Kapitel 4: Blaue Augen

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Sonntag, 20.04.

Ich schlug meine Augen auf und ging mir mit der Hand durch mein Gesicht. Ich gähnte und versuchte noch einmal einzuschlafen, aber das klappte nach mehrmaligen Versuchen nicht, also stöhnte ich genervt auf und stand letztendlich doch auf.

Von unten hörte ich schon wieder reges Treiben. Ich zog mir meine Socken, meine Trainingshose und ein T-Shirt an und ging runter, wo meine Eltern zusammen mit Neo, Max, Finn, Nino und Elliot saßen. Haben die eigentlich kein eigenes Leben in ihren Häusern?

„Morgen Prinz.", begrüßte meine Mutter mich. Bei dem Namen verdrehte ich wieder die Augen, aber es war ihr Name für mich und Ethan und das würde wahrscheinlich auch für ewig so bleiben. Solange sie mich nur so nannte, wenn unsere riesige 'Familie' hier war, war alles soweit ok.

„Ganz allein? Wo ist deine Begleitung?", fragte Neo grinsend.

„Was für Begleitung? Neo, du weißt, dass man die Weiber nie mit nach Hause nimmt um sie dort zu Knallen. Das macht man bei ihr zu Hause um morgens schnell abhauen zu können und sie nicht weiß wo man wohnt. Traurig, dass ich dir in deinem Alter noch erklären muss wie man das mit den Weibern macht.", sagte ich herausfordernd.

Neo klappte die Kinnlade runter, genauso wie meiner Mutter. Mein Vater fing an zu lachen und schlug mit mir ein, murmelte irgendwas von wegen 'Mein Sohn - Haha' und bekam von Mum direkt eine gegen den Hinterkopf und einen finsteren Blick. Armer Dad.

„MARLON!", sagte Mum und schaute mich nun auch so an.

„Sorry Mum, aber ist doch so. Wie oft wart ihr bei Dad Zuhause? Bestimmt nicht oft.", sagte ich und wartete auf die Antwort meiner Mutter, die anscheinend nachdachte und ihre Stirn in Falten zog.

„Egal. Aber rede nicht so am Frühstückstisch.", sagte sie und biss in ihr Brötchen rein.

Neo sagte gar nichts mehr dazu und meinte, dass er gehen müsste. Die anderen Jungs folgten ihm und so saß ich nur noch mit meinen Eltern am Tisch. Es war so ruhig. Viel zu ruhig. Das war schon unheimlich. Immerhin kannte man das eigentlich nie.

„Wo sind Am und Et?", fragte ich, als ich den ersten Bissen runter geschluckt hatte.

„Sind sie nicht mit dir nach Hause gekommen?", fragte Mum und zog eine Augenbraue hoch.

„Nein? Ich bin nicht deren Babysitter."

„Ich geh mal in deren Zimmer schauen.", sagte Mum und ging aus dem Raum raus. Dad schaute mich weiter an, sagte aber nichts. Langsam nervte es mich. Wenn er was zu sagen hat, dann soll er es doch sagen und mich nicht stundenlang angucken, dachte ich mir und legte mein Brötchen hin.

„Was?", fragte ich genervt und schaute ihn an.

„Nichts. Aber ist gestern irgendwas passiert?"

„Nein. Alles wie immer."

„Hier ist niemand.", sagte Mum, fast schon panisch, weil Am noch nie ohne ein Wort zu sagen über die Nacht weggeblieben ist.

„Wo könnte sie sein?", fragte Dad mich nun.

Keine Ahnung, wo sie hätte sein können. Das letzte Mal habe ich sie mit Adrian gesehen, als sie sich wieder unterhielten und zusammen lachten, aber das war in unserer Gruppe ja nichts neues. Daher machte ich mir da auch keine weiteren Gedanken drüber.

„Gestern war sie den ganzen Abend mit Adrian am reden. Vielleicht ist sie da. Ruft doch einfach mal an. Sie wird schon bei irgendwem sein.", sagte ich.

Mum schnappte sich das Telefon und rief bei Max an, sagte, dass er mal nachschauen sollte.

Nach ein paar Minuten legte Mum erleichtert auf.

Summer RainWhere stories live. Discover now