Ein neuer bester Freund

1.1K 35 1
                                    

Und was soll ich jetzt alleine bei mir Zuhause im Rollstuhl machen? Ich fuhr so gut es geht ins Wohnzimmer. Das war gar nicht so leicht. Bei anderen die im Rollstuhl sitzen, sieht es immer so einfach aus. Aber bei mir klappt das irgendwie nicht richtig. Der Rollstuhl will mir nicht gehorchen. Als ich nach einer halben Stunde die 5 Meter in meinen Wohnzimmer geschafft habe, war ich schweißgebadet. Wieso ist das so anstrengend? Ich kann mir nicht vorstellen mein Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen zu sein. Ich habe ja jetzt schon die Schnauze voll. Mein Leben ist für immer zerstört. Missmustig schaltete ich den Fernseher an und schaltete durch die Programm. Es läuft einfach nichts gescheites. Wie immer also.

Gelangweilt sah ich mir dann eine Comedyshow an als es klingelte. Muss jetzt jemand klingeln? Ist bestimmt eh nicht wichtig. Bis ich an der Tür bin ist Weihnachten. Ich brauche immerhin eine halbe Stunde. Als ging ich erst gar nicht zur Tür. Reden wollte ich wieso mit niemanden. Ich will einfach nur alleine sein.

"Lynn bist du Zuhause? Ich bins Lukas", hörte ich ihn rufen. Lukas. Was will er denn jetzt hier? Er soll mich doch nicht im Rollstuhl sehen.

"Es ist gerade sehr schlecht", rief ich zurück.

"Ich habe aber eine Überraschung für dich. Das wird dir bestimmt gefallen. Es dauert auch nicht lange", entgegnete er.

"Aber da gibt es ein großes Problem", erwiederte ich.

"Das wäre?", fragte Lukas nach.

"Ich kann die Tür nicht öffnen. Okay könnte ich schon aber das würde sehr lange dauern", sagte ich.

"Hä das muss ich jetzt nicht verstehen oder?", fragte Lukas irritiert.

"Du siehst es gleich unter der Fußmatte befindet sich ein Schlüssel", entgegnete ich und schon hörte ich wie sich die Tür öffnete. Es näherten sich Schritte. Wie wird er wohl reagieren? Ich im Rollstuhl. Gerade war noch alles gut und jetzt bin ich an diesen Stuhl gefesselt. Dann stand er im Türrahmen und starrte mich an.

"Machst du irgendwie so einen Test?", fragte mich Lukas nach einer Weile.

"Wie was für einen Test? Ich sitze im Rollstuhl. Ich kann meine Beine nicht mehr spüren", sagte ich und Lukas schaute mich nur geschockt an.

"Wie kann das denn? Gerade war doch noch alles okay", sagte er.

"Ich kann es auch noch nicht verstehen. Die Ärzte meinten, dass das mit dem Kopf zu tun hat. Also viel Stress in der letzten Zeit", erwiederte ich.

"Das ist echt krass. Wie kommst du damit klar und was ist jetzt mit deiner Tochter?", fing er an zu fragen.

"Wie soll ich da schon mit klarkommen. Ich kann mir nicht vorstellen mein Leben lang in diesen Rollstuhl gefangen zu sein. Mein Po tut jetzt schon total weh und solange sitze ich da noch nicht drin außerdem kann ich dieses Ding nicht bedienen. Ich habe geschlagene 30 Minuten vom Flur bis hierhin gebraucht und mein Freund wird das Sorgercht für Hope beantragen. Er hat bessere Chancen alleine", entgegnete ich.

"Sag doch sowas nicht. Frauen im Rollstuhl können sich durch aus um ein Kind kümmern", erwiederte Lukas.

"Ja aber ich will das einfach nicht. Ich kann nichts mit meiner Tochter unternehmen. Ich will das einfach nicht Lukas. Ich will, dass meine Tochter unbeschwert aufwächst", sagte ich betrübt.

"Für Hope ist es doch wichtig überhaupt eine Mutter zu haben. Deine Tochter braucht dich mehr den je. Du hast ihr doch ihr Leben gerettet. Irgendwann wird sie Kontakt zu dir haben wollen. Was wilst du ihr denn dann sagen?", entgegnete Lukas.

"Lukas ich habe sie schon mal weggegeben. Ich bin und bleibe einfach eine Rabenmutter. Sowas ist einfach unverzeihlich", erwiederte ich ich.

"Lynn sie wird dir verzeihen und warst jung. Aber immerhin bist du noch zur Besinnung gekommen und kämpft für sie. Du kannst doch jetzt nicht einfach kurz vor der Entscheidung aufgeben. Morgen wird das Sorgerecht stehen, da kannst du jetzt nicht einfach kneifen und in selbstmitleid  versinken", erwiederte Lukas. Er hat doch recht. Ich kann doch nicht ein Leben lang in meiner Wohnung sitzen. Ich will meine Tochter nicht im Stich lassen. Ich will sie aufwachsen sehen. Ich habe doch schon genug verpasst. Sie soll mich später nicht hassen.

"Danke Lukas", sagte ich.

"Wofür denn? Ich habe nur gesagt was ich meine", entgegnete er.

"Trotzdem aber wo ist jetzt eigentlich meine Überraschung?", fragte ich nach.

"Ja die willst du jetzt haben ne", sagte er.

"Ja will ich also?", fragte ich weiter.

"Ich habe was für das Kinderzimmer gekauft aber ich weiß ja nicht ob du es noch benötigst", erwiederte er dann.

"Ich brauche noch alles für ihr Kinderzimmer aber ich brauche nur Hilfe. Ich kann nicht mehr so viel alleine machen", entgegnete ich lächelnd.

"Ich habe ihr ein wunderschönes Prinzessinenbett gekauft", sagte er grinsend.

"Lukas das wäre doch nicht nötig gewesen", erwiederte ich.

"Ich wollte dir eine Freude machen", sagte er.

"Aber das Bett hat bestimmt ein Vermögen gekostet. Du bekommst es natürlich wieder", erwiederte ich.

"Nein es ist ein Geschenk aber dafür musst du mir was versprechen", sagte er und setzte sich vor mir auf die Couch. Er nahm meine Hand. Ich sah ihn an damit er weiter redete.

"Ich will das du mir versprichst, dass du nicht aufgeben wirst zu kämpfen. Du wirst wieder laufen können. Für deine Tochter wirst du kämpfen. Sie braucht dich. Sie will mit dir Schlittschuhe laufen gehen. Sie will dass du ihr das Tanzen beibringst. Sie will mit dir shoppen gehen. Das alles und noch viel mehr, will sie mit IHRER Mutter erleben", entgegnete Lukas und mir kullerten Tränen die Wangen runter. Ich muss für meine Tochter wieder laufen können. Ich will sie nicht verlieren, nicht noch einmal. Denn das würde ich nicht ertragen. 

Warum tut Lukas das alles hier? Wir kennen uns gar nicht.

"Warum tust du das alles für mich?", fragte ich und blickte ihn an.

"Ich weiß es selber nicht aber ich habe irgendwie das Bedürfnis dir zu helfen. Vielleicht weil ich genau weiß, wie es ist jung Vater oder Mutter zu werden. Außerdem hat mich deine Geschichte sehr mitgenommen", entgegnete er.

"Lukas ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll. Du hast mir meinen Mut zurück gegeben", erwiederte ich.

"Du musst mir nicht danken aber vielleicht sollten wir das Bett schon mal aufbauen. Du kannst mir ja gerne helfen, wenn du möchtest", sagte er.

"Okay ich kann es ja wenigstens versuchen zu helfen", sagte ich.

"Okay gut. Ich werden das Bett dann mal aus meinen Auto holen", sagte er und verschwand. Nach einer Weile kam er wieder und stellte die einzelnen Teile in das ehemalige Büro. Dann kam er zu mir und schob mich auch dort hin. Dann machten wir uns an das Bett. Nach einer guten Stunde stand es dann. Wow es war wunderschön. Es ist einfach perfekt für Hope.

"Danke Lukas es ist wunder schön das Bett", erwiederte ich dankend.

"Mach ich doch gerne", sagte er.

Wir machten uns noch auf der Couch bequem und schauten uns einen Film an. Nach einer Zeit bestellten wir uns noch jeweils eine Pizza. Wir lernten uns besser kennen und ich fande Lukas total nett. Er kann ein bester Freund werden. Außerdem kann er mir gute Tipps mit dem Umgang von Kindern geben. Nach einer Weile bin ich dann wohl eingeschlafen, da ich nichts mehr von dem Film mitbekam.

Ich gab sie weg. Das Leben danachWhere stories live. Discover now