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Mit einem sanften Ruck legte die Sturmflut an einem kleinen, namenslosen Dorf nahe dem Neehri-Vulkan an. Für ein solch beschauliches Städtchen war der Hafen riesig. So riesig, dass selbst ein Schiff wie die Sturmflut dort anlegen konnte.

„Ich danke dir für deine Hilfe", sagte Draecon und schaute Dreniul dabei aufrichtig in die Augen. Der Kapitän erwiderte seinen Blick mit einem Nicken, griff dann nach dem Unterarm des Assassinen und drückte ihn einmal.

„Sei dir gewiss: in höchster Not würden auch wir kommen. Wir sind zwar Seemänner, haben aber weitreichende Kontakte zu Piraten und Spionen des Silbernen, die gemeinsam eine starke Flotte aufbauen könnten. Gib Acht", antwortete der Elf und das regennasse Haar klebte ihm dabei im verunstalteten Gesicht.

Draecon erwiderte den Druck und nickte erneut. „Ich denke, das hier wird nicht unsere letzte Begegnung sein. Ich wünsche dir und deinen Männern Wind in den Segeln, wo auch immer der Sturm dich tragen wird."

Mit diesen Worten drehte sich der Assassine um, zog die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht und ging von Bord.

Lehmiger Matsch klebte ihm an den Stiefel und gab schmatzende Geräusche von sich.

Der Assassine hatte Dreniul nicht unbewusst darum gebeten, in einem unbekannten Dorf ausgesetzt zu werden. Gemischt mit diesem Wetter würde ihm sicherlich niemand über den Weg laufen.

Aus der Schenke war lautes Gelächter zu hören. Die Kentauren feierten, so wie jeden Tag, und verdrängten das schlechte Wetter mit Met und Gemeinschaft.

Sie würden niemals erfahren, dass in dieser regnerischen Nacht eine schwarze Gestalt durch ihre Straßen ging. Ein Assassine, gekleidet in einen schwarzen Harnisch und dunklem Umhang. Ein Elf, dessen Messer genauso tödlich waren, wie der zur Waffe geschmiedete, durchtrainierte Körper selbst.

Es dauerte nicht lange, da hatte Draecon das Dorf hinter sich gelassen.

Der Wind riss an seinem Umhang, das Gewicht der Messer war ungewöhnlich schwer und der eiskalte Regen hatte schon bald seine Kleidung durchnässt.

Aber dennoch zupfte ein Anflug eines Lächelns an Draecons Lippen, als ein ihm bekannter, schwarzer Rappe entgegenkam.

Ein Wiehern schallte durch die Nacht und Lōds Mähne peitschte im Wind.

Schnaubend kam der Hengst zum Stehen und schaute Draecon aus diesen so klugen Augen an.

Wortlos klopfte der Assassine dem Pferd den Hals. Bisher hatte er Pferde nie großartig gemocht, hatte sie eher als Gefahr und Risiko gesehen – gerade in Verbindung mit Kentauren – aber Lōd war anders.

Der Assassine schwang sich auf den Rücken des Reittieres und drückte ihm die Beine in die Seiten. Lōd stieg wiehernd. Nicht aus Schmerz oder Wut, sondern aus Freude auf eine neue Herausforderung.

-

Nach einem langen Ritt mit wenig Pausen und Schlaf verfiel Lōd in einen langsamen Trab.

Die Sonne ging langsam wieder auf und als Draecon den schwarzen Hengst tätschelte, fiel ihm die Ruhe auf. Eine beunruhigende Ruhe, eine Ruhe vor einem Sturm.

Es schien ihm alles zu schnell und zu leicht zu gehen. Erst der Besuch bei Freya, der nahtlos verlaufende Weg dahin. Die Reise nach Xofori, die Kobolde, die er überlebt hatte.

Irgendetwas konnte nicht stimmen, wenn alles so perfekt lief.

Und dazu die Albträume. Es war immer derselbe Traum, jener, den er damals geträumt hatte, kurz nachdem er Lōd begegnet war.

Der Assassine konnte sich nicht recht erinnern, wie es damals geschehen war. Wie er den Jungen getötet hatte und was in seinen Träumen Wirklichkeit war und was nur Teil seiner Fantasie.

Ein Zucken ging durch den Körper des Jungen und kurz schien es Draecon, als würden die Augen des Knaben weiß schimmern und das Haar schwarzem Fell weichen.

Immer wieder kam diese Wendung in seinem Traum und jedes Mal fiel er dann auf die Knie, wo er durch den aufkommenden Schmerz aufwachte und alarmiert nach seinem Messer griff.

Draecon wischte sich durch das Gesicht.

Vermutlich war das die Reaktion seines Körpers auf die Gefahr, in der der Silberne gerade schwebte.

Und darauf, dass der Silberne sich von ihm nicht helfen lassen wollte.


——

Hallo ihr Lieben,

jetzt werden die letzten Kapitel dieser Geschichte folgen (es hat sich alles ein bisschen länger gezogen als gedacht, sorry deswegen!). Bisher bin ich nicht wirklich mit ihnen zufrieden und es wird sich in der Überarbeitung noch einiges ändern und verbessern. Allerdings möchte ich gerne erstmals das Ende hochladen und dann ein wenig Abstand von dieser Geschichte nehmen. Wenn ich dann das Gefühl habe, dass ich bereit bin, die Geschichte zu überarbeiten, werde ich wieder anfangen zu updaten.

Ich bin wie immer für Feedback offen. Dieses werde ich dann aber nicht sofort hier in diesen Kapiteln umsetzen, sondern in meiner „Neuversion", deswegen wundert euch nicht. „Breath of Death" wird mithilfe eurer Kritik weiterhin stetig verbessert ☺️❤️

Breath Of Death - Silbernes LodernWhere stories live. Discover now