63 | Lass uns Freunde sein.

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Nachdem Ardy mich aus seiner Wohnung geworfen hatte, war ich am Boden zerstört. Ich hatte echt geglaubt, dass der Besuch bei ihm etwas bringen würde. Aber da hatte ich mich gehörig getäuscht. Er hatte mir nicht verziehen, er hatte mir nur noch deutlicher gemacht, dass er mich nicht mehr bei sich haben wollte. Und dieses Wissen tat weh. Es tat verdammt weh. Ich wusste echt nicht, was ich noch tun sollte oder wie ich ihn am Besten umstimmen konnte. Ich wusste nichts. Buchstäblich nichts.

Und deshalb wollte ich auch einfach nur noch zurück nach Hause gehen. 

Ich wollte wieder in meine Wohnung zurückkehren und mich in mein geliebtes Bett werfen. Dort konnte ich mich wieder unter Essen und Filmen vergraben und alle meine Probleme vergessen.

Aber anscheinend war mir nicht mal mehr das vergönnt. 

Als ich in meinem Hausflur angekommen war, traf ich nämlich auf jemanden, den ich nicht erwartet hätte, wiederzusehen. Da ich so schnell ging und unaufmerksam war, wäre ich fast gegen ihn gerannt, aber zum Glück kam es doch nicht dazu, weil ich im letzten Moment stehen blieb. Ich blinzelte, sah ihn geschockt an. Er schaute zurück und umklammerte dabei den kleinen Karton, den er in den Händen hielt. Seine Haare hingen ihm im Gesicht und verdeckten seine Augen, die mich anfunkelten, halb. Er sah noch genau so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nichts an ihm schien sich verändert zu haben.

Nicht, dass das verwunderlich gewesen wäre. Unser letztes Treffen war immerhin nur einige Tage her.

"Taddl?", brachte ich dann endlich heraus. "Was willst du denn hier?"

Er sah mich genauso überrascht an, wie ich es tat, probierte sich zu sammeln und sich vielleicht sogar etwas zu beruhigen. "Ich, uhm- ich bin nur hier, weil ich dir deine Sachen bringen wollte.", sagte er mit brüchiger Stimme, während er mit seinem Kopf in die Richtung des kleinen Kartons in seinen Händen deutete und mir so zeigte, dass meine besagte Sachen sich dort drinnen befanden. "Du weißt schon... Deine vielen Shirts und den ganzen anderen Kram, den du in meiner Wohnung liegen gelassen hast."

Ich blinzelte ein paar Mal überrascht. "Oh. Uhm, wow. Das ist echt... nett. Danke."

"Kein Problem.", erwiderte er schulterzuckend und hielt mir gleichzeitig den Karton vor die Nase. Mit einem unsicheren Lächeln streckte ich meine Hände ebenfalls aus und griff danach. Als ich ihn in den Händen hielt, machte ich ganz schnell einen Schritt nach hinten, um einen wieder gewissen Abstand zwischen uns zu bringen. Taddl merkte das natürlich, sagte aber nichts dazu. Fest umklammerte ich den Karton und sah dabei kurz auf den Boden, weil ich es nicht schaffte, ihm in die Augen zu schauen. 

Gott, war diese Situation unangenehm. 

"Also, uh-...", stammelte ich verlegen. "Ich werd' dann jetzt wohl mal reingehen."

Damit wollte ich mich umdrehen, aber ich wurde auf einmal von Taddl aufgehalten, der sagte, dass ich noch kurz warten sollte. Ich kniff meine Augen zusammen und murmelte ein leises 'scheiße' vor mich hin, hielt aber natürlich inne und blieb da. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit sah ich ihm wieder in seine blauen Augen, versuchte den Blickkontakt beizubehalten. "Was ist denn noch?"

Er biss sich auf die Lippe. "Kann ich vielleicht... mit reinkommen? Zum reden?"

Als ich das hörte, weiteten sich meine Augen. Ich konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Taddl wollte ernsthaft mit mir reden? Nachdem er mich bei unserem letzten Treffen so angebrüllt und verletzt hatte, kam er jetzt erneut an und wollte reden? Ich meine... davon, dass das, nach dem letzten Mal so gar nicht ins Bild passte, mal abgesehen, war ich eigentlich davon ausgegangen, dass zwischen uns beiden bereits alles gesagt war. "Worüber willst du denn noch reden?", wollte ich deshalb wissen. 

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt