37 | Für den Fall der Fälle.

2.9K 175 43
                                    

Mittwochnachmittag.

"Du hast es also endlich geschafft ihn loszuwerden?", fragte Liz, die gegenüber von mir, auf der anderen Seite des Kleiderständers im Geschäft, in dem wir uns in dem Moment befanden, stand und gleichzeitig auch den Kopf hob, um mich besser anschauen zu können. - Oh, sagte sie 'ihn', meinte sie übrigens Ardy, der mich in der letzten Nacht verlassen hatte. 

"Mhh-hmm, so könnte man's sagen.", entgegnete ich grinsend. "Zumindest für 'ne Woche."

"Nur für 'ne Woche?", hakte sie nach und zog verwundert die Augenbrauen zusammen. "Soll das etwa heißen, dass er, wenn er wieder in Köln ist, zu dir, in deine Wohnung zurückkehrt?"

"Jap, genau das soll es heißen.", sagte ich und strich mir eine Haarsträhne hinter die Ohren. Zwei, oder höchstens drei, Sekunden später nahm ich ein Kleid vom Kleiderständer, welches ich begutachtete und mir dann, nachdem ich es für schön befunden hatte, über meinen Arm warf, wie ich es an dem Tag auch schon mit einigen anderen Kleidungsstücken getan hatte. 

Ich hatte mir nämlich vorgenommen mir endlich mal wieder ein paar schöne Klamotten zu kaufen, weil ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr so richtig shoppen gewesen war. 

"Du, sag mal, is' wahrscheinlich 'ne dumme Frage, aber bekommst du eigentlich irgendwas dafür?", fragte Liz im nächsten Augenblick. "Also dafür, dass du Ardy bei dir wohnen lässt?"

Genau genommen bekam ich ja nichts. Zumindest nichts richtiges. Irgendwie fand ich das ja schon ziemlich scheiße und unfair. Aber irgendwie kam es mir dann doch 'n kleines bisschen übertrieben vor, von ihm etwas dafür zu verlangen. Ich meine, Leute, wir waren wir Freunde. Da konnte ich ihm schlecht sagen, dass ich, wegen einer so kurzen Zeit, Geld von ihm wollte. Wenn er vorhatte noch viel länger bei mir zu bleiben, musste ich irgendwann wohl oder übel darüber nachdenken etwas von ihm zu bekommen, aber bis dahin war es noch eine Weile. 

Im Moment wollte und brauchte ich das einfach nicht. Ich fand es relativ gut, so wie es war. 

Und dann kam mir eine Sache in den Sinn, die er mir doch gab. "Gesellschaft.", scherzte ich.

"Das zählt nicht.", erwiderte sie trocken. "Sowas wie Geld würde zählen. Etwas materielles."

"Hm. Wenn das so ist, bekomme ich nichts.", meinte ich schulterzuckend, woraufhin ich von meiner Freundin nur noch ein halblautes Seufzen und irgendein unverständliches Genuschel zu hören bekam. - Da ich dann nicht mehr viel dazu sagte, ließ Liz sehr bald von dem Thema mit Ardy ab und konzentrierte sich, genauso wie auch ich es tat, wieder auf die Klamotten im Laden, was mit realtiv hoher Wahrscheinlichkeit sogar deutlich besser und entspannter war. 

Ich ging einige Schritte nach links, weiter zum nächsten Kleiderständer und nahm mir in den folgenden Minuten auch einige Klamotten mit, die ich später unbedingt anprobieren wollte. Gerade, als ich einen schwarzen Cardigan gefunden hatte, hörte ich, wie Liz, die einige Meter entfernt von mir war, lauthals nach mir rief, hob meinen Kopf und schaute in ihre Richtung. 

Ich sah, wie sie auf mich zukam. Und zwar mit einem Stapel Unterwäsche in ihren Händen. 

"Hier! Schau dir bitte mal diese Unterwäsche an!", rief sie aufgeregt, als sie direkt neben mir angekommen war. Sie schien kurz zu überlegen, wie sie mir die Sets am besten präsentieren sollte und legte die verschiedenen BHs und Höschen dann schließlich auf das kleine braune Regal, das neben uns stand, damit ich freie Sicht hatte und jedes Teil begutachten konnte. 

"Joa, sieht echt ganz gut aus.", kommentierte ich ihre Funde. "'N bisschen knapp, aber süß."

Der Teil mit dem 'zu knapp' war eigentlich überflüssig gewesen, weil ich wusste, dass sowas für Liz nicht existierte. - Aber, keine Ahnung, ich wollte ihr meine ehrliche Meinung sagen.

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt