27 | Der Streit.

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Als ich mich, nach dem Gespräch mit Taddl, so schnell ich konnte, fertig gemacht und verabschiedet hatte, machte ich mich endlich auf den Weg zur Arbeit, zum Kindergarten. - Als ich dort ankam, wohlgemerkt mit guten dreißig Minuten Verspätung, war es zum Glück nicht so schlimm wie erwartet. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich vorher, ungelogen, noch nie zu spät gekommen war. Ich bekam deshalb nur eine kleine Predigt, dass das nicht nochmal vorkommen sollte und konnte dann, zum Glück, ganz normal, wie immer, arbeiten. Zumindest theoretisch. Ich versuchte es, wirklich, aber ich konnte mich einfach nicht richtig konzentrieren, weil ich die ganze Zeit an diese Sache mit Taddl und Ardy denken musste.

Während ich bei den Kindern war, während ich das tat, was ich normalerweise auch tat, überlegte ich die ganze Zeit, was zwischen den beiden vorgefallen sein konnte.

Sogar später, auf dem Nachhauseweg, dachte ich noch darüber nach.
Es beschäftigte mich einfach so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. 
Ich stellte die verschiedensten Theorien auf, eine verrückter als die andere.
Ich musste einfach, für mich selbst, eine plausible Erklärung für das alles finden.

Erst als ich meine Wohnungstür aufgeschlossen hatte, erst als ich im Flur meiner Wohnung stand, fiel es mir ein. Erst dort fiel mir ein, wie dumm ich doch eigentlich gewesen war. Erst dort realisierte ich, wie unnötig mein ganzes Nachdenken doch gewesen war. Ich meine, Gott, ich konnte ja einfach Ardy fragen! Wenn ich Taddl nicht über Ardy ausfragen konnte, fragte ich eben Ardy über Taddl aus. Natürlich! Warum hatte ich nicht ein paar Stunden vorher daran gedacht? Damit hätte ich mir das Kopfzerbrechen ersparen können. Oh Man.

"Ardy? He, Ardy, bist du hier?", rief ich, während ich aus meinen Schuhen schlüpfte und dann sowohl meine Jacke, als auch meine Tasche an die Garderobe hängte. 

"Jahaa! Ich bin im Wohnzimmer!", hörte ich ihn im nächsten Moment brüllen.

Als ich das gehört hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin, während ich gleichzeitig überlegte, wie ich das Thema, über das ich reden wollte, am besten ansprechen sollte. Die Wahrheit konnte ich ihm ja schließlich nicht sagen. Zumindest konnte ich das noch nicht. - Im Wohnzimmer angekommen sah ich, wie Ardy auf dem Sofa saß und auf seinem Handy herumtippte. Er hatte mich anscheinend kommen gehört, denn als ich im Türrahmen stand, sah er sofort auf. "Heyho.", begrüßte er mich grinsend, während er sein Handy neben sich legte und sich durch die Haare fuhr. "Wo warst du heute Nacht? Ich hab' dich vermisst."

"Ach...", winkte ich ab, während ich ein paar Schritte auf das Sofa, und somit auch auf ihn, zuging. "Ich war nur bei meinem Freund. Ich bin in seiner Wohnung eingeschlafen."

Er wackelte mit den Augenbrauen. "Ihr hattet wohl 'ne ziemlich lange Nacht, hm?"

Ich rollte nur mit den Augen und setzte mich, dicht neben ihn, auf das Sofa. - Ich wusste natürlich worauf er anspielte, ging aber nicht groß darauf ein. Ich knuffte ihn nur leicht in die Seite und versuchte dann, ohne großes, unnötiges Gerede, auf den Punkt zu kommen. Ich hatte nämlich wirklich keine Zeit für eine Einleitung in das Thema. "Du, hör mal, ich wollte dich etwas fragen.", meinte ich und schaute ihm direkt in die Augen. "Weißt du, mir ist heute aufgefallen, dass du jetzt schon ziemlich lange bei mir wohnst. Nicht, dass ich was dagegen hätte oder so! Mir wurde nur klar, dass ich gar nicht wirklich weiß, warum du eigentlich hier sein willst... also, warum willst du nicht mehr in deiner eigenen Wohnung leben?"

"Na, weil ich einen Streit mit meinem Mitbewohner hatte.", antwortete er langsam.

Ich verzog die Lippen. "Ja, okay, das weiß ich. Aber was war der Grund für den Streit?"

"Warum willst du das wissen?", fragte er und zog verwundert die Augenbrauen hoch.

"Ich bin nur neugierig. Und ich will mehr über dich erfahren.", meinte ich schnell.

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt