VIII ✔️

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Draecon erwiderte nichts.

Er wahrte seine Fassung.

Ohne Vorwarnung sprang er auf die Kentauren zu; sein Körper übernahm die Kontrolle. Mit leicht gebeugten Knien sprang der Assassine vor.

Noch bevor der blonde Kentaur reagieren konnte, steckte ein Dolch mit pechschwarzer Klinge in seiner Brust. Erschrocken weiteten sich seine Augen, dann ging er ohne Weiteres zu Boden, das Messer noch immer tief in seinem Körper vergraben.

Draecon hingegen hatte sich bereits an den nächsten Pferdemann gewandt. Geschmeidig tauchte er unter einem Schlag hinweg und wehrte gleichzeitig Tris' Schwert ab.

Hinter seinem Rücken näherte sich das Geschrei der anderen. Sie brauchten kein Überraschungsmoment. Auch wenn Draecon der bessere Kämpfer war, würde ihre Masse ihre Schwäche ausgleichen.

Wieder traf die Klinge von Draecons gebogener Messerschneide auf die flache Klinge eines Schwertes. Der Aufprall war bis in seine Schulter zu spüren.

Während der Assassine das Schwertblatt nach unten hin ablenkte, griff er mit seiner freien Hand nach einem der kleinen Giftpfeile an seinem Gürtel.

Ohne zu zögern rammte er ihn Bass in den Unterarm, in Sekundenschnelle wirkte das Gift. Schreiend ließ der Wachmann sein Schwert fallen und ging nur wenige Augenblicke später selbst zu Boden.

Der Elf hob dessen Schwert auf, so schnell, dass seine Gestalt zu einer verschwommenen Masse wurde.

Kaum einen Herzschlag nach Bass lag auch Tris im Dreck.

Warme Blutspritzer verklebten Draecons Gesicht. Das Licht von Fackeln aus den umliegenden Straßen reichte nur bedingt in die Gasse, lange Schatten lagen auf den Gesichtern der Toten.

Draecon näherte sich Garwhens Leiche. Sein bleiches Gesicht war eingefallen, die Augen leer und starr in den Himmel gerichtet.

Er hatte noch Zeit.

Genügend, um es zu tun.

Entschlossen setzte der Elf sein Messer an Garwhens Mund an.

Es würde die letzte Ehre sein, die er ihm als Assassine noch erweisen konnte.

Sauber und leicht glitt die Klinge durch Garwhens Haut. Obwohl er bereits tot war, quoll noch Blut aus den entstandenen Schnitten.

Immer wieder setzte Draecon seine schwarze Klinge an, zerstückelte seinem ehemaligen Verbündeten ruhig und konzentriert das Antlitz.

Das Messer kratzte über den Kieferknochen, über den Schädel und entfernte Garwhens Augäpfel. Bald schon war das ehemals helle Haar restlos blutrot verfärbt.

Begleitet wurde der Assassine bei seiner Tätigkeit von dem Lied der Sterbenden. Das Jammern, das die drei gefallenen Kentauren von sich gaben, verebbte nur langsam.

Als Draecon sich erhob und sein getanes Werk betrachtete, musste er schlucken.

Garwhens Gesicht hatte jegliche Merkmale verloren. Sein Antlitz war nun nicht viel mehr als eine schaurige, blutige und unerkennbare Maske.

Der Elf wandte sich ab und zog sein verlorenes Messer aus der Brust des Kentauren.

Garwhen war zwar Opfer der Pferdemänner geworden, seine Identität würde aber selbst noch nach seinem Tod ungeklärt bleiben. Eine solche Verstümmelung des Gesichts war unter den Assassinen Brauch.

Bei ihrem Eid hatten sie geschworen, ihre Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen.

Garwhen war diese Ehre nicht gestattet worden, also hatte Draecon ihm den nötigen Respekt gezahlt und es an seiner statt getan.

Breath Of Death - Silbernes LodernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt