42 | Schicke Unterwäsche.

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Dienstagmorgen. 

Kennt ihr diese Nächte, in denen es in eurem Zimmer so verdammt heiß ist, dass ihr euer Schlafzeug ausziehen müsst, um ja keinen Hitzeschlag zu bekommen? Ich dachte immer, dass es diese Nächte nur im Sommer gäbe, aber da lag ich falsch. Die Nacht von Montag auf Dienstag war nämlich genau so eine besagte Nacht gewesen. Und das, obwohl schon Mitte November gewesen war und es eigentlich eiskalt hätte sein müssen. Oder, es hätte zumindest nicht so verdammt heiß sein dürfen. Aber nein, das Wetter tat, was es wollte.

Jedenfalls stieg ich am Morgen nach dieser Nacht aus meinem Bett und verließ dann mit langsamen Schritten mein Zimmer, um in die Küche zu gehen. Ich wollte einfach etwas trinken. Wasser, Milch, Orangensaft... egal. Hauptsache irgendetwas kaltes und frisches, das mich abkühlte. Und dazu noch ein leckeres Frühstück: meine Lieblingscornflakes. Das war's. Recht viel mehr brauchte ich in dem Moment nicht, um glücklich zu werden. 

Nur in Unterwäsche bekleidet tapste ich also über den Flur und bog dann schließlich um die Ecke, die mich zum Wohnzimmer brachte, durch das ich gehen musste, wenn ich in die Küche wollte. Keine Ahnung, ob ich so müde war, dass ich ihn nicht sofort bemerkte, oder ob ich einfach zu unaufmerksam gewesen war. Tatsache war nur, dass ich ihn erst nicht entdeckte. -Warum auch immer.- Ich schlurfte also durch das Wohnzimmer, setzte langsam einen Schritt vor den anderen und gähnte leise, mein Ziel immer vor den Augen. In einigen, wenigen Sekunden wäre ich bereits in der Küche gewesen, wäre nicht etwas dazwischengekommen. Wäre ich nur nicht ganz plötzlich von ihm aufgehalten worden. 

Hätte ich im Voraus ein kleines bisschen besser aufgepasst, wäre eines der peinlichsten Dinge, die mir je passiert sind, eben nicht passiert. - Dieser Gedanke macht mich fertig.

Aber gut, es begann erstmals damit, dass er sich lautstark bei mir bemerkbar machte. 

"Whoa, Tessa.", hörte ich plötzlich eine, mir nur allzu gut bekannte, Stimme, hinter mir, sagen. Als ich diese beiden Wörter vernommen hatte, zuckte ich vor Schreck zusammen und stieß gleichzeitig auch noch einen leisen Schrei aus, während ich mich meinen Kopf, sowie natürlich auch meinen Körper, ruckartig in die Richtung der Stimme drehte. Dort fiel mein Blick sofort auf mein Sofa, auf dem er, wie selbstverständlich, saß. - Er, wo er doch gar nicht hätte da sein dürfen. Ardy. - Ich sah, wie er mich amüsiert musterte und sich dann mit einem schiefen Grinsen auf die Unterlippe biss. "Schicke Unterwäsche."

Ich machte meinen Mund auf, um etwas auf seinen Kommentar zu erwidern, jedoch kam kein Laut heraus. Stattdessen ging ich nur einige Schritte nach hinten, meinen Blick die ganze Zeit auf ihn gerichtet. Und dann, als ich schließlich mit meinem Rücken gegen die Wand knallte, musste ich wohl oder übel stehen bleiben, da es logischerweise nicht mehr weiter ging. - Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich zu sammeln, die gesamte Situation zu verarbeiten und zu verstehen... zu realisieren, was abging: ich stand nur in Unterwäsche bekleidet vor Ardy, war also praktisch fast nackt. Und, als wäre das alleine nicht schon schlimm genug gewesen, stand ich auch noch in einer unendlich peinlichen, hellblauen, mit kleinen Cartoon-Erdbeeren bedruckten, Unterwäsche vor ihm... scheiße. 

Oh, scheiße. Diese ganze Situation war so unheimlich peinlich, dass mein Gesicht bestimmt so rot, wie eine Tomate, war. Wenn nicht sogar noch röter. 

"Hey, geht's dir gut?", fragte Ardy plötzlich in die Stille hinein. Obwohl ich glaubte eine leichte Sorge in seiner Tonlage zu hören, war das offiziell die dümmste Frage, die er mir je gestellt hatte. Immer noch unter Schock, schaffte ich es jedoch nicht mal etwas darauf zu sagen. Ich wollte, wirklich, aber die Worte wollten einfach nicht aus meinem Mund.

Das wäre definitiv ein guter Zeitpunkt, um vor Scham im Boden zu versinken, gewesen. 

Aber, da mir klar war, dass das leider nicht passieren würde, musste ich mir wohl selbst helfen. Ich schlang die Arme um meine Brüste und wendete meinen Blick dann endlich von Ardy ab. Ich schaute mich fieberhaft im Raum um, suchte nach irgendetwas -egal was- das ich mir überwerfen konnte, um nicht mehr so vor ihm stehen zu müssen. Ich hätte wirklich alles genommen, egal ob Decke, Kissen oder Lampe. Ich hätte mir sogar einen fucking Teppich vor den Körper gehalten, wenn ich gar keine andere Möglichkeit gehabt hätte. Aber zum Glück kam es dann doch nicht zu dieser Extremsituation. Ich erblickte nämlich, nicht mal einen Meter von mir entfernt, ein großes, graues Etwas, das ganz stark nach einem Oberteil aussah, auf dem Boden.

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt