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Das Geräusch von Metall auf Metall durchschnitt fast ununterbrochen die Luft.

Elfen wirbelten in beeindruckendem Tempo über den weitläufigen Trainingsplatz, sie waren Schatten, die miteinander tanzten.

Stahl blitzte im Sonnenlicht immer wieder auf, hier kämpfte man nicht mit Übungsschwertern.

Aus der Entfernung beobachtete Draecon das Treiben der Lehrlinge. Er sah ihnen beim Kämpfen zu, studierte ihre Fehler.

Seinen schwarzen Mantel hatte er in den Ställen zurückgelassen. Sobald der Silberne zurückkehren würde, wären er und der Hengst Run bereit zum Aufbruch.

Um sich bis dahin die Zeit zu vertreiben, hatte er den Ort aufgesucht, an dem er sich schon immer geborgen gefühlt hatte.

Die Schüler des Silbernen mieden ihn. Sie wagten es nicht, seine Ruhe zu stören.

Draecon war unter den Assassinen eine lebende Legende. Jeder in Nyrathur kannte ihn, für sie war er der „Stille Tod". Unzähligen Lebewesen hatte er das Leben genommen und war dabei kein einziges Mal gesehen worden. Erst als seine Opfer schon längst den letzten Atemzug aufgegeben und er verschwunden war, wurden die Leichen gefunden.

Er war ein Vorbild, ein Ideal für jeden Schüler, der zum Assassine ausgebildet wurde. Lehrmeister hoben ihn mit lobenden Worten besonders hervor, suchten Anreize in ihm, um die Lehrlinge zum Üben zu bringen.

Nicht zuletzt war er ein einziges Mal gefragt worden, selbst einmal Lehrmeister im Waffenkampf zu werden.

Ein Blick von Draecon hatte gereicht, um diese Frage nie noch einmal zu stellen.

Der Assassine ließ seinen Blick über die Landschaft gleiten. Die schneebedeckten Berggipfel leuchteten rot und orange in der aufgehenden Sonne, die die Schule in goldenes Licht tauchte. Die eiskalte Luft von letztem Abend war der klaren an diesem Morgen gewichen.

Draecon atmete tief ein und schritt mit langen Schritten über den Übungsplatz. Seit vielen Stunden nun wartete er bereits auf die Ankunft des Silbernen.

Schatten huschten über seine Züge, als er daran dachte, warum der Älteste wohl so lange abwesend sein musste.

Er erreichte die fünf hohen, aus Stein gemeißelten Säulen, die den Eingang zum Gebäude darstellten. Jede Säule zeigte eine der Himmelsschlangen. In beeindruckender Liebe zum Detail wanden sie sich in die Höhe empor, die Augen aus glitzernden Edelsteinen leuchtend im Schein der Sonne.

Als die klirrenden Klingen innehielten, blickte Draecon zurück und mit einem Mal wich die Anspannung von ihm. Ein riesiger Schatten hatte sich vor die Sonne geschoben und kam mit kräftigen Flügelschlägen zu.

Die Miene des Silbernen allerdings war ernst.

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„Ich brauche Eure Dienste nun mehr denn je", die Stimme des Ältesten war resigniert. Er hatte sich mit dem Treffen und den vereinbarten Entscheidungen abgefunden, wenn er sie doch nicht akzeptieren konnte.

Noch immer hallte die Stimme des Goldenen in seinem Kopf wider.

'Unsere Feuer sollen wüten und die heißen Flammenzungen alles verbrennen, was ihnen zu nahekommt. Leiber, Häuser, Völker. Sie sollen in den heißen Flammen qualvoll und langsam sterben, das Lied des Todes in die Nacht brüllen. Ganz Nyrathur soll leuchten von diesen Leuchtfeuern und die Häupter der Anführer verstümmelt auf goldenen, roten, blauen, silbernen und purpurnen Speeren aufgespießt sein.'

Warum hatte die Ruhige das durchgehen lassen? Dass die Flammende den Plan des Goldenen guthieß, hatte niemanden von den Himmelsschlangen überrascht. Genauso wenig wie es der Purpurne mit seiner verzweifelten Hoffnung getan hatte, die Rote und den Goldenen doch noch irgendwie davon abzuhalten.

Breath Of Death - Silbernes LodernWhere stories live. Discover now