56 | Drei Tage.

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Am nächsten Tag.

Die, auf meinen Kuss mit Ardy folgende, Nacht hatte ich leider ziemlich schlaflos verbracht. Ab und zu schaffte ich es zwar ein paar Minuten Schlaf herauszuholen, aber die größte Zeit verbrachte ich, mich hellwach drehend und wendend, in meinem Bett. Das, was mich nicht schlafen ließ, war nicht etwa Lärm von der Straße, oder ähnliches, nein. Es waren meine eigenen Gedanken, die mich wachhielten. Und zwar hauptsächlich die Gedanken, die sich auf meinen vorigen Kuss mit Ardy bezogen. Ich dachte an die Dinge, die er mir an den Kopf geworfen hatte, an die Dinge, die er getan hatte. Ich dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, seine Lippen und Hände auf mir zu spüren. Daran, wie eiskalt und gleichgültig er nach dem Kuss gewesen war... - Kurz, ich stellte Überlegungen zu jeder geschehenen Kleinigkeit auf. Dank meinem viel zu intensiven Kopfzerbrechen kam ich dann irgendwann auch zu Ergebnissen -zu drei, um genau zu sein-, deren Inhalt ich mir ziemlich sicher war.

Erstens: Ardy war ein Arschloch.

Zweitens: Ardy war ein Arschloch.

Und drittens: obwohl ich gezwungen und genötigt worden war -und unter Berücksichtigung der ersten beiden Fakten-, musste ich zugeben, dass ich es irgendwie genossen hatte. Ich hatte es genossen seine Lippen auf mir zu spüren und das war das, was mir unheimlich große Sorgen bereitete. Obwohl ich mir so viele Gedanken darüber gemacht hatte, wusste ich nicht so recht, wie Ardy und ich jetzt zueinander standen. Ich konnte noch nicht mit hundert prozentiger Sicherheit sagen, ob ich ihn mehr mochte, als ich sollte, oder ob ich einfach nur emotional verwirrt war.

Weil ich aber so unsicher und verwirrt war, hatte ich für mich selbst beschlossen, dass ich Ardy nicht mehr länger sehen konnte. Ich konnte nicht weiter mit ihm in einer Wohnung leben. Nicht nach all dem, was zwischen uns passiert war. Nicht den Worten, die gefallen waren und den Taten, die geschehen waren... Der Gedanke, ihn weiterhin jeden Tag sehen zu müssen, erschien mir auf einmal so schlimm und unerträglich, dass ich ihn am liebsten sofort und ohne jede Erklärung rausgeworfen hätte. - Aber, da ich diesen Beschluss mitten in der Nacht traf und Ardy deshalb höchstwahrscheinlich schlief, war das leider nicht möglich. Ich musste also noch darauf warten, dass er wach wurde und dann versuchen, ihm halbwegs vorsichtig beizubringen, dass ich ihn nicht länger sehen konnte. 

Als ich die Sache mit dem Auszug für mich beschlossen hatte -und ich, nebenbei bemerkt, immer noch nicht schlafen konnte-, blieb ich noch für eine Weile in meinem Bett und lag einfach so da. Krampfhaft versuchte ich nicht weiter an Ardy zu denken. Deshalb griff ich auch bald schon nach meinem Handy, das ich auf dem Nachttisch abgelegt hatte, und versuchte meine Zeit mit irgendwelchen beliebigen Spielen totzuschlagen, oder meine Nachrichten auf gewissen sozialen Netzwerken zu checken. 

Und, glaubt's oder nicht, das Internet schaffte es tatsächlich, mich abzulenken.

Die Zeit verging einen Tick schneller und nach dutzenden geschafften Leveln, gelesenen sowie geschriebene Nachrichten und angeschauten Bildern auf Tumblr, entschied ich mich dann endlich dazu, aus meinem Bett zu steigen. Mein Handy legte ich, nachdem ich es ausgeschalten hatte, zurück auf den Nachttisch. Dann warf ich meine Bettdecke zurück und stand auf. Mit schnellen Schritten tapste ich in die Richtung der Tür, die ich öffnete und durch die ich dann auch ging. 

Leise tapste ich durch den Flur, bis ich schließlich in der Küche ankam. 

Dort ging ich sofort zu den Schränken, in denen ich Essen aufbewahrte. Ich öffnete einen nach den anderen und griff nach den verschiedensten Produkten. Es dauerte nicht lange, da hatte ich die Hände auch schon voll mit Brötchen, Marmeladengläsern, Müsli- und Croissantpackungen. Alle diese Dinge balancierend, drehte ich mich auf der Spitze meines Fußes um, nur um dann auf den Tisch zuzugehen und alles, was ich schleppte, dort abzustellen. Nachdem ich jedes Teil platziert hatte, zog ich den Stuhl heraus und ließ mich dann darauf sinken. 

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt