38 | Früher als erwartet.

3.1K 167 37
                                    

Freitag, zwei Tage später. irgendwann am späten Abend oder so, nh.

"Kann ich die Augen bitte wieder aufmachen?", flehte ich Taddl, der dicht neben mir herging und meine Hand hielt, um mich in die richtige Richtung führen zu können, an. "...weil, komm jetzt sei mal ganz ehrlich, das hier wird doch langsam ziemlich lächerlich, findest du nicht..?"

Hier mal schnell zum allgemeinen Verständnis: mit dem 'lächerlich' meinte ich die Tatsache, dass er mich, wohlgemerkt blind, an einen, mir unbekannten, Ort geführt hatte, weil er dort, wie er sagte, eine Überraschung vorbereitet hatte und mir diese jetzt zeigen wollte. - Ja klar, eigentlich war das schon eher süß als lächerlich. Also, zumindest theoretisch gesehen. Denn erstens hasste ich es wie die Pest nichts sehen zu können, auf andere Menschen angewiesen sein zu müssen, und zweitens wurde ich einfach das blöde Gefühl nicht los, dass er das alles nur machte, weil er mich Dienstag versetzt hatte und sich deshalb irgendwie schuldig fühlte.

Und ja, ich wollte nicht, dass er solche Dinge nur tat, um seine Schuldgefühle mir gegenüber endlich loswerden zu können. Ich weiß nicht, aber das kam mir so scheiße und so falsch vor. Ich meine, es war doch richtig dumm, wenn man sowas nur machte, wenn man einen Grund dazu hatte. Es war, meiner Meinung nach, viel besser und süßer, wenn man es einfach so tat, ohne Grund, nur weil man der Person, die man mochte, eine kleine Freunde machen wollte.

Aber, ach... keine Ahnung. Vielleicht schätzte ich ihn ja falsch ein. Vielleicht fühlte er sich gar nicht schuldig. Vielleicht tat er es ja sogar nur, weil er mir eine Freude bereiten wollte... hm.

"Nein. Warte noch kurz.", antwortete Taddl plötzlich auf meine Frage. "Wir sind gleich da."

Ich rollte innerlich mit den Augen, als ich das gehört hatte. - 'Wir sind gleich da'. Ja, klar, als ob. Dasselbe hatte er vor einer gefühlten Stunde auch schon einmal gesagt, um mich davon abzuhalten mir meine Umgebung anzuschauen. Das war halt einfach der Standardsatz, den man kleinen Kindern immer wieder sagte, damit sie aufhörten nachzufragen und zu nerven. - Und der Fakt, dass ich in der Situation anscheinend das nervige Kind war, gefiel mir nicht.

...aber es war nicht nur das, nein, diese ganze Unwissenheit im Allgemeinen gefiel mir nicht.

"Wo denn?", hakte ich deshalb nach. "He, komm, jetzt sag mir wenigstens wohin wir gehen."

"Warum sollte ich's dir sagen, wenn du's gleich selbst sehen kannst?", raunte er in mein Ohr, dem er so verdammt nahe war, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte.

Ich atmete gedämpft ein und aus. "Weil ich nicht länger warten will. Ich will's jetzt wissen."

Das schien ihn aber nicht sehr zu interessieren, denn er dachte gar nicht daran mir auch nur ein einziges Wort von seiner Überraschung zu verraten. Er ging gar nicht auf meine Frage ein, sondern blieb plötzlich einfach nur stehen und hielt mich so auch davon ab weiterzugehen. "Achtung, Stufe.", warnte er mich, anstatt mir endlich echte, hilfreiche Antworten zu geben.

Ganz ehrlich, langsam aber sicher wurde mir das alles echt zu blöd. - Ich wollte doch einfach nur endlich wissen wo genau wir uns befanden. Ich wollte es endlich selbst sehen können.

Ich stöhnte leise auf. "Man Taddl, ich kann blind doch keine Treppen hinauflaufen.", maulte ich genervt und weigerte mich stur weiterzugehen. "Du, ich mache jetzt meine Augen auf, ja? Wenn wir eh fast da sind, wo du hinwillst, macht es doch sowieso keinen Unterschied mehr."

Ich wartete nicht darauf, dass er etwas zu meiner gerade eben beschlossenen Entscheidung sagte, sondern öffnete einfach, wie angekündigt, meine Augen. Das Erste, das ich bemerken konnte, war etwas braunes neben mir, und auch die Treppen, von denen Taddl gesprochen hatte, entdeckte ich wenige Zentimeter vor meinen Füßen. Bevor ich jedoch die Möglichkeit bekam mich noch besser in dem Raum umzuschauen, legten sich Taddls Hände über meine Augen und versperrten mir wieder die Sicht. Ich wollte gerade lautstark protestieren, aber er ließ mich nicht mehr zu Wort kommen. "Machst du die Augen auf, halte ich sie dir eben zu."

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt