59 | Slut Shaming.

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Lügen und Geheimnisse treten oft zusammen auf. Die einen werden laut ausgesprochen, die anderen hingegen totgeschwiegen. Trotz diesem Bedeutungsunterschied haben die beiden Worte aber auch Gemeinsamkeiten: beide zerstören Beziehungen, sowie auch Freund- und Bekanntschaften. Es gibt nichts, was wochen-, monate-, oder gar jahrelange Lügen und Geheimnisse überstehen kann.

Egal, wie achtsam man damit umgeht, am Ende kommt die Wahrheit ans Licht.

Durch Freunde, die sich versehentlich verplappern, durch seltsames oder verdächtiges Verhalten oder -wie in meinem Fall-, durch die eigene Dummheit. Mischt man auch nur eine dieser Möglichkeiten mit einer Prise schlechtem Timing, ist der Prozess perfekt. Und eben das hatte ich auf alle Fälle gehabt. Als Ardy und ich halbnackt aufeinander lagen, sprach ich etwas aus, das die eiskalte Wahrheit präsentierte und mit einem Schlag meine vielen Lügen und Geheimnisse aufdeckte. Ich sprach etwas aus, dass alles Schöne zwischen uns verblassen ließ und drohte unseren Moment zu zerstören.

'Taddl und ich haben Schluss gemacht'

Erst im Nachhinein realisiert man, dass man mit Lügen und Geheimnissen alles bloß schlimmer macht. Man riskiert sein eigenes Glück und verletzt diejenigen, die es am wenigsten verdienen.

Erst, wenn es bereits zu spät ist, merkt man, was man kaputt gemacht hat.

* * * * *

"Was?" - Ardys Stimme verpasste mir eine unangenehme Gänsehaut.

Er schaute eindringlich auf mich herab, wartete darauf, dass ich etwas erwiderte. Dass ich das, was ich eben ausgesprochen hatte, bestätigte oder richtig stellte. Das Problem war nur, dass ich beim besten Willen nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich atmete nur leise ein, presste meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und überlegte mir krampfhaft eine passende Antwort. Während ich in meinem Gehirn nach irgendetwas suchte, das ich ihm sagen konnte, verfestigte sich mein Griff um seinen Hals automatisch. Ich hatte Angst -nein, ich wusste-, dass ich es vermasselt hatte und ich wollte so verhindern, dass er sich von mir entfernte. Es gefiel mir nämlich, ihm so nahe zu sein und da ich wusste, dass die Nähe bald vorbei sein würde, wollte ich es nochmal vollkommen genießen. - Die Sekunden verstrichen und der Druck, etwas entgegnen zu müssen, wurde größer und größer. Deshalb räusperte ich mich dann schließlich halblaut und sagte das Dümmste und Unangebrachteste, das ich hätte aussprechen können. Es war keine richtige Antwort, geschweige denn irgendetwas Sinnvolles.

"W-was?", imitierte ich ihn voller Nervosität.

"Was hast du da gerade gesagt? Über deinen Freund?", wiederholte er seine Frage von vorhin, diesmal jedoch etwas präziser, um mir meinen Spielraum wegzunehmen. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass er meine Worte nur zu gut verstanden hatte und nur nach Bestätigung suchte, um sicherzugehen. Tief in mir drinnen wusste ich, dass ich ihm diese Bestätigung geben musste, dass er es verdient hatte. Aber, scheiße, ich konnte einfach nicht. Ich hatte nicht den Mut dazu. Die Wahrheit auszusprechen war unheimlich schwer, obwohl ich das, theoretisch gesehen, ja vorhin schon getan hatte. Während ich so da lag, spürte ich deutlich, wie mein Herzschlag sich verschnellerte und hatte allen Ernstes Angst, dass Ardy es bemerken konnte. Da er so dicht bei mir gewesen war und mein Herz pochte, als ob es mir gleich aus der Brust gesprungen wäre, war das gar nicht mal ein unwahrscheinlicher Gedanke.

"Tessa.", sprach er meinen Namen aus, als ich keine Anstalten machte, zu antworten, wobei seine Stimme einen warnenden Ton annahm. "Ich will wissen, was du gerade gesagt hast."

Was ich gesagt hatte? - Etwas dummes. Etwas unheimlich dummes.

"Ich... also, ich...-", meinte ich stotternd, was nicht gerade zu meinem Gunsten war. Ich pausierte und schluckte dann einmal leise, versuchte mich zu sammeln. Während ich wahrscheinlich aussah, wie der letzte Idiot, als ich so stark nachdachte, entschied Ardy sich auf einmal dafür, sich aus meinem Griff zu befreien und meine Arme abzuschütteln. Obwohl ich ihn und seine Lage gut verstehen konnte, wollte ich nicht, dass er mich von sich wegschob... aber natürlich konnte ich nichts dagegen tun und musste mich fügen. Voller Verunsicherung legte ich meine Hände schließlich auf meinen Bauch und begann meine Finger ineinander zu verschränken, bevor ich ein Räuspern ausstieß, um ihn auf die folgenden Worte vorzubereiten. "Ich... ich habe gesagt, dass ich keinen Freund mehr habe. Dass das zwischen uns vorbei ist und dass wir deshalb auch miteinander schlafen können, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen und... und dass wir-"

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt