Meine Beine!

1.2K 41 3
                                    

Aber was wenn wir das Sorgerecht für Hope nicht bekommen? Dann wüsste ich nicht wie ich weiter leben sollte. Bestimmt dürfen sie nicht einmal besuchen. Zumindestens ich nicht. Taylor darf sie ja sehen. Ich würde echt alles dafür tun die Zeit zurück zu drehen. Ich war damals einfach jung und naiv. Wenn ich heute noch 16 wär und schwanger wäre, hätte ich alles anders gemacht.

"Willst du jetzt noch länger hier draußen stehen bleiben? Meine Stiefschwester beißt auch nicht", erwiederte Taylor plötzlich.

"Ich sollte jetzt wieder gehen. Ich muss Zuhause noch viel erledigen. Ich wollte das alles nur geklärt haben", entgegnete ich.

"Lynn, was ist los?", fragte mich Taylor. Ich sah zu ihn auf.

"Es ist nichts. Ich bin nur müde", sagte ich.

"Okay aber ich fahre dich nach Hause. Ich will nicht, dass du immer mit dem Bus fährst. Es ist gefährlich für Frauen", erwiederte er.

"Taylor ich kann mich auch selber verteidigen, wenn es nötig ist", entgegnete ich.

"Ich mein es doch nur gut. Du bist meine Freundin und ich mache mir nun mal Sorgen", erwiederte er. Was ist eigentlich mit mir los? Ich bin nie so anstrengend und schlecht drauf. Der ganze Druck der letzten Tagen hinterlässt auch bei mir seine Spuren. Es war einfach in kurzer Zeit so viel passiert. Davor war mein Leben langweilig und jetzt. Jetzt hat es sich auf einen Schlag so verändert. Ich habe Taylor wieder und habe meine Tochter nach knapp 2 Jahren wieder gesehen. Und dann kommt ihre Krankheit, was man eigentlich nicht so nennen kann. Dann noch die Sache mit Frau Ehrlich. Langsam kann ich nicht mehr.

"Es tut mir Leid Taylor. Ich brauche nur dringend Schlaf", sagte ich und machte auf einen Satz kehrt. Ich muss jetzt erst einmal alleine sein. Ich muss mich erst einmal neu sammeln. Ich lief eilig zu einer Bushaltestelle.Ich wollte einfach so schnell wie möglich nach Hause.

"Lynn jetzt bleib mal stehen! Du kannst mir nicht sagen, dass alles okay ist", rief mir Taylor nach. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Ich bin es gewohnt meine Gefühle mit mir selber zu vereinbaren. Ich bin nicht der Typ, der seine Gefühle zu gibt. Ich würde niemanden sagen, dass es mir beschissen geht mit der Sitution. Die Ungewissheit. Werden wir die Kleine nun bekommen oder nicht? Das ist die Frage die mich schon die ganze Zeit im Kopf schwirrt. Es macht mich beklopp nichts genaues zu wissen und bis morgen warten zu müssen. Noch eine Enttäuschung würde ich nicht ertragen. Plötzlich wurde ich am Arm gepackt. Ich drehte mich ruckartig um und sah in Taylors Augen. Er sah mich so besorgt an. Ich hasse so einen Blick. Mir geht es gut. Mir geht es gut. Da muss sich niemand Sorgen machen. Ich schaffe das. Ich alleine schaffe das.

Nein ich schaffe es nicht alleine. Mir geht es nicht gut. Mir geht es um ehrlich zu sein mit der Situation beschissen. Ich sollte mir endlich helfen lassen. Immernoch sah mich Taylor eindringlich an. Diesen Blick konnte ich nicht länger standhalten. Plötzlich wurden meine Beine ganz weich. Sie fühlten sich an als wären sie auch Wackelpudding. Ich konnte mich nicht aufrecht halten und fiel so zu Boden. Knieend saß ich nun auf den harten Boden mit den Händen vor meinen Gesicht. Ich konnte einfach nicht mehr. Alles nimmt mich mehr mit als ich zugegeben habe. Alle denken immer ich bin stark obwohl ich innerlich zerbreche. Immer ein Stück mehr.

"Ich kann nicht mehr Taylor. Es ist einfach alles zu viel. Ich will immer, dass alles perfekt ist. Das ich glücklich bin. Ich wollte die Kleine. Ich wollte dich. Ich wollte alles. Aber man kann nicht alles haben", schluchzte ich in meinen Händen.

"Es wird alles gut. Lass dir doch einmal mal helfen", sagte Taylor und kniete sich zu mir unter. Er wollte mich in Arm nehmen aber ich schlug seine Hände weg. Ich wollte gerade einfach nicht berührt werden. Taylor wich erschrocken von mir weg.

"Taylor du hast was besseres verdient als ich. Ich bin nicht gut für dich. Die Kleine sollte nur zu dir. Ich bin keine gute Mutter. Ich habe sie einfach nach der Geburt weggeben. Ich bin eine Rabenmutter auch wenn ich sie jetzt vor ihren Tod gerettet habe. Hätte ich sie erst gar nicht weggeben, wäre sie jetzt überhaupt nicht im Krankenhaus", schluchzte ich weiter. 

"Lynn stehe erst einmal vom Boden auf. Ich will nicht, dass du dir noch eine Erkältung holst", erwiederte Taylor.

"Schau du denkst nur an das. Mir geht es scheiße und du sorgst dich um meine Gesundheit, sagte ich und versuchte wieder aufzustehen, was mir nicht gelang. Ich spürte meine Beine nicht.

"Taylor! Ich spüre meine Beine nicht mehr!", sagte ich panisch. Ich schlug mir mit meinen Händen auf meine Beine. Ich wolte, dass ich sie wieder fühle. Es war nicht, dass sie eingeschlafen waren. Nein in ihnen ist jegliches Gefühle entwichen. Ich konnte es nicht fassen. Das kann doch jetzt nicht sein. Ich habe doch gar nichts gemacht. Wie kann das?

"Wir brauchen dringend einen Krankenwagen. Meine Freundin geht es nicht so gut. Sie spürt ihre Beine nicht mehr", hörte ich Taylor sagen. Ein paar Passanten sahen uns komisch an. Aber das war mir im Moment egal. Ich spüre meine Beine nicht mehr, was schlimmeres kann doch gar nicht passieren.

"Schatz bleib ruhig. Gleich kommt ein Krankenwagen. Gleich wirst du deine Beine wieder spüren", sprach mir Taylor Mut zu. Aber in seinen Augen sah ich dass er genauso erschrocken ist wie ich. Er hatte Angst. Wie ich. Was wenn ich nie wieder meine Beine spüren kann? Was ist das dann mit dem Sorgerecht? Ein Krüppel bekommt bestimmt nicht das Sorgerecht für ein kleines Kind. Ich habe alles versaut. Einfach alles.

Immer und immer wieder schlug ich auf meine Beine ein. Immer und immer fester. Nach einer Weile bahnte sich nur die Tränen meine Wangen herunter.

Nach einer Zeit hielt Taylor meine Arme fest und nahm mich einfach nur in den Arm. Anfangs habe ich mich noch gewehrt aber Taylor war einfach stärker wie ich also gab ich es auf.

"Taylor ich bin ein Krüppel", sagte ich unter Tränen.

"Alles wird wieder gut. Die Ärzte regeln das gleich schon. Also keine Sorgen", erwiederte Taylor. Ich denke er sagte es auch um sich selber zu beruhigen. Nach einer Zeit kam dann endlich ein Krankenwagen und trug mich auf einer Liege in den Wagen.Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich spüre meine Beine nicht mehr. Ich weiß nicht was ich gemacht habe. Ich habe immer gedacht, dass sowas nur bei einen Unfall passieren kann aber doch nicht von nichts.

Ich gab sie weg. Das Leben danachWhere stories live. Discover now