XVI

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Der Blick des Silbernen verharrte auf Draecon. Zu gerne würde er ihn mit sich nehmen, versuchen, die Erdkriecher gegen die Flammende aufzustacheln. Aber vorerst gab es etwas wichtigeres, etwas, das Draecon sehr am Herzen lag. Zumindest würde der Drache das meinen.

„Ich sehe Euren Drang, mit mir zu kommen, aber ich habe für Euch etwas anderes geplant. Sagt mir Draecon, seit wann vergebt Ihr Verbrechern? Es wurde ein Anschlag vorbreitet, um Euch zu töten. Nehmt Ihr das einfach so hin? Lasst Ihr die Kentauren einfach so davon kommen?", fragte der Drache. Ein Grollen schwang in seiner Stimme mit. Am liebsten würde er selbst die Pferdemänner reißen. Er wollte wissen, wie ihr Blut schmeckte. Er wollte sie leiden sehen, leiden für das, was sie seinem Assassinen angetan hatten.

Sie hatten ihn vergiftet, es wäre nur fair, auch sie eines qualvollen Todes sterben zu lassen.

Draecon zog gereizt die Augenbrauen zusammen. Der Silberne konnte sich nur zu gut vorstellen, was für ein Kampf sich gerade im Geiste des Elfen austrug. Einige Herzschläge vergingen, bis Draecons Blick sich erneut auf den Drachen richtete. Er nickte.

Der Silberne beugte den Kopf zu seinem Assassinen herab. „Sie fürchten Euch, Draecon. Vergesst das ja nicht. Es sollte in nächster Zeit kein Anschlag auf Euch vorbereitet sein, Ihr seid Draecon, ein Kindermörder und Assassine! Stimmt mir ja nicht zu, weil Ihr den Vorschlag als Befehl von mir anseht. Die Zeit meiner Befehle an Euch ist vorüber", der Drache knurrte dies fast. Er war immer noch halb in dem Glauben, dass der Elf ihm nur aus reinem Pflichtgefühl gehorchte. Diese Zeiten aber waren vorbei. Verstand Draecon denn nicht?!

„Ich weiß, aber dennoch wird es nichts daran ändern, dass die Kentauren mich gesehen haben. Wer weiß, was Elyssus und seine Kumpanen nach ihrer Flucht gemacht hatten? Jedenfalls wird ihr Respekt vor Assassinen schwinden", antwortete der schwarzhaarige Elf.

Der Silberne beruhigte sich. „Das ist korrekt. Ich wollte Euch nur noch einmal auf die Probe stellen.

Wenn die Pferdemänner Euren Fehler verbreiten, werden sich alle Widerstände stärker fühlen. Sie werden denken, sie könnten die Drachen wahrharftig besiegen. Ihnen würde sich ein ganzer Haufen anschließen, dem nun der ausschlagbare Grund serviert wurde. Die Widerstände würden in kürzester Zeit auf das Doppelte, wenn nicht sogar auf das Dreifache anwachsen. Das weiß Elyssus genau und er wird sicher nicht lange auf sich warten lassen. Er weiß, wie sehr er die Drachen in der Hand hat."

Dracon seufzte. „Er wird sicherlich noch nicht wissen, dass Ihr derangiert wurdet. Allerdings wird uns das auch nichts weiterbringen, im Gegenteil. Eure Geschwister werden Euren Rat nicht länger beachten, höchstens werden sie ihn in Erwägung ziehen. So wie ich die Flammende kenne, wird sie allerdings sofort einen Angriff vorbereiten."

Der Drache nickte. „Die Rote will die Widerstände ein für alle mal zerstören, das war damals schon ihr Ziel und das wird es immer sein. Doch die Widerstände unterschätzen die Drachen um ein Vielfaches. Wann haben sie uns zuletzt gesehen? Vor 50 Jahren? Vor 60? Es war damals, als wir versuchten Xofori zu entflammen, um das Gift für immer zu vernichten. Der einzige Knackpunkt war das Anrücken von Elfen, Kentauren, Trollen. Sie wollten die Quelle ihrer Gifte nicht verlieren und wir hatten wohl kaum die Rechtfertigung, so viele Einwohner Nyrathurs zu töten.

Die meisten von ihnen leben nicht viel länger. Kentauren werden im Schnitt 40 Winter alt, Kobolde nur 15.

Die Elfen sind das einzige Volk, das keinen natürlichen Tod erleben kann."

„Gerade deswegen sollten wir Elyssus aufhalten und töten. Wenn er die Nachricht über mich verbreitet, wird das halbe Nyrathur fallen. Völker werden ausrotten und nie wiederkehren", Draecons Stimme hob sich ein wenig. Der Silberne hörte genau, wie aufgebracht der Elf war.

„Wenn Elyssus es noch nicht getan hat, wovon ich nicht wirklich überzeugt bin. Bestimmt ist er schon die großen Städte der Kentauren abgeritten. Wenn die Nachricht zu den Fürsten gelangt ist, werden sie die anderen Völker benachrichtigen. Diese Neuigkeit wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten, von den Kentauren zu den Elfen, von den Elfen zu den Hexen und die Hexen werden es den Trollen sagen. Zuletzt werden es wohl die Zwerge erfahren. Alle werden sie kommen um zu kämpfen und alle werden in dem heißen Feuer der Drachen untergehen. Nyrathur wird sterben", die Stimme des Drachen war verbittert. Es machte ihm zu schaffen, dass seine Aussage seinen Geschwistern nicht viel mehr bedeuten würde als die eines Erdkriechers.

Wohl oder übel musste er alle niederen Drachen überzeugen, gegen die Ältesten vorzugehen. Selbst wenn sich Nyrathur auflehnte, als Weltenhüter hatte man die Aufgabe, die verschiedenen Völker zu schützen. Man musste Kompromisse finden, aber nie durfte man ein Lebewesen töten, weil es einfach zu dumm war, das große Ganze zu verstehen.

Draecon straffte die Schultern. „Dennoch werde ich gehen. Zwar ist es unwahrscheinlich, aber immer noch möglich, dass Elyssus noch nichts gesagt hat. Außerdem habe ich mit ihm noch eine Recnung offen."

Der Silberne nickte. „Ich werde die Erdkriecher suchen. Aber vorerst versuche ich jemand anderen zu finden. Jemand, der dieselbe Geschichte wie ich schreibt, womöglich aber drei Kapitel weiter ist."

Breath Of Death - Silbernes LodernWhere stories live. Discover now