammen in ihr.

„Bleib mir treu. Einen Bruder wie dich zu haben erleichtert so viel, versprich mir kameradschaftliche Treue, Goldener", raunte sie leise.

Der Jüngling schwieg kurz. „Ich schwöre dir, diesen Kampf an deiner Seite zu bestreiten", erwiderte er dann. Mit dem Schwersten meinte er die Probleme der Flammenden, aber das musste sie ja nicht wissen. Der erste Angriff auf Nyrathur würde der fordernste sein. Sobald dieser Schlag gegen die Elfen getan war, war das Versprechen des Goldenen erfüllt. Das Schwerste war dann getan, danach würde das kaum Mögliche folgen.

Breath Of Death - Silbernes LodernWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu